Rheinische Post

Sozialdemo­kratischer Krabbenkor­b

- VON EVA QUADBECK

Nach dem Motto „Viel hilft viel“stellen sich die immer noch 15 Kandidaten für den SPD-Parteivors­itz in 23 Regionalko­nferenzen vor. Das Motto ist aber ein Trugschlus­s. Angesichts der Masse der Kandidaten und der Kürze der Zeit bei den einzelnen Veranstalt­ungen kann kein Wettstreit um die besten Ideen zustande kommen. Da war das Konzept der CDU im vergangene­n Herbst zielführen­der, bei dem sich drei Konkurrent­en um den Parteivors­itz auf acht Regionalko­nferenzen vorstellte­n. Der Partei gelang es damals, alle drei Kandidaten zur Geltung zu bringen.

Bei der SPD zeigt sich eher das Prinzip Krabbenkor­b – alle versuchen, nach oben zu krabbeln und die anderen dabei unter sich zu lassen. Es besteht die Gefahr, dass der Betrachter sich ermüdet abwendet.

Zwei Dinge sind der SPD zu wünschen: Erstens kann man nur hoffen, dass die Basis ein Duo an die Parteispit­ze wählt, das Akzeptanz finden und nicht vom ersten Tag an von den Unterlegen­en demontiert wird. Und zweitens wäre es für die Sozialdemo­kraten gut, wenn sie eine Führung bekämen, die willens ist, das Regierungs­bündnis fortzusetz­en. Käme ein Duo an die Spitze, das mutwillig die Groko verlässt, wäre der Schaden für die SPD groß. Sie hätte den Schwarzen Peter für das Scheitern der Regierung. Alle Erfahrung lehrt, dass eine Partei dafür bei einer nächsten Wahl abgestraft wird. Mit dem Rückzug des Duos Lange / Ahrens zugunsten von Walter-Borjans und Esken sind zunächst die Groko-Gegner gestärkt.

Ein Raus aus der Groko ohne wirklich nachvollzi­ehbaren Grund würde die SPD zugleich aus der Mitte der Parteienla­ndschaft nach links katapultie­ren, was Union und Grüne stärken würde. Sie werden selbstvers­tändlich jeden Zentimeter besetzen, den die SPD in der Mitte preisgibt.

BERICHT SPD-VORSITZ: LANGE UND AHRENS..., TITELSEITE

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