Maisonette mit Fernblick
Hoch über der Florastraße hat sich ein Paar auf zwei Etagen seinen Wohntraum verwirklicht — mit viel Platz und einer Dachterrasse.
In unserer Serie „So wohnt Düsseldorf“öffnen Veit Anlauf und Volker Wissen ihre Wohnung über den Dächern von Bilk.
Sie stehen im Hausflur und schenken jedem Besucher ein optimistisches Lächeln: zwei stattliche Gartenzwerge aus knallrotem Kunststoff – ironische Geste im Doppelpack. Als wollten sie einen aufmuntern für den Aufstieg, der folgt, denn jetzt heißt es, viele Stufen steigen bis zum Ziel: einem lichten, großzügigem Refugium, dass sichVeit Anlauf undVolker Wissen im Dachgeschoss geschaffen haben. Zwei Gartenzwerge gibt‘s hier oben auch, winzige Exemplare, die grinsend im Lotussitz auf dem Esstisch verharren.
Sie haben dieses Mehrfamilienhaus auf der Florastraße, unweit des Ständehauses, schon vor zwölf Jahren gekauft, selbst aber in Meerbusch gelebt. Doch der Wunsch, nach Düsseldorf und speziell in dieses Viertel zu ziehen, wuchs mit der Zeit, so entschlossen sie sich, zwei kleinere Wohnungen in ihrem Haus zusammenzulegen und aufzustocken - zu einer Maisonette von 185 Quadratmetern.
Bis es soweit war, musste das Paar allerdings etliche Stolpersteine aus dem Weg räumen. Allein die Baugenehmigung hat 18 Monate auf sich warten lassen („der gesamte Umbau hat dann nur ein halbes Jahr gedauert“). Die Brandschutzauflagen kosteten nicht nur Zeit – immer wieder musste umgeplant werden – sondern auch viel Geld. Rund 100 000 Euro mussten die Besitzer in ihr Haus aus den 1950-er Jahren investieren, unter anderem in eine Außentreppe und in eine Isolierschicht, um die Holzdecke in ihrer Wohnung abzusichern. Als „pures Vergnügen“empfanden sie dagegen die Zusammenarbeit mit ihrem Architekten Eric von Witzleben, der vor den Umbauarbeiten ihr ehemaliges Zuhause inspizierte und ihre Lebensgewohnheiten genau kennenlernen wollte, bevor er mit der Planung begann. „Sein Entwurf hat uns innerhalb von zwei Minuten überzeugt“, erinnert sich Veit Anlauf.
Und so wuchs es dann allmählich, ihr neues Zuhause in der Florastraße, für das sie jedes Detail sorgfältig auswählten, bis aus einem Puzzle an feinen Materialien ein harmonisches Gesamtwerk wurde. Erster Blickfang: der Fußboden. Das Paar ließ in der unteren Ebene seiner Wohnung Estrich verlegen, der mit Kunstharz versiegelt wurde, eine glänzende Fläche – als würde man über Wasser laufen – die perfekt mit dem brasilianischen Marmor der Kücheneinrichtung harmoniert.
Der große Wohnraum wird durch einen Kamin, der von zwei Seiten den Blick ins Feuer frei gibt, optisch getrennt. „Das war uns wichtig“, meint Volker Wissen, „weil Ess- und Wohnbereich völlig unterschiedlich eingerichtet sind.“So sind Esstisch (mit den Mini-Gartenzwergen) und Stühle Familienerbstücke im Stil des englischen Chippendale, die Sofas aber cooles, modernes Design. Ebenso wie die Artischocken-Lampe, die sich gegen eine alteWanduhr von Junghaus behauptet. Und im Eingang bietet ein Vitrinenschrank aus den 1940-er Jahren Platz fürs Omas Porzellan.
Während sich die untere Etage auch für Feste aller Art eignet („wir haben hier schon mit 70 Leuten gefeiert“), ist die obere Wohnebene der Maisonette-Wohnung privater Rückzugsraum mit einem Fußboden aus recyceltem Tropenholz. Hier ist Platz für ein intimes zweites Wohnzimmer zum Lesen und Fernsehen, dem Schlafzimmer und einem Bad mit matt goldenen Mosaikfliesen und einer frei stehenden Badewanne. Wer in diesem großzügigen Oval liegt, blickt auf einen Indianerhäuptling an derWand (das großformatige Foto, das mit Farbe veredelt wurde, stammt von ihrer Freundin Christine de Vogt), durch ein schräges Dachfenster direkt in den Himmel – und am Abend auf den leuchtenden Rheinturm.
Würde man sich aus diesem Fenster lehnen, sähe man auf einen Lieblingsplatz der Bewohner: eine Dachterrasse – 35 Quadratmeter fürs Freiluftglück. Der Platz reicht für einen großen Esstisch, viele Pflanzen und für einen alten Olivenbaum. Da taucht doch gleich der Gedanke auf, wer den wohl all die Treppen hochgeschleppt hat? Niemand. Als das Nachbarhaus ebenfalls umgebaut wurde, brauchte man für die Arbeiten einen Kran. Und der wurde dann kurzerhand eingesetzt, um den Baum übers Dach einschweben zu lassen. Nachbarschaftshilfe der besonderen Art.