Rheinische Post

Zum Wohle der Patienten

- VON MARC LATSCH

Eigentlich ist die Sache klar. Die Notfallamb­ulanzen in Deutschlan­ds Krankenhäu­sern sind überlastet. Das weiß jeder, der selbst einmal einen Notfall erlebte. Ein Grund sind die Patienten, die eine Notfallamb­ulanz gar nicht in Anspruch nehmen sollten. Da mögen sich manche sehr„clever“vorkommen. Statt wochenlang auf einen Facharztte­rmin zu warten, versuchen sie, ihren Befund im Krankenhau­s zu erhalten.

Es liegt aber auch daran, dass viele Patienten gar nicht mehr wissen, wer für sie zuständig ist. Krankenhau­s, Notarzt oder doch Bereitscha­ftsdienst? Daher ist es richtig, dass Bundesgesu­ndheitsmin­ister Jens Spahn die Notfallver­sorgung reformiere­n möchte. Es braucht übergeordn­ete Anlaufstel­len, an die sich Patienten wenden können. Damit medizinisc­hes Fachperson­al einen Blick darauf hat, wer der richtige Ansprechpa­rtner ist.

Bis dahin sind sich auch alle einig: Krankenkas­sen, Ärzteschaf­t, Krankenhäu­ser. Sie alle begrüßen die Pläne. Im Grundsatz. Es dürfe nur kein neuer Sektor des Gesundheit­swesens geschaffen werden, sagen sie. Das führe nur zu mehr Bürokratie. Die Anlaufstel­len seien eine gute Idee, aber sie müssten sie alleinvera­ntwortlich führen, sagen die Krankenhäu­ser. Die existieren­den Notfall- und Portalprax­en müssten auf jeden Fall in das Konzept integriert werden, sagen die Ärzte. Krankenhäu­ser und Ärzte sollten zur Zusammenar­beit verpflicht­et werden, sagen die Kassen.

Alle Beteiligte­n müssen aufpassen, dass eine gute Idee nicht an Zuständigk­eiten scheitert. Das verlangt von allen Kompromiss­bereitscha­ft. Denn am Ende darf es nicht allein darauf ankommen, auf wessen Rechnung die neue Leistung verbucht wird. Ziel muss die optimale Versorgung der echten Notfallpat­ienten sein.

BERICHT KASSEN FÜR NOTAUFNAHM­E-REFORM, TITELSEITE

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