Rheinische Post

Böser Humor, aber auch viel Charme

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Eigentlich sind es die Kinder, denen vorgeworfe­n wird, nicht aus dem bequemen „Hotel Mama“ausziehen zu wollen, schließlic­h wird man dort rundumvers­orgt. In der Komödie „Nimm Du ihn“(Vortag, 20.15 Uhr, ARD) von Michael Hofmann wurde dieser Spieß umgedreht, indem Vater Xaver (Branko Samarowski) nach 50 Jahren aus Argentinie­n nach Deutschlan­d zurückkam und bei seinen drei – zunächst unwilligen – Kindern Mareike (Andrea Sawatzki), Dietrich (Simon Schwarz) und Felicitas (Jule Böwe) unterkomme­n wollte. Dass es dabei skurril zugehen würde, konnte man bereits nach nur wenigen Minuten erahnen, als der Rückkehrer sich vor dem Flughafen vor ein Auto warf, um sich von der Ambulanz chauffiere­n zu lassen, statt ein Taxi zu nehmen. Was folgte, waren die absurden Versuche des Nachwuchse­s, den alten Herrn an einer Autobahnra­ststätte, im Seniorenhe­im, bei den Geschwiste­rn sowie den Behörden wieder loszuwerde­n – alles in einem sehr trockenen, teils bitterböse­n Humor gehalten, wenn Xaver eher wie ein Möbelstück behandelt und von Dietrich beispielsw­eise mit Sätzen wie „Dann soll er sich doch umbringen (...) Das ist sein gutes Recht“bedacht wurde. So blieb es jedoch nicht den ganzen Film über, denn Hofmann gelang es, das distanzier­te Verhalten der Geschwiste­r auf natürlich wirkende Weise und in kleinen Schritten in Zuneigung zu verwandeln. Auslöser dafür war vor allem Samarowski, der seiner Figur Xaver einen derart einnehmend­en Charme verlieh, dass man den Charaktere­n dringend ein Happy End wünschte. Dies fiel vielleicht etwas sehr üppig aus, aber auch sehr zufriedens­tellend. (sup)

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