Der Elbroichpark und seine Bäume
Die ältesten Bäume im Holthausener Park ließ Ferdinand Heye vor 150 Jahren pflanzen. Bei einer Führung des Gartenamts kann man mehr über sie erfahren und noch andere Entdeckungen machen.
HOLTHAUSEN Der Elbroichpark gehört zu Düsseldorfs kleinen Grünanlagen, hat dafür aber erstaunlich viel zu bieten.Vor allem, wenn man sich für alten Baumbestand interessiert. Zur Führung mit Michael Mössing vom Gartenamt hatten sich daher auch mehr als 50 Bürger angemeldet. „Wir haben eine Warteliste gemacht und bieten in zwei bis drei Wochen noch einmal eine Führung an“, sagt Mössing. Eine Zeitlang wurde die Grünanlage, die nach den Prinzipien eines Englischen Gartens gestaltet wurde, auch Heye-Park genannt. Die Familie der Gründer der Gerresheimer Glashütte war für einige Zeit im Besitz von Schloss Elbroich, zu dem der Park gehört.
Auf relativ kleinem Raum kann man dort eine Vielfalt von Bäumen sehen – 40 verschiedene Arten. Direkt gegenüber des Wasserspielplatzes weist Mössing auf vier japanische Zedern hin, auch Sicheltanne genannt. Mit rötlichem hohem schlankem Stamm macht der Nadelbaum einen eleganten Eindruck. Allerdings sei er auch empfindlich, meint Mössing. „Wenn wir einen ordentlichen Winter hätten, wäre er tot.“Auf der gegenüberliegenden Seite des Weges findet sich ein Götterbaum, der zu den Modepflanzen aus der Heye-Zeit zählt. Der Laubbaum mit gefiederten Blättern breitet sich rasch aus, weshalb er in Düsseldorf nicht mehr als Straßenbaum eingesetzt wird:„Viele Samen, viele Ableger, die kommen aus jeder Fuge raus und sind schlecht zu entfernen“, sagt Mössing. Hinzu kommt ein übler Geruch nach altem Turnschuh, wenn der Götterbaum im Frühjahr blüht.
Von dort geht es weiter zu einer kleinen Fläche auf einer Anhöhe, wo zwei Jungen Basketball spielen. Mit seinen herzförmigen Blättern ist dort ein Trompetenbaum ein Blickfang, vor allem wenn er in weißer Blüte steht und später seine Früchte in bis zu 40 Zentimeter langen Kapseln trägt. Nahe des Weges steht dann ein Baum, der schon vor 150 Jahren dort gepflanzt wurde: ein Mammutbaum mit rötlichem Stamm, der in der Heye-Zeit sehr beliebt war. „Der hier ist noch ein Kind, wenn man bedenkt, dass die Lebenserwartung von Mammutbäumen 2000 Jahre beträgt“, sagt Mössing.
Und weiter führt der Weg zu einer kleinen Senke mit drei dicken Platanen und einer blauen Atlaszeder, die allesamt 1870 dort von Heye gepflanzt wurden. Die Bäume mit den mächtigen Stämmen zählen zu den ältesten im Park und strahlen etwas Majestätisches aus. Als Gärtnermeister und Baumkontrolleur hat Mössing aber auch immer drohende Krankheiten und Schäden im Blick. Davon gibt es im Park einige zu sehen. Zum Beispiel den Sonnenbrand an einer Buche, der sich an aufgeplatzten Stellen am Stamm zeigt. Um solchen Schäden vorzubeugen, werden die Stämme mancher jungen Bäume weiß gestrichen.
Ein anderes Problem sind Trockenschäden. Leider auch bei einer ganz besonderen Baumart, für die der Park bei Fachleuten bekannt ist: Die Riesen-Lebensbäume, auch Thuja plicata genannt, fallen durch ihre horizontal wachsenden Äste auf. Bei einem von ihnen haben die Nadeln bereits die Farbe verloren. „Wir wissen nicht, ob sie überlebt“, sagt Mössing. Manchmal würden besorgte Bürger anrufen und fragen: „Warum gießt ihr da nicht mal?“Das würde aber gar nicht so viel helfen, erklärt Mössing. Denn der Nadelbaum hat starke Konkurrenz. Mössing deutet auf eine große Eiche wenige Meter entfernt: „Die sagt: ‚ich zuerst’“. Mit ihren ausladenden Wurzeln kann sie leichter viel Wasser ziehen und der Riesen-Lebensbaum hat das Nachsehen. „Außerdem ist die Eiche hier heimisch“, sagt ein Teilnehmer in launigem Ton, die Gruppe lacht. Überhaupt wird bei der Führung viel gelacht. Darein mischt sich aber auch Kopfschütteln, zum Beispiel, wenn Mössing auf eine helle Stelle am Stamm zeigt. Die Höhe sei verdächtig für einen Pinkelschaden, sagt der Gartenfachmann. Bei einem Mammutbaum finden sich in der Rinde tiefere Furchen. „Ein Knibbelschaden“, sagt Mössing.
Die Teilnehmer stellen immer wieder Fragen und tauschen Erfahrungen aus. „Ist Ihre Kastanie auch so struppig?“, fragt eine Frau ihre Nachbarin, deren Bäume im Garten von der Miniermotte befal
len ist. Deren Laub sollte nicht auf dem Kompost oder in der braunen Tonne landen, sondern im Restmüll, erklärt Mössing.
Bei einem Ginkgo-Baum endet die Führung. Diese Art gibt es seit mehr als 190 Millionen Jahre. Sie ist ein lebendes Fossil. „Den kriegt man nicht kaputt“, sagt Mössing. Einen unangenehmen Geruch verbreiten die weiblichen Pflanzen. Die Stadt versuche deshalb, nur männliche Ginkgos zu kaufen, erklärt der Fachmann. Tauchen nach zehn Jahren die Früchte auf, war es ein Fehlkauf. Eine Teilnehmerin berichtete, wie sie einmal unter einem Ginkgo-Baum mit Früchten ihr Auto abgestellt hatte und den Gestank nur schwer wieder los wurde. „Benrath, Haydnstraße?“, vermutet Mössing. Sie nickt und schwört: „Unter diesem Baum parke ich nie wieder.“