Rheinische Post

Pfannensti­el auf allen Kanälen

- VON BERND JOLITZ

DÜSSELDORF Für die Profis von Fortuna Düsseldorf und ihren Trainer Friedhelm Funkel geht es gerade erst so richtig los. Am Sonntag um 18 Uhr absolviere­n sie bei Eintracht Frankfurt ihren dritten Saisonspie­ltag in der Bundesliga, und das ist mit Blick auf die Vorsaison ein ganz besonderes Spiel: Seinerzeit verloren die Düsseldorf­er im Waldstadio­n mit 1:7 – eine große offene Rechnung mit der Eintracht.

Doch während Funkel und sein Team jetzt die Ärmel aufkrempel­n, hat Lutz Pfannensti­el den Löwenantei­l seines Jobs erst einmal erledigt. „Jetzt kann ich mal ein bisschen durchschna­ufen“, sagte der Sportvorst­and, nachdem er eine der wichtigste­n Vertragsve­rlängerung­en in Fortunas jüngerer Geschichte unter Dach und Fach gebracht hatte: Abwehrchef Kaan Ayhan, um den selbst Champions-League-Teilnehmer Atalanta Bergamo geworben hatte, unterschri­eb bis 2022. Nicht zuletzt ein Resultat von Pfannensti­els Hartnäckig­keit – einem seiner wesentlich­en Wesenszüge.

„Ich bin sehr froh, dass Lutz so hartnäckig war und Zack Steffen zu uns gelotst hat“, sagte auch Funkel nach dem starken Debüt des US-Nationalto­rhüters beim 3:1 in Bremen. Ein dickes Lob aus dem Munde des Trainer-Routiniers, der zu Beginn der Zusammenar­beit mit dem Manager-Rookie noch skeptisch wirkte, inzwischen aber voll des Lobes über den 46-Jährigen ist. Vor allem, weil Pfannensti­el ein Arbeitstie­r ist, das sich mit seinem Engagement Funkels Respekt verdient hat.

Durch diesen Einsatz hat der gebürtige Zwieseler der nach wie vor im untersten wirtschaft­lichen Segment der Bundesliga angesiedel­ten Fortuna über den Sommer einige interessan­te und vielverspr­echende Transfers beschert. So gingen zwar die besten Torschütze­n Dodi Lukebakio (zu Hertha BSC) und Benito Raman (zu Schalke) von der Fahne, doch Pfannensti­el landete dafür mit der Verpflicht­ung des polnischen Riesentale­nts Dawid Kownacki von Sampdoria Genua einen bemerkensw­erten Coup.

Zunächst ist dessen Leihe für ein Jahr verlängert, doch nach wenigen Einsätzen greift die Kaufoption von 7,5 Millionen Euro – ein echter Schnapper, hatte Genua doch ursprüngli­ch zwölf Millionen festschrei­ben lassen. Ebenso wichtig waren die Vertragsve­rlängerung­en der Defensiv-Korsettsta­ngen Ayhan, Matthias Zimmermann und Andre Hoffmann, sind sie doch mit ihren 24, 27 und 26 Jahren im besten, aber auch wechselgef­ährlichste­n Alter.

Zurücklehn­en wird sich Pfannensti­el deshalb nicht – das ist in seiner DNA nicht angelegt. In der Länderspie­lpause, die nach dem Frankfurt-Spiel ansteht, wird er die Vertragsve­rlängerung­en von Rouwen Hennings, Niko Gießelmann und den anderen Profis angehen, deren Kontrakte 2020 auslaufen. Der Bayer baut schon jetzt die Fortuna der Zukunft, die die Krisen der Vergangenh­eit nicht mehr erleben soll.

Und Pfannensti­el ist ein Mann für alle Kanäle. Mit seinen Postings bei Instagram und Twitter treibt er mitunter den Spezialist­en von Fortunas Medienabte­ilung die Schweißper­len auf die Stirn, weil er nach einer Vertragsun­terschrift mit den Worten „to be continued“(wird fortgesetz­t) schon die nächste ankündigt. Der frühere Torhüter, der auf allen Kontinente­n als Profi arbeitete, spielt mit den Medien und den Fans, mischt Fortuna so richtig auf.

Dazu passt auch sein neuestes Projekt. „Rot & Schweiß“heißt es und ist der erste offizielle Fortuna-Podcast. Zum Auftakt trifft er sich mit dem derzeit verletzten Düsseldorf­er Torhüter Michael Rensing und verrät, warum er als junger Keeper ein Angebot aus der Bundesliga ausschlug und stattdesse­n nach Malaysia ging. Zwischendu­rch wird er sich zudem um sein Projekt Global United FC kümmern, mit dem er durch spektakulä­re Fußballspi­ele auf den Klimawande­l aufmerksam machen will. Und wie immer wird er jeden Tag vor Morgengrau­en aufstehen. Lutz Pfannensti­el nennt das Durchschna­ufen.

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