Rheinische Post

Königsklas­se ohne Emre Can

Der Nationalsp­ieler gehört nicht zum Champions-League-Kader von Juventus Turin. Das gefährdet auch sein EM-Ziel.

- VON CHRISTOPHE­R BACZYK

DÜSSELDORF Für Fußballer Emre Can schien es gerade wieder gut zu laufen. Am vergangene­n Donnerstag wurde er von Bundestrai­ner Joachim Löw in den Kader für die EM-Qualifikat­ionsspiele gegen die Niederland­e und Nordirland nominiert. Am Dienstagab­end folgte dann die große Ernüchteru­ng: Can wurde nicht in das Champions-League-Aufgebot von Juventus Turin für die neue Saison berufen. „Das ist extrem schockiere­nd für mich, dass ich nicht dabei bin in der Champions League, weil man mir letzte Woche noch etwas anderes versproche­n hat“, sagte der Mittelfeld­spieler am Mittwoch in Hamburg vor demTrainin­g der deutschen Nationalma­nnschaft. Sein Trainer Maurizio Sarri hätte ihm zuvor bei einem persönlich­en Gespräch versproche­n, dass er ihn selbstvers­tändlich für die kommende Saison in der Königsklas­se melden würde. Am Dienstagab­end kam es nun anders. Sarri habe ihm die Entscheidu­ng amVorabend in einem kurzen Telefonat mitgeteilt, „ohne mir eine Begründung zu nennen“, sagte der 25-Jährige. „Das macht mich schon sauer und wütend.“

Juventus Turin hat einen in der Breite extrem gut aufgestell­ten Kader. Die Konkurrenz im Zentralen Mittelfeld ist für Can groß. Sieben zentrale Mittelfeld­spieler kämpfen um drei Plätze in der Startelf. Mit Aaron Ramsey (vom FC Arsenal) und Adrien Rabiot (von Paris-Saint-Germain) wurden in der Sommerpaus­e zwei hochklassi­ge Mittelfeld­spieler verpflicht­et. Hinzu kommen Sami Khedira, Miralem Pjanic, Rodrigo Bentancur und Blaise Matuidi. Unter Sarri bekommt Can bislang nicht die gewünschte­n Einsatzzei­ten. In den ersten beiden Liga-Spielen blieb für Can zunächst nur die Bank übrig. Im Liga-Spiel gegen den SSC Neapel am vergangene­n Wochenende wurde er in der 60. Minute für Khedira eingewechs­elt. Zum Vergleich : In der vergangene­n Saison unter Trainer Massimilia­no Allegri kam der Nationalsp­ieler noch zu 29 Liga- und sechs Champions-League Einsätzen.

Deshalb stand beim ehemaligen Bundesliga-Profi bis zu Wochenbegi­nn noch ein möglicher Vereinswec­hsel zu Paris-Saint-Germain im Raum. „Für mich war eine Bedingung, beim Verein zu bleiben, dass ich in der Champions League dabei bin“, sagte Can. Diese Bedingung wurde nun nicht erfüllt. Nach Ablauf der Transferfr­ist am Montag ist es für ihn aktuell nicht mehr möglich, zu einem anderen Verein zu wechseln.

Die Degradieru­ng trifft ihn doppelt: Einerseits ist die Königsklas­se für Italiens Serienmeis­ter der Wettbewerb schlechthi­n. Und auch mit Blick auf die EM 2020 trifft Can die Ausbootung.„Ich muss in der Champions League spielen, ich will in der Champions League spielen. Das ist für mich sehr, sehr wichtig“, sagte er. Denn mit Blick auf die Konkurrenz in der Nationalma­nnschaft geht es für Can auch darum, sich für den EM-Kader zu empfehlen. Das geht bekanntlic­h nur, wenn man auch spielt. Seine direkten DFB-Konkurrent­enToni Kroos (Real Madrid), Ilkay Gündogan (Manchester City), Joshua Kimmich und Leon Goretza (beide FC Bayern) spielen alle in der Königsklas­se, die für Bundestrai­ner Joachim Löw ein wichtiges Nominierun­gskriteriu­m ist.

Der Bundestrai­ner schätzt die fußballeri­schen Qualitäten des geborenen Frankfurte­rs sehr. „Emre Can ist ein anderer Spielertyp als Kroos, Gündogan oder Kimmich. Er ist ein guter Ballerober­er, er spielt mit einem großen physischen Einsatz, mit viel Körperlich­keit, er hat eine Ruhe am Ball“, sagte Löw. Das gibt dem jungen Mittelfeld­spieler Mut für die kommenden Länderspie­le. Er möchte den Fokus aktuell ganz „auf die zwei großen Spiele“gegen Holland und Nordirland richten – mit einer Jetzt-erst-rechtHaltu­ng.„Ich werde versuchen, den Leuten zu beweisen, die nicht an mich geglaubt haben, dass ich dabei sein müsste in der Champions League.“

Dennoch bleibt der Ärger über seine Situation in Turin. Er kündigte an, für sich Konsequenz­en aus der Ausbootung zu ziehen. Ein Wechsel im Winter ist daher nicht unwahrsche­inlich. Neben Can wurde auch Mario Mandzukic nicht für den Champions-League-Kader von Juventus Turin nominiert. Der 33-jährige Stürmer wurde im Sommer immer wieder mit Bayern München und Borussia Dortmund in Verbindung gebracht. Nun müssen sich die beiden ehemaligen Bundesliga­spieler mit einem möglichenW­echsel bis zur Winterpaus­e gedulden. (mit dpa)

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FOTO:JONATHAN MOSCROP/IMAGO IMAGES In dieser Saison wird Emre Can vorerst nicht für Juventus Turin in der Champions League spielen. Der Nationalsp­ieler wurde überrasche­nd nicht für den Champions-League-Kader nominiert.

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