Dreißig Mal „Ja, ich will!“
15 Paare machten den 9.9.2019 zu ihrem Hochzeitstag. Beim Standesamt an der Inselstraße flogen ganz zum Schluss weiße Tauben.
15 Paare machten den 9.9.2019 zu ihrem Hochzeitstag. Beim Standesamt an der Inselstraße flogen ganz zum Schluss weiße Tauben.
Sekt-Duft liegt in der Luft. Die Wespen können nicht widerstehen. Sie umschwirren Steckfrisuren, lassen sich auf Anzugschultern nieder und sterben einen süßen Tod im Orangensaft, den feierlich gekleidete Menschen aus viel zu hohen Gläsern trinken. Manch ein Foto zeigt vermutlich wild mit den Armen rudernde Trauzeugen, die sich gegen aufdringliche Fluginsekten wehren. „Du hättest doch duschen sollen“, ruft eine Frau einem Mann mit Pferdeschwanz zu, der quer über den Platz flüchtet.
Hier am Standesamt an der Inselstraße ist eigentlich immer Hochzeits-Hochsaison. Der Rasen des Hofgartens ist ganzjährig voller Konfetti, in den Bäumen hängen meistens ein paar Ballons. Heute ist aber besonders viel los. Der 9. September war als Heiratstermin schon vor Monaten ausgebucht. Sonst ist das nur bei Samstagen so.
„Es ist einfach ein besonderes Datum“, sagt Franziska (32), die seit diesem 9.9.2019 mit Nachnamen Kubon heißt. Sie hat sich das Datum zu Beginn des Jahres ausgeguckt. „Ich wurde nur informiert“, sagt ihr Mann Marcel (33) und lacht. „Ich habe das mit der neun auch erst gar nicht gecheckt, als Franziska sagte: Lass uns doch am 9. September heiraten.“
Tarek Saad (51) wusste dagegen direkt, was es mit dem Tag auf sich hat. Er hat am 6. September Geburtstag – seine Frau Sabrina Heep (35) am 11. September. Vor einem Jahr verlobten sich die beiden Oberkasseler an Sabrinas Geburtstag. Da sie traditionell zwischen den beiden Tagen zusammen in Urlaub fahren oder eine Party feiern, war klar: Das ist der perfekte Zeitraum fürs Heiraten – da fiel die Wahl nicht schwer. „Jetzt können wir zwischen unseren Geburtstagen Hochzeitstag feiern“, freut sich Sabrina Heep. Vor dem Standesamt gibt es Prosecco und Hugo aus zierlichen Dosen, bevor ein Freund in Chauffeursuniform auftaucht und die beiden in einer eleganten Limousine entführt.
Ein ganz besonderer Tag ist dieser 9. September auch für Stephan und Regina Giesen – um so mehr, als dass sie die Vorfreude richtig ausgereizt haben. Seit 22 Jahren sind die 50-Jährige und der 49-Jährige ein Paar. Jetzt haben sie es offiziell gemacht. „Wurde mal Zeit“, sagt Stephan Giesen fröhlich. „Ich habe gedacht, wir nehmen ein Datum, dass sich mein Mann auch merken kann“, erklärt Regina. Kennengelernt haben sich die beiden Gerresheimer an Altweiber in den Rheinterrassen.
Merve und Saytek Karakus stehen zwischen weißen Ballons und roten Herzen und feiern ihre Vermählung. „Wir wollten unbedingt ein schönes Datum und haben deshalb sechs Monate vorher den Termin gebucht“, erzählt das soeben verheiratete Paar. Nachdem die Fotos mit der Familie und den engsten Freunden im Kasten sind, geht die kleine Hochzeitsgesellschaft noch in ein Restaurant. Ende September werden sie noch einmal groß feiern. Aber schon zur standesamtlichen Trauung ist einWunsch in Erfüllung gegangen: Freunde und Verwandte haben sie mit weißen Tauben überrascht. „Wir danken unseren Familien sehr, dass sie uns diesen schönen Tag möglich machen“, sagen die beiden 30-Jährigen. Das Paar ist seit über vier Jahren zusammen. Beide wohnen derzeit noch in Rath, werden aber bald in eine gemeinsame Wohnung ziehen.
Die weißen Tauben, die das Paar in den Himmel fliegen ließ, finden immer ihren Weg nach Hause, erklärt Sandra Stuffel von der Agentur „Ihre Hochzeitstauben“. „Mein Mann und ich machen alles, was fliegt, auch wenn es Sektkorken sind“, sagt die 39-Jährige. Deshalb hat sie auch Luftballons mitgebracht, die von den Gästen fliegen gelassen werden. „Die sind natürlich biologisch abbaubar“, sagt sie.
Für das Taubenritual rollt Stuffel einen roten Teppich aus und dekoriert die Seiten mit Herzen in weiß und rot. Die Hochzeitstauben bringt sie in einem Korb mit, der mit roten und weißen Rosen geschmückt ist. Den stellt sie auf die Mitte des Teppichs. Darin sitzen, vom Veterinäramt geprüft, ihre Tauben. Sie erkennt die Tiere anhand von Fußringen, die mit einer TÜV-Plakette vergleichbar sind. Die ältesten Vögel sind schon seit 2011 mit dabei. „Mein Schwiegervater hatte schon immer Brieftauben, mein Mann ist damit aufgewachsen. Wir vermieten jetzt die Hochzeitstauben.“Die Hochzeitsgesellschaft stellt sich um den Taubenkorb in der Mitte, sie werfen Papierkonfetti in die Richtung des Brautpaares, das sich hinter dem Korb aufstellt.
Als Stuffel die Tauben sanft aus dem Korb hebt und in die Hände des Brautpaars legt, gurren sie leise. „Sie dürfen ihnen auch noch ein Küsschen mit auf den Weg geben“, erlaubt Stuffel. Das macht der Bräutigam daraufhin vorsichtig und beide lassen die Tauben nach Hause fliegen.