Die Bundesliga-Tabelle der Lieblinge
So sähe das Klassement in der höchsten deutschen Spielklasse aus, wenn es nur nach Sympathien ginge.
DÜSSELDORF An vieles im Leben hat man sich gewöhnt. Der FC Bayern München wird zum Beispiel sehr zuverlässig sehr oft Deutscher Meister. Und es ist nun auch keine ausgemachte Überraschung, dass er bei den Beliebtheitswerten ganz vorne rangiert. Es ist halt angenehmer, mit einem Gewinner-Verein zu sympathisieren, als sich ständig von Kollegen und Freunden wegen seiner Gurkentruppe veräppeln zu lassen.
Letzteres müssen sich auch die Fans von Borussia Mönchengladbach nicht antun, der Traditionsklub vom Niederrhein ist schließlich weit davon entfernt, zur Kategorie „nicht erfolgreich“zu gehören. In den vergangenen acht Saisons erreichte Gladbach einen einstelligen Tabellenplatz, in der vergangenen Spielzeit wurden sie unter Trainer Dieter Hecking, der nun beim Hamburger SV tätig ist, Fünfter und dürfen daher in dieser Saison, mit Marco Rose als Coach, in der Europa League antreten.
Doch zur absoluten Spitze gehört die Borussia aus Mönchengladbach auf dem Platz noch nicht. Abseits des Spielfeldes liegt der Klub aber sehr weit oben in der Gunst der Bevölkerung. Dort muss sich Gladbach nicht „nur“mit der Europa League zufrieden geben, sondern gehört sogar zur Champions League – zum erlesenen Kreis der Vereinsvertreter.
Nach einer Beliebtheitsstudie der Vereine aus der Fußball-Bundesliga der SLC Management GmbH muss sich Gladbach zwar auch den Liga-Köpfen Bayern München und Borussia Dortmund geschlagen geben, belegt aber mit Rang drei dennoch einen absoluten Spitzenplatz. „Diese Einschätzung bestätigt das, was ich in meinen ersten Monaten hier in Mönchengladbach erlebt habe“, sagt Rose. „Das hat man sich hart erarbeitet, der ganze Verein und die Fans, mit demVerhalten und die Werte, die die Borussia repräsentiert. Das tut gut und ist eine Verpflichtung für uns alle, weiter daran zu arbeiten.“
Die Studie ist nicht der einzige Anhaltspunkt der dafür spricht, dass Gladbach ein Verein ist, bei denen es vielen leicht fällt, ihn für sympathisch zu befinden. Die Fohlenelf gilt als der Klub, der am wenigsten polarisiert, das Streitpotenzial ist also recht gering. In den sogenannten Sozialen Netzwerken gibt es dazu durchaus auch andere Meinungen. Außerdem ist derVerein bei der jährlichen Erhebung der „Analysegesellschaft ServiceValue“zum siebten Mal in Folge zum familienfreundlichsten Verein der Bundesliga ausgezeichnet worden. Dort ist Gladbach schon dauerhaft vor Dortmund (3.) und den Bayern (4.) platziert.
All das bedeutet den handelnden Personen in Mönchengladbach viel. Aktionen wie der Fantag kurz vor dem Auftakt in die Bundesliga-Saison, bei dem in diesem Jahr 50.000 Fans auf das Gelände am Borussia-Park strömten, haben einen hohen Stellenwert dort. Der Verein, seine Verantwortlichen wie Sportdirektor Max Eberl, Präsident Rolf Königs, die Vize-Präsidenten Rainer Bonhof und Hans Meyer, das Trainerteam um Rose sowie die Spieler sind nah an den Fans. Nach öffentlichen Einheiten stehen sie ihnen lange für Autogramme oder Selfies zur Verfügung.
Dies führt dazu, dass Gladbach nicht nur auf dem heimischen Grund einen sympathischen Ruf hat, sondern auch über die niederrheinischen Grenzen hinaus – wie auch die neueste Untersuchung der Beliebtheitswerte belegt. „Aber ich würde gerne drei bis vier Plätze abgeben, um in der Tabelle ganz oben zu stehen“, betont Rose, dass der sportliche Werdegang nach wie vor im Vordergrund steht – auch in Mönchengladbach.
Die Studie basiert auf zwei Säulen. Objektive Kriterien wie Anzahl der Fanklubs, Sky-Reichweite, Stadionbesucher, Social Media, Mitglieder und Sponsoring. Und subjektive Kriterien wie allgemeine Beliebtheit, Kundenzufriedenheit, Stimmung im Stadion. Die drei Aufsteiger Paderborn, Köln und Union Berlin wurden bei dieser Erhebung nicht berücksichtigt. Im letzten Bundesligajahr der Kölner rangierten sie indes in den Top-5.
Beachtlich: Hannover 96 hat als einziger Klub das Kunststück vollbracht, nicht einmal über 100 Punkte zu kommen. Größter Gewinner in diesem Jahr: Eintracht Frankfurt klettert in der Beliebtheit um satte fünf Plätze. Interessant: Der Faktor Tradition hat nur einen begrenzten Einfluss auf das Ergebnis gehabt – RB Leipzig landete auf Position sieben, Leverkusen auf einem respektablen neunten Platz.