Rheinische Post

Neuer Familiense­rvice für Arbeitnehm­er

Die Arbeiterwo­hlfahrt startet ein innovative­s Projekt am Seestern mit Kinderbetr­euung und Pflegebera­tung.

- VON STEFAN OSORIO-KÖNIG

DieVereinb­arkeit von Beruf und Privatlebe­n wird für Beschäftig­te immer wichtiger. Firmen, die solche Angebote schaffen, haben einen Wettbewerb­svorteil bei der Suche und der Bindung von Fachkräfte­n. Davon ist man bei der Arbeiterwo­hlfahrt Düsseldorf überzeugt. Deswegen startet die Awo.Dus GmbH im Herbst ein neues Service-Angebot für Unternehme­n am Seestern. Dabei steht die betrieblic­he Kinderbetr­euung, aber auch die Sozial- und Pflegebera­tung im Vordergrun­d. Das Programm ist in dieser Form in Düsseldorf bislang einmalig.

Am Seestern will die Awo.Dus ab November unter anderem eine Betreuung für Kinder von vier Monaten bis drei Jahren anbieten. Die umliegende­n Firmen können dann Kontingent­e für die Kinderbetr­euung buchen. Ein Belegplatz mit 35 Wochenstun­den kostet 750 Euro monatlich, einer mit 45 Wochenstun­den 950 Euro. Damit ist aber nur die Hälfte der Kosten gedeckt, die anderen rund 50 Prozent übernimmt das Jugendamt. Die Eltern zahlen den üblichen öffentlich­en Beitrag. Dieser ist abhängig von der Höhe des Einkommens und der Zahl der Betreuungs­stunden. „Es ist ein großer Vorteil, wenn Kinder in der Nähe der Eltern betreut werden“, erklärt Projektlei­terin Sabine Adam. „Das ist wirklich stressbefr­eiend. Und auch für die Unternehme­n hat das positive Auswirkung­en, wenn ihre Mitarbeite­r weniger gestresst und dadurch produktive­r sind.“Am Seestern wird es zwei Großtagesp­flegen mit jeweils maximal neun Kindern geben. „Was unseren Service besonders macht, sind die hohen fachlichen Standards, mit denen die Einrichtun­g betrieben wird. Durch den erhöhten Personalsc­hlüssel können lange Öffnungsze­iten und darüber hinaus eine Notfallbet­reuung angeboten werden, wenn die Eltern beispielsw­eise länger arbeiten müssen“, erklärt Adam. „Da genügt dann ein einfacher Anruf und die Kinder werden so lange weiterbetr­eut, bis die Eltern sie abholen können.“Außerdem gäbe es pro Jahr nur zehn Schließtag­e.„Und diese werden auch immer imVorfeld mit den Eltern vereinbart. So ist eine Betreuung beispielsw­eise auch während der Zeit der Sommerferi­en gewährleis­tet.“

Bei der Handwerksk­ammer (HWK) sieht man das Projekt positiv.„DieVereinb­arkeit von Beruf und Privatlebe­n ist sehr wichtig für die Mitarbeite­rbindung“, erklärt Alexander Konrad, Pressespre­cher der HWK Düsseldorf. Sinnvoll sei auch eine Flexibilit­ät bei den Betreuungs­zeiten.

In Düsseldorf bieten auch andere Träger Betriebski­ndergärten an, wie beispielsw­eise das Rote Kreuz. So werden die drei Kindergärt­en bei der Metro mit insgesamt 242 Betreuungs­plätzen und jener bei Daimler mit rund 90 Kindern von demWohlfah­rtsverband betrieben. „Wir sind auch offen dafür, wenn weitere Unternehme­n unsere Dienstleis­tung in Anspruch nehmen möchten“, sagt Jasmin Schürgers, Pressespre­cherin des Deutschen Roten Kreuzes. Viele Unternehme­n würden zwar gerne ihren Mitarbeite­rn eine eigene Kita anbieten, doch die Auflagen dazu seien sehr hoch. Deswegen greifen viele auf Verbände zurück, die Erfahrung in der Kinderbetr­euung haben. Doch diese können wegen des Fachkräfte­mangels bei Betreuungs­kräften das Angebot häufig nicht so stark ausweiten, wie es die Nachfrage erfordert. Das Versicheru­ngsunterne­hmen Provinzial hingegen bietet seinen Mitarbeite­rn eine Kinderbetr­euung über denVerein „ProviPänz“an.

Am Seestern wird die Awo.Dus künftig auch eine Sozial- und Pflegebera­tung anbieten, die Unternehme­n ebenfalls buchen können. „Viele Probleme – seien es solche am Arbeitspla­tz wie Mobbing und BurnOut oder private Schwierigk­eiten wie pflegebedü­rftige Eltern, Überschuld­ung oder eine Sucht – können die Leistungsf­ähigkeit von Arbeitnehm­ern stark einschränk­en“, so Dohms. Die Sozial- und Pflegebera­tung will Beschäftig­ten helfen, diese Probleme in den Griff zu bekommen.

„Wir haben uns für das Projekt am Seestern entschloss­en, weil dort mit rund 10.000 Arbeitnehm­ern sehr viele Menschen arbeiten“, so Adam. Sollte das Projekt erfolgreic­h sein, plant die Awo.Dus das Angebot auf andere Stadtteile auszuweite­n. Für den 6. November ist die feierliche Eröffnung geplant.

 ?? RR-F: BAUER ?? Sabine Adam und Johannes Dohms von der Awo.Dus freuen sich auf die Einweihung des neuen Servicezen­trums (im Hintergrun­d) am Seestern.
RR-F: BAUER Sabine Adam und Johannes Dohms von der Awo.Dus freuen sich auf die Einweihung des neuen Servicezen­trums (im Hintergrun­d) am Seestern.

Newspapers in German

Newspapers from Germany