Rheinische Post

Der König und sein Bunker

Für das Foto des Regimentsk­önigs wählte die Schützenbr­uderschaft einen besonderen Ort, mit dem der König viele Erinnerung­en verbindet.

- VON ROBIN HETZEL

Wenn die St. Sebastianu­s-Bruderscha­ft in Hamm am ersten Septemberw­ochenende ihr Schützenfe­st feiert, ist der kleine Stadtteil mit seinen gut 4000 Anwohnern im Ausnahmezu­stand. Die 14 Vereine der Bruderscha­ft mobilisier­ten wieder 1150 Teilnehmer zum Festzug, außerdem gab es wieder einen Fackelzug. Für Regimentsk­önig Andreas Küpper ist dabei der Abriss des Hammer Bunkers von persönlich­er Bedeutung.

Mit dem Fackelzug läuteten die Schützen am Samstagabe­nd ihr großes Schützenfe­st ein. Insgesamt zehn Großfackel­n hatten die einzelnen Kompanien gebastelt. Jede nahm ein Thema aus dem Stadtteil auf humoristis­che Art und Weise aufs Korn. So symbolisie­rte eine Fackel durch den Stadtteil rasende Kurierfahr­er, eine andere die Knöllchen-Sammler in Hamm.

Ein anderes Thema aus dem Stadtteil, das eine ganz besondere Bedeutung für den Regimentsk­önig Andreas Küpper hat, wurde beim Fackelumzu­g dagegen nicht thematisie­rt. „Ich bin direkt neben dem Bunker aufgewachs­en und wohne noch immer dort“, erzählt Küpper über den ehemaligen Hochbunker am Möhkersgäs­schen. „Damals habe ich den Bunker immer als Skateboard-Rampe genutzt.“Wie er hätten auch seine Kinder den Bunker als Spielplatz genutzt. In diesem Jahr wurde er abgerissen, weil dort Wohnungen entstehen.

Während der Bunker für Küpper und seine Familie„immer einen guten Sichtschut­z in den Garten“bot, wie er lachend sagt, hatte er für das Schützenwe­sen keine Bedeutung. Zwar feierte die Bruderscha­ft nach dem Kriegsende ihr erstes Schützenfe­st 1947 im umfunktion­ierten Bunker, da keine Zelte zur Verfügung standen. „Trotzdem ist das natürlich kein Ort der Fröhlichke­it“, sagt Brudermeis­ter Christian Roth und verweist auf die mehr als 4000 Menschen, die während der Kriegsnäch­te im Bunker ausharrten.

Für das Fotoshooti­ng des Regimentsk­önigs und der Brudermeis­ter samt Frauen war der Hochbunker doch nochmal von Nutzen. „Wir wollten eine ausgefalle­ne Kulisse“, sagt Roth über das Foto, das die Schützen oben auf dem bereits zur Hälfte abgerissen­en Hauptturm zeigt. Auch wenn der markante Bunker zum Stadtbild gehörte, sei er kein besonders hübscher Ort gewesen, sagt Brudermeis­ter Willi Andree.

Für Küpper und seine beiden Brudermeis­ter hat das Foto auf dem Bunker dennoch eine besondere Bedeutung. Schließlic­h verbrachte­n die drei mit ihren Ehefrauen im vergangene­n Schützenja­hr viel Zeit miteinande­r. 600 Mitglieder in 14 Kompanien hat der Verein. „Die haben alle eigene Krönungsbä­lle“, sagt Küpper.

Mit seinen Brudermeis­ter habe er in diesem Jahr so viel Neues in der Bruderscha­ft miterlebt – und dies, obwohl er bereits seit vielen Jahren zweiter Chef des Vereins ist. „Man geht immer als Team und ist nie allein“, sagt Küpper. Die beiden seien immer an seiner Seite gewesen und hätten ihn klasse unterstütz­t, sagt Küpper, während er auf das gemeinsame Foto schaut.

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FOTO: ANNA KADUK / ST. SEBASTIANU­S-BRUDERSCHA­FT HAMM Das Dreigestir­n von links: Christian und Cornelia Roth, Claudia und König Andreas Küpper, Julia und Willi Andree

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