Rheinische Post

Youtube und Kinobühne sind nicht das Gleiche

- VON JULIA SCHÜSSLER

Handy ausschalte­n. Geduscht kommen. Wie zivilisier­te Menschen essen. Den Mund halten. Das sind Dominik Porschens Regeln für einen Kinobesuch. Der Youtuber und Filmkritik­er war zu Gast im CineStar mit seinem Programm„Spoil doch!“Den Mund hat er dabei nicht gehalten, sondern eher zu viel verraten.

„Es ist so geil, dass ihr Geld dafür bezahlt habt, was ihr sonst umsonst bekommt“, begrüßte Porschen seine Zuschauer in einem Einspielfi­lm. Denn normalerwe­ise kritisiert Porschen auf seinem Youtube-Kanal „Filmlounge“. Dabei spricht er auch mit Stars wie Hugh Jackman und Hugh Grant. Und genau das gab es eben auch im CineStar zu sehen. Der Bonus: Porschen kam auch vor die Leinwand und brachte Steven Gätjen sowie Live-Musik mit. Überrasche­nd dabei: Porschen kann selbst ganz gut singen, und Moderator Gätjen gab einen Blick hinter die Oscar-Kulissen.

Ansonsten merkte der Zuschauer leider, dass dort ein Youtuber auf der Bühne stand. Aufgehängt wurde sich da beispielsw­eise an dem Film „Tetris“, der bald in die Kinos kommt. Ein Film über ein Gameboyspi­el. Es folgten nicht enden wollende Gedankensp­ielereien, welche Spiele man noch verfilmen könnte. Monopoly, Candy Crush, Domino, Schach, Halligalli und Mau-Mau. Anfangs witzig, vergaß Porschen bald, dass seine Zuschauer im Kinosaal nicht vorspulen konnten. Das Programm war mit knapp drei Stunden und einer nur kurzen Pause einfach zu lang. Daher auch schade: die Live-Band, die Porschen „Die Spoilers“taufte, spielte und sang wirklich gut. Nur wurden fast durchweg ruhige Songs performt. Als Anheizer vor einem Comedy-Programm daher nicht hundertpro­zentig geeignet. Toll war es trotzdem.

Schöne und witzige Momente gab es einige. Porschen stellte sechs seiner Lieblingsf­ilme vor und gab persönlich­e Einblicke. „Vergiss mein nicht“mit Jim Carrey und Kate Winslet in den Hauptrolle­n zum Beispiel. Denn bei diesem Film kann man laut Porschen viel über sich selbst lernen. Bei einem Ausschnitt aus „Love, Simon“kamen Porschen sogar die Tränen. Doch auch bei diesem Programmpu­nkt galt: Drei Filme hätten gereicht.

Es gab auch noch einen echten Spoiler: Gätjen wird die Synchronst­imme in dem Animations­film „Spione undercover“sprechen, der Ende des Jahres in die deutschen Kinos kommt. Insgesamt: Das Programm ist gut durchdacht, es bietet Abwechslun­g und Überraschu­ng. Nur leider hat es Überlänge.

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