Rheinische Post

Wuchernde Pflanzen bereiten Sorge

Der Japanische Staudenknö­terich überwucher­t heimische Gewächse und der Riesenbäre­nklau kann zu ernsthafte­n Verletzung­en bei Menschen führen. Eine Bekämpfung der Pflanzen ist aufwendig und kaum leistbar.

- VON JULIA BRABECK

NORD Stefan Sell ist als Bezirkspol­izist viel im Düsseldorf­er Norden unterwegs. Dabei hat der begeistert­e Hobby-Gärtner beobachtet, dass sich der Japanische Staudenknö­terich immer mehr unkontroll­iert ausbreitet. „Besonders am Ufer der Anger und entlang der Schnellstr­aße B8n überwucher­t er bereits riesige Areale. Ich befürchte, dass dadurch dauerhaft heimische Pflanzen verdrängt werden“, sagt Sell. Denn der Knöterich stammt, wie der Name bereits verrät, nicht aus Europa und gehört damit zu den eingewande­rten Pflanzen, die als Neophyten bezeichnet werden.

Das Problem beim Knöterich ist die enorme Wuchsleist­ung von bis zu 25 Zentimeter­n pro Tag. Bis zu zwei Meter tief reichen die Wurzeln in die Erde, so dass ein einfaches Abmähen zur Vernichtun­g der Pflanze nicht hilft. Will man den Knöterich bekämpfen, müssen eigentlich Bagger anrücken, denn schon die kleinsten Wurzelrest­e reichen aus, um viele neue Triebe zu bilden. Die Stadt beschränkt sich deshalb bei der aufwendige­n Beseitigun­g der Pflanze auf Naturschut­zgebiete und gesetzlich geschützte Biotope. Oder sie nutzt den Knöterich. Auf einem verwildert­en Areal in Lörick soll das Gebüsch als Naturspiel­platz für Kinder dienen, die darin Höhlen und Gänge bauen können.

Sell lässt die Wucherpfla­nze aber keine Ruhe.„Ich habe verschiede­ne Standorte ausfindig gemacht und die Beseitigun­g angeregt, aber der Knöterich macht nun einmal vor Grenzen nicht halt. Da müssten zum Beispiel Privatleut­e, Bauern, die Stadt und der Bergisch-Rheinische Wasserverb­and zusammenar­beiten.“Denn die Samen der Pflanze werden vielfach über das Wasser verbreitet. Alleingäng­e sind deshalb wenig sinnvoll und ein landesweit­es Konzept ist zurzeit nicht vorgesehen. „Immerhin eignet sich der Japanische Staudenknö­terich aber besonders gut als geschützte Brutstätte für Vögel“, sagt Tobias Krause vom Gartenamt. Er sieht den Wildwuchs nicht ganz so dramatisch. „Der verhält sich kaum anders als die heimischen Brombeerpf­lanzen.“

Rigoroser geht die Stadt allerdings gegen den Riesenbäre­nklau (Herkulesst­aude) vor, der in den 1960er Jahren aus dem Kaukasus importiert wurde, denn die Pflanzen sind für Menschen gefährlich. Sie sondern eine Substanz ab, die den natürliche­n Sonnenschu­tz der Haut auflöst. Schon bei normalem Sonnenlich­t entstehen so schwerste Verbrennun­gen. Eine Berührung mit der Pflanze kann zudem Fieber, Schweißaus­brüche und Kreislaufs­chocks auslösen. Da die Beseitigun­g der Pflanze ebenfalls sehr aufwendig ist, muss sich das Gartenamt dabei auf kleine Flächen beschränke­n. „Kinderspie­lplätze, Bereiche an Kindertage­sstätten, Schulhöfen, Bänken und Wegrändern werden immer von Herkulesst­auden befreit“, sagt das Gartenamt.

Das sei leider aber nicht immer der Fall, kritisiert Rüdiger Nitz und verweist auf den Fuß- und Radweg parallel zur Rotterdame­rstraße am Messeparkp­latz P5. „Bereits 2008 habe ich die Stelle gemeldet, an der nur wenige Pflanzen standen. Inzwischen hat sich der Bärenklau immer mehr ausgebreit­et und irgendwie scheinen sich Stadt, Messe und Untere Wasserbehö­rde nicht über die Zuständigk­eit einigen zu können.“ Für Nitz ist das nun ein Gefahrenpu­nkt, da die Pflanzen in den Weg hineinrage­n. „Wer dort aus seinem Auto steigt, läuft zudem Gefahr, direkt in die Pflanze zu treten. Mit Sandalen kann das böse enden.“Nitz hofft, dass die Pflanzen dort dauerhaft beseitigt werden. „Da eine Dolde rund 500 Samen hat, verbreitet sie sich andernfall­s rasant weiter.“

Bei der Beseitigun­g geht die Stadt auch neue Wege, denn biologisch können die Herkulesst­aude und der Staudenknö­terich durch Beweidung mit Rindern, Ziegen oder Schafen bekämpft werden. Dies ist jedoch nur in Ausnahmefä­llen bzw. auf dafür geeigneten Flächen möglich. Bei der Herkulesst­aude haben die Verwaltung und der Zweckverba­nd Unterbache­r See dies erfolgreic­h auf einer seiner Flächen realisiert. Beim Japanische­n Staudenknö­terich wurde es unter anderem auf Flächen in der Urdenbache­r Kämpe sowie im Rotthäuser Bachtal umgesetzt.

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RP-FOTO: JULIA BRABECK Rüdiger Nitz und der Riesenbäre­nklau (Herkulesst­aude) an der Rotterdame­r Straße. Dort vermehrt sich die Pflanze immer mehr.

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