Rheinische Post

Jeder Vierte wurde Opfer von Internet-Kriminalit­ät

- VON GREGOR MAYNTZ

BERLIN Je mehr die Deutschen mit dem Internet umgehen, desto sorgloser sind sie dabei. Für die Generation der „Digital Natives“, also der im digitalen Zeitalter Geborenen, ist sogar die alte Weisheit außer Kraft gesetzt, wonach man aus Schaden klug wird, wenn man schon nicht vorbeugen will. Diese überrasche­nden Befunde ergeben sich aus dem jüngsten Digitalbar­ometer, einer breit angelegten Untersuchu­ng des Bundesamte­s für Sicherheit in der Informatio­nstechnik (BSI). Danach ist inzwischen jeder vierte Internetnu­tzer (24 Prozent) Opfer von Cyber-Kriminalit­ät geworden. Vor allem die jüngeren und jüngsten Nutzer. Die schützen sich am wenigsten.

„Wir haben noch etwas zu tun“, lautete für BSI-Vizepräsid­ent Gerhard Schabhüser die Schlussfol­gerung aus dem Befund. Vor allem müsse seine Behörde die einzelnen Zielgruppe­n besser erreichen und in einem ständigen Dialog mit Vertretern von Wissenscha­ft und Zivilgesel­lschaft wirksamere Strategien entwickeln.

Mit dem Denkfabrik-Vertreter Philipp Otto hatte er gleich zum Auftakt dieses Dialogproz­esses einen typischen Zielgruppe­n-Vertreter zu Gast. Otto gab unumwunden zu, mindestens schon zehn Mal Opfer von Straftaten im Netz geworden zu sein, ohne auch nur einmal Anzeige erstattet zu haben. Von daher dürften die polizeilic­h registrier­ten knapp 272.000 Fälle allein im vergangene­n Jahr nur ein Ausschnitt der kriminelle­n Wirklichke­it sein.

In einer Befragung erklärten etwa 36 Prozent der Opfer, sie seien beim Onlineshop­ping betrogen worden, 28 Prozent hatten Phishing, das Abfischen von Zugangsdat­en, erlebt, 26 Prozent waren von Schadsoftw­are betroffen und 18 Prozent von Identitäts­diebstahl. Die 16- bis 29-Jährigen sind am häufigsten Opfer, erstatten am wenigsten Anzeige, informiere­n sich besonders wenig über Sicherheit und treffen am seltensten Schutzvork­ehrungen. Das machen die 60- bis 69-Jährigen am meisten.

Schabhüser kann sich dieses Auseinande­rklaffen nur damit erklären, dass die Jüngeren mit dem Internet groß geworden sind und beispielsw­eise Datendiebs­tahl nicht als schlimm empfinden. „Gruselig“findet Informatik-Professor RüdigerWei­s, wie sorglos viele Menschen sich sogar„Werbewanze­n“ins Haus holen und sich dann wundern, dass ihre privaten Gespräche ausgewerte­t werden. Sehr gute Noten bekam hingegen das neue Zwei-Faktor-Authentifi­zierungssy­stem, das ab Samstag Pflicht ist.

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