Generationswechsel im Werkladen
Vor 40 Jahren eröffnete Barbara Thiele das Geschäft an der Börchemstraße. Nun übernehmen ihre beiden Töchter den Laden.
BENRATH Wenn Anne und Corinn Thiele als Kinder zum Geburtstag einluden, dann ging es nicht ins Schwimmbad oder zum Bowlen, sondern es wurde gemeinsam gebastelt und jeder nahm anschließend ein selbstgemachtes Werk nach Hause mit. Familie Thiele und Basteln oder Werkeln — das gehört seit 40 Jahren zusammen. Seit dieser Zeit hat Barbara Thiele, die Mutter der beiden Schwestern, denWerkladen an der Börchemstraße geführt. Am Samstag feiert die Familie das Jubiläum, das zugleich eine Übergabe an die nächste Generation ist: Mutter Barbara geht in den Ruhestand und die beiden Töchter führen gemeinsam das Unternehmen.
Kreativität ist für die beiden ein Muss. „Wenn ich ein Geburtstagsoder Weihnachtsgeschenk brauche, tue ich mich schwer, etwas zu kaufen. Wenn ich nicht selbst etwas mache, habe ich das Gefühl, ich habe mir nicht genug Mühe gegeben“, sagt Anne Thiele (35), die ältere von beiden, und lacht. Schon als Jugendliche haben die Schwestern im Familienunternehmen geholfen, bei der Inventur, oder beim Kinderfest Benrath kleine Mädchen und Jungen geschminkt.„Wir haben beide Gestalterin für visuelles Marketing gelernt, was früher Dekorateurin oder Schauwerbegestalter hieß“, sagt Corinn (32). Nachdem sie sich eine Zeit lang im sozialen Bereich engagiert hatte, stieg sie vor fünf Jahren ins Geschäft ein. Anne Thiele hatte sich in der Tanzpädagogik umgeschaut, sich aber beruflich schon vor zehn Jahren für den Werkladen entschieden.
Das Geschäft versorgt Kunden, die Spaß an Kreativität haben, mit mehr als 10.000 Artikeln – von Wolle über Perlen für Schmuck, von Farben bis Fimo. Gegenüber dem Online-Handel bieten die Schwestern den Vorteil, dass die Kunden auch kleine Mengen kaufen können. Doch allein darauf wollen sie sich nicht verlassen. Vor zwei Jahren gestalteten sie den Keller zu einem Kursraum um. Dabei halfen auch die Ehemänner der beiden mit. „Wir sind eben ein richtiges Familienunternehmen“, sagt Anne Thiele. Im farbig gestalteten Keller können Interessierte Workshops besuchen und verschiedene Techniken ausprobieren und lernen. Dort richten die Schwestern aber auch Kindergeburtstage und Junggesellinnenabschiede aus.
Gebastelt wird das ganze Jahr: Gerade kaufen noch ein paar Nachzügler Materialien für die Schultüte, und dann geht es schon weiter mit Martinslaternen. „Von Oktober bis Dezember steppt bei uns der Bär“, sagt Anne Thiele. Der Schaffensdrang der Kunden richtet sich nicht nur auf Adventskalender und -kränze,Weihnachts- und Grußkarten. In der dunkleren Jahreszeit haben die Menschen mehr Spaß am Stricken und an anderen handwerklichen Dingen, die das Leben schöner macht. Tipps zum Selbermachen gibt es auf der Homepage und in den Sozialen Medien.
Im Januar geht es für die beiden auch gleich zur großen Messe in Frankfurt, um die neuesten Trends zu sehen und für denWerkladen einzukaufen. „Das macht richtig viel Spaß“, sagt Corinn Thiele. Neuheiten, die bei den Kunden gut ankommen, greifen sie auf. So haben sie eine Plottermaschine gekauft, mit der Schriftzüge und kleine Figuren aus ganz unterschiedlichen Materialien ausgeschnitten werden können. Wie das funktioniert., führen sie am Samstag vor. Dort können Kunden auch innerhalb von 20 Minuten eine Mütze mit der Maschine stricken, Traumfänger gestalten oder Schmuckstücke in 3D sticken. „Wir freuen uns, wenn ganz viele kommen“, sagen die Schwestern.