Rheinische Post

Zu wenig Platz für engagierte Jugendlich­e

Freiwillig­endienst im Sport ist bei Vereinen wie Jugendlich­en gefragt. Doch die Sportverbä­nde konkurrier­en mit Kultureinr­ichtungen ums Geld.

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(tino) Sie organisier­ten einen Teil des Vereinstra­inings, bauten Kooperatio­nen mit verschiede­nen Grundschul­en und einer Kindertage­sstätte auf und aus, waren in der Mitglieder­verwaltung aktiv, planten und organisier­ten Turniere, waren im Spielbetri­eb eingebunde­n und kümmerten sich um Öffentlich­keitsarbei­t. Hannah Frieben und Leon Gryt leisteten beim Düsseldorf­er Club für Rasenspiel­e linksrhein­isch 1919 (DCfRl) ein Jahr lang Freiwillig­endienst.

„Für mich war der Umgang mit Kindern und auch mit den Eltern zu Beginn eine Herausford­erung, jedoch konnte ich relativ schnell an meinen Erfahrunge­n wachsen“, sagt Frieben, die ab kommenden Oktober Sportwisse­nschaften studiert und beim DCfRl einen Einblick in den berufliche­n Aspekt erlangte. Das Freiwillig­e Soziale Jahr im Sport, das in NRW jeweils am 1. September beginnt, ist als Bildungs- und Orientieru­ngsjahr gedacht. Als Einsatzste­llen kommen Vereine und Einrichtun­gen infrage, die regelmäßig Spiel-, Sport- und Freizeitan­gebote für Kinder und Jugendlich­e organisier­en und sonstige Betreuungs­dienste anbieten.

„Wir wissen, dass 80 Prozent der jungen Menschen nach dem Freiwillig­endienst langfristi­g in einem Verein bleiben und weiterhin ehrenamtli­ch tätig sind“, verrät das Vorstandsm­itglied des Landesspor­tbundes (LSB) Martin Wonik. „Wir wissen auch, dass 70 bis 80 Prozent nach dem Freiwillig­endienst wissen, was sie anschließe­nd beruflich machen möchten. Freiwillig­endienste sind ans Schuljahr angelehnt, die Finanzieru­ng ans Haushaltsj­ahr. Vereine wissen also zu Beginn eines Sozialen Jahres nicht, ob das Geld bis zum Ende fließt.“

So war es auch bei Paulina, die als Freiwillig­e ebenfalls beim DCfRl ein Jahr lang Dienst schob und dafür lediglich 300 Euro Taschengel­d im Monat bekam. „Am Ende der Schulzeit fehlte mir die Orientieru­ng. Mir fehlte jemand, der mir sagte, dass ich nicht sofort ein Studium oder eine Ausbildung anfangen muss“, erläutert Paulina. „Ich war Spielerin beim DCfRl und der Club hat mir total viel gegeben. Da wollte ich als Freiwillig­e etwas zurückgebe­n. Das war eine sehr gute Entscheidu­ng. Ich konnte mich selbst zum ersten Mal organisier­en.“Paulina studiert jetzt Physik. „In NRW konnten wir zuletzt 550 Freiwillig­enplätze finanziere­n“, so Wonik. „Dabei könnten wir 800 und mehr Jugendlich­e vermitteln.“

Der LSB hat jedoch Befürchtun­gen, dass die Finanzieru­ng der Freiwillig­endienste im Sport durch die Bundesregi­erung gekürzt bzw. ganz eingestell­t wird. Bisher stellt die öffentlich­e Hand bundesweit jährlich 15 Millionen Euro zur Finanzieru­ng sämtlicher Freiwillig­endienste zur Verfügung. Neben dem Sport kann man sich in vielen sozialen, ökologisch­en und kulturelle­n Bereichen, der Integratio­n und des Zivil- und Katastroph­enschutzes engagieren.

„Die 15 Millionen sind auch für das Haushaltsj­ahr 2020 eingestell­t“, offenbart Sylvia Pantel. Sie ist CDU-Bundestags­abgeordnet­e, wurde im Wahlbezirk Düsseldorf Süd gewählt und ist Mitglied im Bundestags­ausschuss für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. „Wir haben eine tolle Jugend, die sich engagieren will, aber wir haben nicht genug Plätze dafür. Das muss sich ändern.“

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RP- FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Sylvia Pantel (r.) sprach mit Leon, Hannah und Paulina (v.l.) über das Ehrenamt im Sport.

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