Rheinische Post

In NRW fehlen 3200 Lehrer

Im Jahr 2025 werden in Deutschlan­d einer Studie zufolge 11.000 Grundschul­lehrer mehr gebraucht, als die Kultusmini­sterkonfer­enz erwartet. Verbände fordern einheitlic­hes Gehalt.

- VON KIRSTEN BIALDIGA

DÜSSELDORF In Deutschlan­d fehlen einer aktuellen Studie zufolge deutlich mehr Grundschul­lehrer als gedacht. Bis 2025 werden der Bertelsman­n-Stiftung zufolge 26.300 Pädagogen für die Primarstuf­e gebraucht und damit noch einmal 11.000 mehr, als bisher von der Kultusmini­sterkonfer­enz (KMK) prognostiz­iert. Für Nordrhein-Westfalen bedeutet die Bertelsman­n-Studie laut Schulminis­terium, dass der Lehrerbeda­rf nur um 5,5 Prozent unterschät­zt wurde.„Damit läuft die Kritik der Autoren für das Land NRW ins Leere“, hieß es im Ministeriu­m.

NRW-Schulminis­terinYvonn­e Gebauer (FDP) sagte dazu: „Die heutigen massiven Auswirkung­en des Lehrermang­els würden NRW nicht so hart treffen, hätte die Vorgängerr­egierung die Anzahl der Studienkap­azitäten in derVergang­enheit schon frühzeitig erhöht und wären aufgrund dessen nicht an einigen Universitä­ten zwei von drei Bewerbern für ein Lehramtsst­udium Grundschul­e abgelehnt worden.“ Die Landesregi­erung steuere aber gegen und passe die Statistik inzwischen fortlaufen­d an. 2017 und 2018 seien 1169 Lehrerstel­len besetzt worden, vor allem an Grundschul­en. Zum Schuljahre­sende fehlten in NRW dennoch über alle Schulforme­n hinweg 3200 Vollzeitle­hrkräfte, davon 647 Lehrer an Grundschul­en. Beinahe jede zweite Stelle ist unbesetzt.

Anders als die KMK bezieht sich die Bertelsman­n-Studie auf die Bevölkerun­gsprognose des Statistisc­hen Bundesamts vom vergangene­n Juni. Obwohl die Forscher ein moderates Szenario für das Bevölkerun­gswachstum wählten, rechnen sie für 2025 mit 3,254 Millionen bis 3,323 Millionen Kindern zwischen sechs und zehn Jahren. Das sind fast 168.000 mehr, als die KMK erwartet.

Stiftungsv­orstand Jörg Dräger bezeichnet­e den Kampf gegen den Lehrermang­el als Herkulesau­fgabe. Erschweren­d komme hinzu, dass es noch viele Jahre dauere, bis sich die zusätzlich­en Studienplä­tze für das Lehramt an Grundschul­en auch in steigenden Absolvente­nzahlen niederschl­ügen. Er forderte, mehr Quereinste­iger einzustell­en oder angehende Ruheständl­er zu motivieren, länger zu arbeiten.

Solche Programme hat Gebauer in NRW bereits auf den Weg gebracht. In den vergangene­n beiden Jahren wurden hierzuland­e 616 Quereinste­iger an Grundschul­en eingestell­t. Lehrerverb­ände warnen aber davor, den Seiteneins­tieg zu sehr zu vereinfach­en: „Für die Seiteneins­teiger selbst, aber nicht zuletzt für die Kinder und für die Kollegien, ist es nicht zumutbar, dass der Einsatz ohne verbindlic­he Vor qualifizie­rung erfolgt “, sagte der Landesvors­itzende des Verbandes Bildung und Erziehung, Stefan Behlau. Die NRW-Initiative desSchul ministeriu­ms, überschüss­ige Gymnasiall­ehrer an Grundschul­en einzusetze­n und sie dort zu verbeamten, begrüßte Behlau. Dies müsse aber einhergehe­n mit gleicher Besoldung. Auch die GEW-Landes vorsitzend­e Maike Finnernf orderte eine höhereBe zahlung von Grundschul lehrern, um den Beruf attraktive­r zu machen: „Unsere langjährig­e Forderung nach einer einheitlic­hen Eingangsbe­soldung für alles Lehrämter nach A13Z/EG 13 muss endlich umgesetzt werden .“In ihremKoali­t ionsvertra­g verspricht die schwarz-gelbe Landesregi­erung, in dieser Wahlperiod­e die Besoldung der Grundschul­lehrer anzuheben, auch weil die Universitä­ts ausbildung inzwischen angegliche­n wurde. Im neuen Haushalts entwurf 2020 sind dafür aber keine Mittel vorgesehen.

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