Die Poesie darf drei Tage lang im Heine-Haus feiern
Ein geeintes Europa – einst Utopie, heute Wirklichkeit – gerät in den vergangenen Jahren immer mehr unter politischen Druck. Um dem entgegenzuwirken, unternahmen Jan Wagner und Federico Italiano eine Reise durch Europa, auf der Suche nach zeitgenössischen Poeten.
Mit„GrandTour – Reisen durch die junge Lyrik Europas“stellen die beiden Autoren das Ergebnis ihrer Reisen am 6. September auf dem dreitägigen Poesie-Fest im Heine-Haus vor. „Das ist ein großer Band über Europa, der zeigt, dass es in allen Ländern eine ganz lebendige Lyrik-Szene gibt“, sagt Rudolf Müller, Inhaber der Literaturhandlung im Heine-Haus und Organisator des Poesie-Festes. Jan Wagner machte 2015 von sich reden, als er als erster Lyriker den Preis der Leipziger Buchmesse in der Kategorie Belletristik verliehen bekam. Zwei Jahre später folgte dann der renommierte Georg-Büchner-Preis.
Am Samstag werden im Rahmen des dreitägigen Festes drei Lyriker zu Gast sein, die auch in dem fast 600 Seiten starken „Grand Tour“-Band vertreten sind. Die in Polen geborene deutsche Lyrikerin Dagmara Kraus wird aus ihren avantgardistischen Debütband „kummerang“lesen. Danach wird Ales Steger mit dem Schriftsteller und Journalisten Tobias Lehmkuhl über sein Werk sprechen. Der Slowene Steger ist in seiner Heimat ein Lyrik-Star. Seine poetische Prosa ist am Leben orientiert und zeichnet sich durch feine Beobachtungen von Allerweltsszenen aus. Zum Schluss des Abends wird sich Hausherr Müller mit Fiston Mwanza Mujila unterhalten. „Seine Performances sind eine Wucht, weil sie von innen heraus kommen und dadurch nicht gekünstelt wirken“, sagt Müller über den Kongolesen, der seit zehn Jahren in Graz wohnt. Für seinen Debütroman „Tram83“stand Mujila 2015 sogar auf der Longlist für den Man Booker International Prize.
Am Sonntag endet das Poesie-Fest dann mit der Verleihung des PoesieDebütPreis Düsseldorf. Nachdem der seit 2016 bestehende Preis jährlich vergeben wurde, findet die Verleihung nun erstmals im jährlichen Wechsel mit dem renommierten Heinrich-Heine-Preis der Stadt Düsseldorf statt, der 2018 an Leoluca Orlando vergeben wurde. Die mit 5000 Euro dotierte Poesie-Auszeichnung geht in diesem Jahr an Sebastian Unger für seinen Lyrik-Erstling „Die Tiere wissen noch nicht Bescheid“.
„Ungers Lyrik hängt nicht in der Luft, sondern nimmt mit Büchners Lenz Anleihen aus der Literatur“, sagt Müller. Die Laudatio auf Ungers Debüt wird die Dichterin Monika Rinck halten. www.heinehaus.de