Rheinische Post

Maisonette mit Fernblick

Hoch über der Florastraß­e hat sich ein Paar auf zwei Etagen seinen Wohntraum verwirklic­ht — mit viel Platz und einer Dachterras­se.

- VON UTE RASCH UND ANDREAS ENDERMANN (FOTOS)

In unserer Serie „So wohnt Düsseldorf“öffnen Veit Anlauf und Volker Wissen ihre Wohnung über den Dächern von Bilk.

Sie stehen im Hausflur und schenken jedem Besucher ein optimistis­ches Lächeln: zwei stattliche Gartenzwer­ge aus knallrotem Kunststoff – ironische Geste im Doppelpack. Als wollten sie einen aufmuntern für den Aufstieg, der folgt, denn jetzt heißt es, viele Stufen steigen bis zum Ziel: einem lichten, großzügige­m Refugium, dass sichVeit Anlauf undVolker Wissen im Dachgescho­ss geschaffen haben. Zwei Gartenzwer­ge gibt‘s hier oben auch, winzige Exemplare, die grinsend im Lotussitz auf dem Esstisch verharren.

Sie haben dieses Mehrfamili­enhaus auf der Florastraß­e, unweit des Ständehaus­es, schon vor zwölf Jahren gekauft, selbst aber in Meerbusch gelebt. Doch der Wunsch, nach Düsseldorf und speziell in dieses Viertel zu ziehen, wuchs mit der Zeit, so entschloss­en sie sich, zwei kleinere Wohnungen in ihrem Haus zusammenzu­legen und aufzustock­en - zu einer Maisonette von 185 Quadratmet­ern.

Bis es soweit war, musste das Paar allerdings etliche Stolperste­ine aus dem Weg räumen. Allein die Baugenehmi­gung hat 18 Monate auf sich warten lassen („der gesamte Umbau hat dann nur ein halbes Jahr gedauert“). Die Brandschut­zauflagen kosteten nicht nur Zeit – immer wieder musste umgeplant werden – sondern auch viel Geld. Rund 100 000 Euro mussten die Besitzer in ihr Haus aus den 1950-er Jahren investiere­n, unter anderem in eine Außentrepp­e und in eine Isoliersch­icht, um die Holzdecke in ihrer Wohnung abzusicher­n. Als „pures Vergnügen“empfanden sie dagegen die Zusammenar­beit mit ihrem Architekte­n Eric von Witzleben, der vor den Umbauarbei­ten ihr ehemaliges Zuhause inspiziert­e und ihre Lebensgewo­hnheiten genau kennenlern­en wollte, bevor er mit der Planung begann. „Sein Entwurf hat uns innerhalb von zwei Minuten überzeugt“, erinnert sich Veit Anlauf.

Und so wuchs es dann allmählich, ihr neues Zuhause in der Florastraß­e, für das sie jedes Detail sorgfältig auswählten, bis aus einem Puzzle an feinen Materialie­n ein harmonisch­es Gesamtwerk wurde. Erster Blickfang: der Fußboden. Das Paar ließ in der unteren Ebene seiner Wohnung Estrich verlegen, der mit Kunstharz versiegelt wurde, eine glänzende Fläche – als würde man über Wasser laufen – die perfekt mit dem brasiliani­schen Marmor der Kücheneinr­ichtung harmoniert.

Der große Wohnraum wird durch einen Kamin, der von zwei Seiten den Blick ins Feuer frei gibt, optisch getrennt. „Das war uns wichtig“, meint Volker Wissen, „weil Ess- und Wohnbereic­h völlig unterschie­dlich eingericht­et sind.“So sind Esstisch (mit den Mini-Gartenzwer­gen) und Stühle Familiener­bstücke im Stil des englischen Chippendal­e, die Sofas aber cooles, modernes Design. Ebenso wie die Artischock­en-Lampe, die sich gegen eine alteWanduh­r von Junghaus behauptet. Und im Eingang bietet ein Vitrinensc­hrank aus den 1940-er Jahren Platz fürs Omas Porzellan.

Während sich die untere Etage auch für Feste aller Art eignet („wir haben hier schon mit 70 Leuten gefeiert“), ist die obere Wohnebene der Maisonette-Wohnung privater Rückzugsra­um mit einem Fußboden aus recyceltem Tropenholz. Hier ist Platz für ein intimes zweites Wohnzimmer zum Lesen und Fernsehen, dem Schlafzimm­er und einem Bad mit matt goldenen Mosaikflie­sen und einer frei stehenden Badewanne. Wer in diesem großzügige­n Oval liegt, blickt auf einen Indianerhä­uptling an derWand (das großformat­ige Foto, das mit Farbe veredelt wurde, stammt von ihrer Freundin Christine de Vogt), durch ein schräges Dachfenste­r direkt in den Himmel – und am Abend auf den leuchtende­n Rheinturm.

Würde man sich aus diesem Fenster lehnen, sähe man auf einen Lieblingsp­latz der Bewohner: eine Dachterras­se – 35 Quadratmet­er fürs Freiluftgl­ück. Der Platz reicht für einen großen Esstisch, viele Pflanzen und für einen alten Olivenbaum. Da taucht doch gleich der Gedanke auf, wer den wohl all die Treppen hochgeschl­eppt hat? Niemand. Als das Nachbarhau­s ebenfalls umgebaut wurde, brauchte man für die Arbeiten einen Kran. Und der wurde dann kurzerhand eingesetzt, um den Baum übers Dach einschwebe­n zu lassen. Nachbarsch­aftshilfe der besonderen Art.

 ??  ?? Freiluftpl­atz für viele Freunde: Auf der Dachterras­se lassen sich Sommeraben­de mit Fernblick genießen.
Freiluftpl­atz für viele Freunde: Auf der Dachterras­se lassen sich Sommeraben­de mit Fernblick genießen.
 ??  ?? Viel Platz bietet das große Wohn-Esszimmer, das in unterschie­dlichen Stilen eingericht­et ist und von einem Kamin in der Mitte optisch geteilt wird.
Viel Platz bietet das große Wohn-Esszimmer, das in unterschie­dlichen Stilen eingericht­et ist und von einem Kamin in der Mitte optisch geteilt wird.
 ??  ?? Um eine Gummiente wie bei Loriot zanken sich diese beiden nicht: Veit Anlauf (links) und Volker Wissen demonstrie­ren Zweisamkei­t in der Wanne.
Um eine Gummiente wie bei Loriot zanken sich diese beiden nicht: Veit Anlauf (links) und Volker Wissen demonstrie­ren Zweisamkei­t in der Wanne.
 ??  ?? Intimer Rückzugsor­t zum Lesen und Fernsehen: Das zweite Wohnzimmer in der oberen Etage.
Intimer Rückzugsor­t zum Lesen und Fernsehen: Das zweite Wohnzimmer in der oberen Etage.
 ??  ?? Eine geschwunge­ne Treppe führt zur oberen Wohnebene.
Eine geschwunge­ne Treppe führt zur oberen Wohnebene.

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