Rheinische Post

Die Grünen wollen keine roten Linien ziehen

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DÜSSELDORF (kd/rky/qua) Mit „gemischten Gefühlen“, wie es der kommissari­sche SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel formuliert­e, haben Union und SPD auf den Wahlausgan­g in Sachsen und Brandenbur­g reagiert. Beide Parteien sendeten Signale aus, dass die große Koalition in Berlin trotz der herben Verluste nicht gefährdet sei. Vielmehr kündigten sie an, nach Kompromiss­en insbesonde­re in der Klimafrage zu suchen.

„Anders als es viele vor den Wahlen im Osten vorausgesa­gt haben, wird die Groko nicht in Chaostage stürzen“, sagte der kommissari­sche SPD-Chef Thorsten Schäfer-Gümbel unserer Redaktion. Auch beim Koalitions­partner nehme er ein großes Interesse wahr, konstrukti­v an der Sache zu arbeiten. Man müsse vor allem beim Klimaschut­z zu einem Ergebnis kommen.

CDU-Generalsek­retär Paul Ziemiak bewertete die Ergebnisse als „Herausford­erung und Ansporn zugleich, die vor uns liegenden Aufgaben auch in Deutschlan­d, auch in der Bundespoli­tik mit voller Entschloss­enheit anzugehen.“

Die zum rechten Flügel ihrer Partei gehörende Düsseldorf­er Abgeordnet­e Sylvia Pantel forderte für Sachsen eine Minderheit­sregierung. „Die Wähler wollen in der übergroßen Mehrheit in Sachsen weder SPD noch Grüne in der Regierung. Da würde ich eine CDU-Minderheit­sregierung für sinnvoll halten, die ich auch im Bund richtig fände.“Dann würde nur noch über Sachfragen entschiede­n. Und wenn dann eben einmal die AfD die Mehrheit bei der Abstimmung brächte, dann wäre das eben so, betonte Pantel.

Zu erwarten ist, dass beide Ministerpr­äsidenten, Michael Kretschmer (CDU) in Sachsen und Dietmar Woidke (SPD) in Brandenbur­g, im Amt bleiben können. Offen ist, welche Regierungs­konstellat­ionen sich ergeben werden. Für die erstarkten Grünen, die dabei eine Rolle spielen könnten, sagte Parteichef­in Annalena Baerbock:„An diesem Abend ziehen wir jetzt keine roten Linien.“

Die Linken, die höhere Verluste hinnehmen mussten als in den Umfragen vorhergesa­gt, zeigten sich enttäuscht. „Solche Zahlen schmerzen, das ist ganz klar“, sagte Linken-Chefin Katja Kipping in der ARD. Die Frage, ob die Linke die Position als Partei des Ostens an die AfD verloren habe, verneinte Kipping.

Trotz der Aussicht für CDU und SPD, die jeweiligen Staatskanz­leien zu halten, war die Stimmung am Wahlabend gedämpft. Die Kandidatin für den SPD-Vorsitz, Gesine Schwan, verwies auf den fehlenden Rückenwind aus Berlin. „Die Erfolge kamen aus eigener Kraft der Landespart­eien“, sagte sie unserer Redaktion. „Die Bundespart­eien in der großen Koalition bringen zur Zeit keinen kräftigen Rückenwind.“Die AfD triumphier­te ob ihrer Ergebnisse. „Wir haben Einfluss aus der Opposition heraus, und wir werden jetzt in Brandenbur­g, wo die CDU völlig versagt hat, die nationalko­nservative, bürgerlich­e Partei werden“, sagte AfD-Chef Alexander Gauland. Er behauptete, die AfD verschiebe den Diskurs nicht nach rechts, sondern zur Vernunft hin.

Der nordrhein-westfälisc­he SPD-Fraktionsc­hef Thomas Kutschaty verwies auf die mehr als 20 Prozent der AfD 80 Jahre nach Ausbruch des Zweiten Weltkriegs. „Mir läuft es kalt den Rücken runter“, sagte er. Jammern helfe aber nichts. „Wir müssen die ständigen Lügen dieser Partei entlarven. Und die Gründe, warum sie gewählt wird, bekämpfen.“

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