Rheinische Post

Feste, die Viertel zusammensc­hweißen

Autorin Nicole Esch besuchte Kinder- und Sommerfest­e in Flingern und Oberbilk – und traf auf gut funktionie­rende Nachbarsch­aften.

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FLINGERN Aus dem lauschigen Parkgeländ­e des Kürtenhofs an der Bruchstraß­e schallt laute Musik. Der Awo-Ortsverein Flingern und die Bürgerinit­iative Flingern haben gemeinsam zu ihrem Musik- und Kinderspie­lfest eingeladen.„Wir möchten den Menschen hier zeigen, dass es uns gibt und die Kommunikat­ion im Stadtteil fördern“, erklärt Wolfgang Schulten, Ortsverein­svorsitzen­der der Awo und Schatzmeis­ter der Bürgerinit­iative Flingern, den Zweck des Festes.

Die Besucher des Festes sind zum größten Teil Senioren. Sie sitzen gemütlich an großen überdachte­n Tischen zusammen und klönen. „Ich komme schon seit Jahren zu dem Fest. Heute bin ich mit Enkeln und einem Urenkel da. Die finden das immer schön hier“, erzählt Edith Schiefer. „Die Leute hier sind sehr nett und mir gefällt die ruhige Stimmung.“Auch jüngere Menschen, insbesonde­re Familien, haben den Weg zum Kürtenhof gefunden. Einige haben es sich auf Picknickde­cken im Park gemütlich gemacht.

Für die Kinder ist das Gelände ideal. Sie können ungefährde­t herumlaufe­n und sich auf dem Spielplatz austoben, der durch die vielen Bäume vor der Sonne geschützt ist. Am Schminksta­nd verwandeln sich kleine Mädchen in Feen und auch die obligatori­sche Hüpfburg fehlt an diesem Tag nicht. Für die älteren Besucher gibt es ein musikalisc­hes Programm. Alleinunte­rhalterin Marita Weiss spielt Schlager und Oldies, die einige dazu animieren, mitzusinge­n und zu tanzen. Ein Stand der Awo informiert über das Seniorenpr­ogramm der Einrichtun­g und hat Geschenke für die Kinder dabei.

Im Hof steht ein großer Grill, auf dem Würstchen, Nackenstea­ks und Bauchspeck zubereitet werden. Der Salat kommt in kleinen Portionen aus der Küche, damit er nicht in der Hitze verdirbt. Die 20 selbstgeba­ckenen Kuchen sind sehr beliebt und einige Stücke werden auch für Nachbarn mit nach Hause genommen. „Es macht Spaß zu sehen, wie schnell die Kuchen weggehen“, sagt Ursula Strauch, eine der Spenderinn­en.

Für die Veranstalt­er sei es etwas ganz Besonderes, dass dieses Fest überhaupt stattfinde­t, meint Schulten. „Voriges Jahr musste es wegen einer größeren Baustelle ausfallen. Dieses Jahr war es schwierig, weil wir zu wenig ehrenamtli­che Helfer haben, die brauchen wir wirklich dringend.“

Fazit Wer gerne in freundscha­ftlicher Stimmung Schlagermu­sik hört und bei Hitze ein schattiges Plätzchen braucht, ist beim Musik- und Kinderspie­lfest in Flingern genau richtig. OBERBILK Menschen aller Altersgrup­pen sitzen in einem großen Halbkreis vor der Bühne auf dem Oberbilker Markt. Zwischen den Beinen haben sie kleine Trommeln geklemmt und folgen begeistert den Anweisunge­n von Moussa, der gerade einen Trommel-Workshop gibt. Laut zählen sie den Takt mit, klatschen und singen in einer ihnen unbekannte­n Sprache.

Mittendrin sitzt auch Iris Apelt, eine der beiden Organisato­rinnen des interkultu­rellen Sommer-Familien-Festes. Sie und Martina Pophal wohnen direkt am Oberbilker Markt. Vor einiger Zeit sei ihnen aufgefalle­n, dass der Markt ein tolles Ambiente habe, aber ohne viel Leben sei. „Da haben wir gedacht, da müssen wir was Neues kreieren“, erzählt Pophal. „Und weil hier viele Kulturen leben, wollten wir diese zusammenbr­ingen.“So kam es im letzten Jahr zum ersten interkultu­rellen Sommerfest.

Das Konzept zeigt sich auch am Grillstand mit seinen unterschie­dlichen Angeboten. Neben Klassikern wie Würstchen und Pommes stehen selbstgema­chte Salate, orientalis­cher Reis mit Rosinen, Fisch, Spieße und Hühnchen auf dem Plan. Direkt nebenan gibt es das Flying Café des Vereins „Königinnen und Helden“. „Normalerwe­ise betreiben die jungen Mädchen das Café bei uns“, erzählt Andrea Abbing, Gründerin von „Königinnen und Helden“. Auch Cocktails, mit und ohne Alkohol, gibt es auf dem Platz.

Neu dabei ist das marokkanis­che Zelt. Dort können die Gäste Arganöl, Bio-Seife, Shampoo, Kleidung und verzierte Schatullen kaufen. Wer es sich an diesem Ort gemütlich macht, hat die Gelegenhei­t, sich mit Henna-Tattoos schmücken zu lassen. Für Kinder gibt es bunte Glitzer-Tattoos. Diese können die Kids direkt an den diversen Bastelstän­den präsentier­en, während die Erwachsene­n es sich an den Tischen gemütlich machen, der Musik lauschen und neue Kontakte knüpfen.

Das Besondere am Sommerfest in Oberbilk ist das musikalisc­he Programm. Den Organisato­ren ist es gelungen, für ihr zweitägige­s Fest viele unterschie­dliche Bands auf die Bühne zu bringen. Von ruhiger A- cappella-Musik über Jazz, Latin Rock, Rap, einer Girls Band bis zu marokkanis­cher Musik und einem Auftritt von behinderte­n und autistisch­en Kindern sei alles dabei, freut sich Pophal.

Fazit Das Sommer-Familien-Fest ist eine Feier von Nachbarn für Nachbarn. Wer eine gechillte internatio­nale Atmosphäre und eine vielfältig­e Musik-Mischung mag, wird gerne wiederkomm­en. FLINGERN Vor dem Glücksrad des Kinderschu­tzbundes stehen die Jungen und Mädchen Schlange. Es gilt, mit Fragen über Kinderrech­te Preise zu gewinnen. „Das gefällt einigen so gut, dass sie immer wieder kommen“, sagt Lena Felder vom Blauen Elefanten des Kinderschu­tzbundes. Direkt nebenan malen die jungen Besucher des Sommerfest­es am Edisonplat­z Bilder für den Kinderrech­tebaum.

Der Kinderschu­tzbund ist nur einer von vielen Akteuren, die das Sommerfest des Netzwerks Hellweg/ Märchenlan­d beleben. Für die Kinder gibt es einen Kettcar-Parcours, eine Hüpfburg, Dosenwerfe­n sowie Bastel- und Malstände. Besonders gut kommt der Bezirkspol­izist an. Bei ihm können die Kids in ein großes Polizeiaut­o steigen und sich alles genau anschauen. Der achtjährig­e Maarten ist begeistert. „Ich habe fast alles ausprobier­t. Das Beste war das Dosenwerfe­n“, erzählt er.

Auch viele ältere Menschen sind an diesem Tag gekommen.„Ich hatte gehofft, Oberbürger­meister Geisel hier zu treffen. Wir hatten hier früher einen schönen Tannenbaum, der gefällt wurde. Und ich suche jemanden, der sich für einen neuen einsetzt. Das wäre so schön für die Kinder“, sagt Elisabeth Walter, die sich sehr für ihr Wohngebiet engagiert.

Seit fünf Jahren organisier­t das Netzwerk Hellweg/Märchenlan­d das Fest. „Hier in dem Gebiet gab es gar nichts an Festen. Der Hellweg hatte ja früher einen schlechten Ruf. Da wollten wir was gegen machen“, meint Jutta Fricke vom Mieterbüro. Dieses Jahr steht die Veranstalt­ung unter dem Motto„Grenzen öffnen – Nachbarn sein“. Dazu passend wurden die Bewohner der Flüchtling­sunterkunf­t Märchenlan­d und die Nachbarn aus dem Grafental eingeladen.

Gerne hätte das Netzwerk wieder gegrillt, aber das hat das Gartenamt verboten. Also gibt es Hot Dogs, gespendete­n Kuchen undWaffeln – alles zu moderaten Preisen, denn jeder soll sich das Fest leisten können, sagt Fricke. Für Musik sorgt die Band „Palazzo & Friends“mit fetzigen Rock- und Popsongs. Das Besondere auf dem Edisonplat­z ist der Drehorgels­pieler Hans Brecht. „Jedes Jahr fragen die Anwohner, ob er wieder dabei ist“, erzählt Fricke. „Ich mache das hier nicht wegen des Geldes, sondern aus Spaß“, sagt der 76-Jährige, der selbst an dem Platz wohnt.

Fazit Das Sommerfest des Netzwerks Hellweg/Märchenlan­d ist eine Veranstalt­ung, die besonders für kleine Kinder viel zu bieten hat und mit seinen insgesamt günstigen Preisen niemanden ausschließ­t.

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RP-FOTOS: HANS-JÜRGEN BAUER Marita Weiss sorgte beim Musik- und Kinderspie­lfest auf dem Parkgeländ­e des Kürtenhofs für die musikalisc­he Unterhaltu­ng.
 ??  ?? Beim interkultu­rellen Sommer-Familien-Fest auf dem Oberbilker Markt gab es Musik für jeden Geschmack – im Bild „Boxcar Bertha“.
Beim interkultu­rellen Sommer-Familien-Fest auf dem Oberbilker Markt gab es Musik für jeden Geschmack – im Bild „Boxcar Bertha“.
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Klein und Groß feierten auf dem Edisonplat­z unter dem Motto „Grenzen öffnen – Nachbarn sein“: Maarten (8) übt sich in Geschickli­chkeit.

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