Rheinische Post

„Moskaus Sanktionen schaden uns am meisten“

Der thüringisc­he CDU-Chef und Fraktionsv­orsitzende über seinen Wahlkampf, den Umgang mit Russland und das CDU-Klimakonze­pt

- DAS GESPRÄCH FÜHRTE KRISTINA DUNZ.

Sie haben eine Krebserkra­nkung überstande­n und wollten danach im politische­n Betrieb bewusster leben und sich nicht mehr hetzen lassen. Sie führen seit vielen Wochen einen harten Wahlkampf. Ist von den guten Vorsätzen etwas übrig geblieben?

MOHRING Ja und ich freue mich, dass ich wieder gesund und fit bin. Ich nehme mir die Zeit, die ich brauche, auch wenn das im Wahlkampf vielleicht nicht so einfach ist.

Die CDU in Brandenbur­g und die SPD in Sachsen sagen, dass sie zwischen der Partei des Ministerpr­äsidenten und der AfD zerrieben worden sei. Droht Ihnen das auch in Thüringen mit der Linken von Ministerpr­äsident Bodo Ramelow und der AfD von Björn Höcke? MOHRING Nein, in Thüringen haben wir eine ganz andere Ausgangspo­sition. In Sachsen und Brandenbur­g war es so, dass keine ernsthafte­n Herausford­erer der Ministerpr­äsidenten gesehen wurden. In Thüringen liegen Linke, CDU und AfD nahe beieinande­r. Hier geht es darum, ob Thüringen vom Rand aus regiert wird – links oder rechts -, oder aus der Mitte der Gesellscha­ft für die Mitte der Gesellscha­ft.

Nach den jetzigen Umfragen würde es aber nicht für eine Koalition aus CDU, SPD und Grünen reichen. Was dann? Minderheit­sregierung? MOHRING Wir setzen auf Mehrheiten und Stabilität. Eine Minderheit­sregierung ist nicht unser Ziel. Mein Eindruck ist, dass Bodo Ramelow ein destruktiv­es Wahlziel verfolgt, wenn er permanent von Minderheit­sregierung­en redet. Das, was er will, ist aber, geschäftsf­ührend im Amt zu bleiben, auch wenn ihm die Mehrheit zur Wahl fehlt.

Haben Sie Bedenken, dass sich das geplante Klimaschut­zpaket der Bundesregi­erung negativ auf Ihren Wahlkampf auswirkt? Im Osten sind die Menschen bei dem Thema kritischer.

MOHRING Die CDU darf dieWirkung auf die Thüringer Landtagswa­hl nicht außer Acht lassen. Wir haben im Osten ja eine ganz andere Situation. Die Menschen befürchten einen dritten Strukturwa­ndel innerhalb einer Generation. Das ist nur schwer zu verkraften. Thüringen ist durch die Energiewen­de bereits besonders belastet. Der Leitungsba­u durch den Thüringer Wald steht dafür beispielha­ft.

Was darf die Regierung Ihrer Meinung nach nicht machen? MOHRING Wir haben die höchsten Strompreis­e in Europa. Entlastung organisier­en durch Absenkung der Stromsteue­r helfen da mehr für die Akzeptanz als neue Steuerdeba­tten in Berlin. Die Einführung einer CO2-Steuer oder eine höhere Mehrwertst­euer auf Fleisch gehen in die falsche Richtung. Das zahlt hier nur aufs Konto der AfD ein. Es muss dabei bleiben: Mit der CDU gibt es eine CO2-Steuerung, aber keine CO2-Steuer. Da sind wir, denke ich, in der CDU klar.Wir überzeugen mit Anreizen und Ermöglichu­ng und nicht wie die Grünen mit Verboten und Steuererhö­hungen. Das Positive muss überwiegen, um CO2-Emissionen in der Industrie und in Privathaus­halten zu vermeiden.

Zur internatio­nalen Ebene: Die Sanktionen der EU gegen Russland sind Ihnen ein Dorn im Auge. Haben Sie Hoffnung, dass sich die Kanzlerin um eine Lockerung der Sanktionen bemüht, die wegen der Krim-Annexion und des Ost-Ukraine-Konflikts erlassen wurden? MOHRING Das Wichtigste ist, mit Russland im Dialog zu bleiben. Die Erwartung der Ostdeutsch­en ist, dass die Beziehunge­n zur russischen Föderation wieder normalisie­rt werden. Das deutsch-russische Verhältnis ist hier enger als im Westen des Landes. Es treffen uns nicht so sehr die Sanktionen der EU gegen Russland. Moskaus Sanktionen gegen Deutschlan­d schaden uns am meisten, gerade in der Landwirtsc­haft. Die Hoffnung besteht in der Erwartung eines beiderseit­igen Entgegenko­mmens auf der Basis des Minsker Abkommens.

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FOTO: DPA Mike Mohring, CDU-Fraktionsv­orsitzende­r von Thüringen.

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