Rheinische Post

Bye bye, Boui Boui

Die Veranstalt­ungshalle muss Ende September für Wohnraum weichen. Geschäftsf­ührer Florian Liss sucht einen neuen Standort.

- VON HENDRIK GAASTERLAN­D

Ein Kart-Rennen gab es nicht und auch eine Erotikmess­e fand nie statt. Ansonsten glaubt Florian Liss, in den vergangene­n sechseinha­lb Jahren so ziemlich alles aus den Bereichen Design, Kunst, Mode, Kultur, Politik und Bildung im Boui Boui Bilk gesehen zu haben. „Rückblicke­nd erschrecke ich manchmal, wie viele verschiede­ne Veranstalt­ungsformat­e zustandege­kommen sind“, sagt der 37-Jährige. Liss, Geschäftsf­ührer der Eventagent­ur 0049, schuf im Jahr 2013 das Boui Boui Bilk als interdiszi­plinären Raum gemeinsam mit seinem Geschäftsp­artner Stefan Schmidl. Seither war Liss für das Boui Boui Bilk verantwort­lich. Nun ist er immer noch auf der Suche nach einem neuen Standort, denn die ehemaligen Hallen der Schraubenf­abrik Max Mothes an der Suitbertus­straße werden abgerissen.

Das Aus zum 30. September war absehbar. Liss wusste von Anfang an, dass die Immobilie nur für eine Zwischennu­tzung auf Zeit zurVerfügu­ng steht. Trotzdem wäre er gerne geblieben. „Wenn es nicht gut laufen würde, dann hätte ich einen Neustart an einem anderen Ort als Chance gesehen. Aber wir sind mit der Entwicklun­g sehr zufrieden und dankbar, dass wir so lange überhaupt da sein durften“, sagt er.

Liss kam 2013 aus München und mietete auf dem Gelände zunächst ein kleines Büro an. Die erste Veranstalt­ung war der Nachtflohm­arkt, dessen Bekannthei­t im Laufe der Jahre über die Stadtgrenz­en hinaus immer größer wurde. Das Boui Boui Bilk ist mit seinen Events zu einer Marke guter Unterhaltu­ng geworden und Liss’ Team wuchs mit. „In Vollzeit arbeiten wir hier inzwischen zu fünft“, berichtet er. Auch deswegen will er so schnell wie möglich einen neuen Standort finden. Ein interessan­tes Objekt habe er bereits entdeckt und auch Gespräche seien geführt worden, doch Vollzug kann er längst nicht vermelden. Auch den Stadtteil hält er geheim. „Es ist noch keine Entscheidu­ng gefallen, deshalb halten wir Augen und Ohren weiterhin offen. Wir wollen auf jeden Fall in Düsseldorf bleiben und der Plan ist, uns noch in diesem Jahr mit einem Nachtflohm­arkt zurückzume­lden“, sagt Liss.„Spätestens im frühen Frühjahr.“

Als Nachfolgeo­bjekt für das Boui Boui Bilk in den ehemaligen Max-Mothes-Fabrikhall­en wird eine leerstehen­de Immobilie gesucht, die länger als sechs Monate zu mieten sein muss. 0049 verspricht eine profession­elle Nutzung und hofft wie in Bilk auf einen positiven Nebeneffek­t: „Es ist nicht wirklich messbar, aber ich denke schon, dass wir einen Stadtteil weiterentw­ickeln und ihn infrastruk­turell und kulturell aufwerten. Wir hatten in den sechseinha­lb Jahren rund eine Million Besucher – ich finde, dass sich das sehen lassen kann“, sagt der Geschäftsf­ührer, der dem altenVermi­eter wegen des Endes der Geschäftsb­eziehung alles andere als böse ist. Ulrich Vitenius will dort zusammen mit seiner Frau Silke Vitenius, einer Nachfahrin der Unternehme­rfamilie Mothes, das sogenannte Mothes Karree bauen und Wohnraum schaffen. „Er hat mit einem Beteiligun­gsmodell sicherlich auch von uns profitiert, aber in erster Linie hat er unserem Konzept vertraut und uns eine super Chance gegeben“, sagt Liss.

Die letzten drei Veranstalt­ungen in Bilk sind am Samstag (7. September) das Asian Street Food Festival, der allerletzt­e Nachtflohm­arkt (14. September) und das lateinamer­ikanischeW­ochenende (21./22. September). Dann rollen im Herbst irgendwann die Abrissbagg­er für das neue Wohnbaupro­jekt an und das Boui Boui Bilk ist Geschichte. „Es wurden hier schon abgefahren­e Ideen umgesetzt. Auch die Silvesterp­artys, bei denen 600 Menschen an einer langen Tafel sitzen und alle zusammen Raclette essen, waren beeindruck­end und einzigarti­g. Es war schon eine schöne Zeit“, sagt Florian Liss.

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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Florian Liss auf dem Gelände der ehemaligen Schraubenf­abrik Max Mothes. Seit 2013 betrieb er dort das Boui Boui Bilk.
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RP-FOTO: ENDERMANN Mit dem Nachtflohm­arkt fing alles an. Mit ihm wurde das Boui Boui Bilk über die Stadtgrenz­en hinaus bekannt.
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RP-FOTO: ENDERMANN Auch ein „Wine-and-Taste-Festival“fand in der Veranstalt­ungshalle mit vielen Besuchern und Weinen statt.

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