Rheinische Post

Schützenhi­lfe für die Hammer Sappeure

Vor einem Jahr hatte das Corps so wenig Mitglieder, dass es nicht mal mehr die Thronwache übernehmen konnte.

- VON NICOLE KAMPE

HAMM Es ist ungefähr vor einem Jahr gewesen, als Guido Carlitti eigentlich schon abgeschlos­sen hatte mit der Kompanie – die letzte Kirmes, das letzte Schützenfe­st. „Wir haben nicht mal mehr Wache halten können für den König“, erzählt der 67-Jährige, der 2018 noch Hauptmann der Sappeure in Hamm war. Gerade mal fünf Leute liefen beim Umzug durchs Dorf mit, und es gab sogar Tage, da war nicht ein Sappeur beim Schützenfe­st. „Das war für mich das Ende“, sagt Carlitti, der 1994 Hauptmann wurde in der Kompanie,„nachdem es schon einmal auf der Kippe stand mit uns.“Carlitti wurde damals ins kalte Wasser geschmisse­n, führte die Sappeure 25 Jahre lang an. Nach und nach stiegen Kameraden aus, „viele wurden älter“, sagt Carlitti, der schließlic­h nicht mehr weiter wusste.

„Wäre da nicht Max gewesen“, sagt Carlitti. Max Moers, 23 Jahre alt, Mitglied bei den Sappeuren, seit er laufen kann. Schütze durch und durch. Und weil Moers nicht nur im Hammer Brauchtum aktiv ist, sondern auch in Flehe bei der Cäcilienko­mpanie, trommelte er kurzerhand eine gute Handvoll Fleher zusammen, die in Hamm nun Schützenhi­lfe leisten. „Ich musste die Jungs nicht lange überreden“, sagt Moers. Zumindest nicht in Flehe. Guido Carlitti dagegen war nicht sofort überzeugt, „ich dachte erst an einen Jux“, sagt der 67-Jährige, der sich nicht sicher war, ob es gut ankommt, wenn Fleher plötzlich in Hamm mitmischen. Flehe, Hamm, Volmerswer­th –„jeder hat in irgendeine­n Stadtteil hier Verbindung­en, und am Ende aber sind wir ein großes Dorf“, sagt Carlitti.

Durch die Fleher Unterstütz­ung ist nicht nur die Kompanie gerettet, auch der Altersdurc­hschnitt ist deutlich gesunken. Inzwischen hat Guido Carlitti das Kommando abgegeben an den Mann, der sich so eingesetzt hat für die Zukunft der Sappeure. Vieles will Hauptmann Max Moers beibehalte­n, ein paar alte Traditione­n wieder aufleben lassen. Zum Beispiel die Vereinstou­r oder das Königsesse­n. „Der König lädt die ganze Kompanie nach Hause ein, samt Frauen“, sagt Moers. 2018 hatte es nicht mal mehr einen König gegeben, „keiner wollte es machen, da konnten wir uns das Geld für die Munition sparen“, erzählt Guido Carlitti, der in diesem Jahr angetreten ist und auch getroffen hat. Zum sechsten Mal ist er nun König der Kompanie,„und ich bin noch nie so gefeiert worden“.

Es ist vor allem Pep, den Max Moers und die Jungs aus Flehe reinbringe­n. „Wir haben unsere Parade geändert“, erzählt der 23-Jährige, die jetzt spektakulä­rer ist. Dazu bekommen die 18 aktiven Mitglieder viele Teile ihrer Uniform neu, „damit wir einheitlic­h aussehen“. Denn die Sappeure haben nicht nur die ausgefalle­nste Optik und halten Wache bei der Krönung, sie sind auch diejenigen, die bei der Parade ganz vorne laufen, „der erste Blickfang“, sagt Moers.

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FOTO: MAX MOERS Die Sappeure haben die ausgefalle­nste Uniform bei den Schützen. Jedes Sappeur-Corps trägt Bürsten auf dem Kopf.
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