Rheinische Post

Die Kronprinze­n des Post-Chefs

Postchef Frank Appel ist 58. Im Konzern hat die Debatte um seine Nachfolge bereits begonnen. Derzeit hat Finanzvors­tand Melanie Kreis die besten Chancen. Sie wäre die erste Frau an der Spitze eines Dax-Konzerns.

- VON REINHARD KOWALEWSKY UND CLAUDIA MAHNKE

BONN Geht es um die Führung der Deutschen Post, hat Vorstandsc­hef Frank Appel drei Weisheiten parat: Erstens kann die Wahl eines neuen Chefs viel früher nötig werden als erwartet (Appel selbst wurde im Februar 2008 überrasche­nd Vorstandsv­orsitzende­r, weil sein Vorgänger Klaus Zumwinkel wegen einer Steueraffä­re zurücktret­en musste). Zweitens tue es Konzernen gut, wenn ein Chef eher lange als kurz im Amt bleibe (bei ihm sind es elfeinhalb Jahre, bei Zumwinkel waren es 18). Und weil Appel sich mit 58 langsam auf die Altersgren­ze von 65 Jahren zu bewegt, hat er in den vergangene­n Jahren mit Melanie Kreis (48), Tobias Meyer (43) und Thomas Ogilvie (42) gezielt drei Vorstände installier­en lassen, die altersmäßi­g perfekt als Nachfolger in einigen Jahren bereitstün­den – im Notfall auch vorher. „Es tut einem Unternehme­n grundsätzl­ich gut, wenn es im Vorstand auch Personen gibt, die hinreichen­d Altersabst­and zum Vorstandsc­hef haben“, sagte Appel unserer Redaktion. Er stellt aber auch klar, dass über seine Nachfolge der Aufsichtsr­at zu entscheide­n hat.

Bei genauer Analyse zeigt sich, dass die Chancen um die Nachfolge sehr ungleich verteilt sind.

Melanie Kreis Käme es zu einem unerwartet schnellen Wachwechse­l, wäre die Finanzchef­in klare Favoritin. Sie wäre die erste Frau an der Spitze eines Dax-Konzerns. Die 48-jährige Physikerin ist seit 2014 im Vorstand, leitet das Finanzress­ort seit 2016 und hat eine exzellente Reputation. Im Ranking der mächtigste­n Frauen der Welt, das jährlich vom US-Magazin „Forbes“herausgege­ben wird, landete sie jüngst auf Platz 61. Von den deutschen Frauen ist dort ansonsten nur Bundeskanz­lerin Angela Merkel vertreten. Bei Investoren hat die Post-Managerin einen guten Ruf, als Herrin über die Zahlen kennt sie alle Sparten des Konzerns bestens, auch im Aufsichtsr­at hört man nur Positives über sie. Vor allem kommt gut an, dass sie den Verkauf der Postbank hervorrage­nd managte, dass sie 2005 den milliarden­schweren Zukauf des britischen Logistiker­s Exel mit einfädelte und dass sie auch zu den Arbeitnehm­ern ein konstrukti­ves Verhältnis hat. „Kreis hat hohen Sachversta­nd“, lobte Union-Investment-Fondsmanag­er Michael Gierse. Das „Handelsbla­tt“schrieb im August: „Deutschlan­ds Vorzeigema­nagerin“. Tobias Meyer Je länger Appel im Amt bleibt, umso eher könnte sich Tobias Meyer eine Chance ausrechnen. Das große Manko des 43 Jahre alten promoviert­en Maschinenb­auers ist, dass er erst im März in denVorstan­d kam. Gelingt es ihm, das etwas angeschlag­ene deutsche Brief- und Paketgesch­äft weiter auf Vordermann zu bringen, steigen die Chancen: Keine Sparte ist in dem zu 21 Prozent dem Bund gehörendem Konzern politisch gesehen so wichtig. Allerdings müsste der verheirate­te Familienva­ter Meyer hinzulerne­n: Melanie Kreis gelingt es mühelos, vor Journalist­en und angelsächs­ischen Investoren Vorträge zu halten; Meyer gibt sich im Umgang noch etwas spröde. Der kurzfristi­ge Aufstieg an die Post-Spitze wäre wohl unmöglich.

Die beiden Favoriten für die Appel-Nachfolge sind damit benannt; dazu kommen zwei Außenseite­r im Rennen um die Vorstandss­pitze in Bonn:

Thomas Ogilvie Vom Alter her wäre der 42-jähige Psychologe und promoviert­e Wirtschaft­swissensch­aftler zwar in einigen Jahren eine Option, aber ein Personalvo­rstand als Chef eines Dax-Konzerns ist fast undenkbar. Und während Kreis in den USA und Frankreich studierte, Meyer in Singapur arbeitete, fehlen Ogilvie Stationen außerhalb des deutschen Sprachraum­es. „Ich bin bekennende­r, glückliche­r Bonner“, sagt er. Ein Personalbe­rater sagt: „Falls Ogilvie im Vorstand einmal zuständig für eine der internatio­nal tätigen operativen Sparten wie Express, Supply-Chain oder E-Commerce würde, könnte er sich noch als Post-Primus ins Gespräch bringen.“Aktuell werden diese drei Sparten von Briten und Amerikaner­n geführt, die aber alle zu alt und zu wenig verwurzelt in Deutschlan­d sind, um Chef des gesamten Konzerns werden zu können.

TimSchwarw­ath Der Diplom-Kaufmann bewährt sich als Sanierer der Sparte „Global Forwarding“, aber er ist nur vier Jahre jünger als Appel und erst zwei Jahre für die Deutsche Post tätig.

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FOTOS: DPA(3), IMAGO IMAGES, DEUTSCHE POST | GRAFIK: FERL
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