10. September 1960
Als Abebe Bikila (Foto) in Rom ankam, waren die Laufschuhe, die er aus Äthiopien mitgebracht hatte, durchgelaufen. Bikila war 28 Jahre alt und sollte beim Marathon der Olympischen Spiele antreten. In seinem Heimatland war der ehemalige Leibgardist des Kaisers Haile Selassie durch sein sportliches Talent aufgefallen. Im Trainingscamp setzte er sich gegen seine Konkurrenten durch und durfte schließlich nach Rom fahren. Doch dort angekommen, fehlten passende Schuhe. Angeblich seien in der ganzen Stadt keine zu finden gewesen, die dem Athleten aus Äthiopien perfekt passten. Und so entschied er, bei dem sportlichen Wettkampf so zu laufen, wie er schon seit seiner Kindheit gelaufen war: barfuß. Am Ende holte der Ausnahmesportler Gold. Ohne Schuhe ließ er seine Gegner hinter sich zurück und stellte mit der Zeit von zwei Stunden, fünfzehn Minuten und sechzehn Sekunden einen neuenWeltrekord auf. Es war die erste Goldmedaille, die ein Sportler aus einem afrikanischen Land südlich der Sahara gewinnen konnte.Vier Jahre später wiederholte Bikila seinen Erfolg noch einmal: Dieses Mal lief er die 42,195 Kilometer mit Schuhen und stellte eine neue Weltbestzeit auf: zwei Stunden, zwölf Minuten und elf Sekunden. Er war der erste und neben dem DDR-Läufer Waldemar Cierpinski einer von bislang nur zwei Athleten, die bei Olympischen Spielen eine Goldmedaille im Marathonlauf verteidigen konnten.