Rheinische Post

Geht „The Flow“bald baden?

Am Namen für das neue Schwimmbad in Oberkassel gibt es viel Kritik. Verschiede­ne Politiker kündigen an, dass es nicht bei „The Flow – Begegnung am Wasser“bleiben wird. Der Chef von Düsseldorf Marketing verteidigt die Wahl.

- VON HELENE PAWLITZKI, UWE-JENS RUHNAU UND HEIDE-INES WILLNER

Am Namen für das neue Schwimmbad in Oberkassel gibt es viel Kritik. Verschiede­ne Politiker kündigen an, dass er nicht bleiben wird.

Mit dem geplanten neuen Schwimmbad sind Politik und Institutio­nen besonders im Linksrhein­ischen sehr zufrieden. Mit dem Namen für das Bad dagegen nicht. „The Flow – Begegnung amWasser“soll der multifunkt­ionelle Gebäudekom­plex heißen. Beherberge­n soll er ein Schwimmbad, eine Physiother­apie-Praxis, Sportanlag­en, Gastronomi­e und die Bezirksver­tretung 4. Außerdem soll der Komplex zum Teil für Tagungen mietbar sein.

Ausgedacht hat sich den Namen die Stadttocht­er Düsseldorf Marketing (DM). Die Bädergesel­lschaft sei an die DM herangetre­ten, sagt deren Chef Frank Schrader, mit dem Auftrag, einen Namen zu finden, der dem besonderen Charakter des Gebäudes Rechnung trage. „Es sollte kein klassische­r Bädername sein wie etwa Panoramaba­d oder Rheinbad II.“Die Wahl sei auf „The Flow“gefallen, weil das Bad am Fluss liege und das Gebäude fließende Formen aufweise. „Flow“bedeutet Bewegung oder Strömung, steht aber auch für einen Tätigkeits- oder Schaffensr­ausch.

Im Aufsichtsr­at der Bädergesel­lschaft hat die Namensgebu­ng für das neue Bad keine Rolle gespielt. Entspreche­nd groß ist das Erstaunen und auch das Unverständ­nis. „Ich kann mit dem Namen ,The Flow‘ und dem Schwimmbad nichts verbinden“, sagt Stefan Wiedon (CDU). Er finde es befremdlic­h, dass der Aufsichtsr­at bei einer solchen Frage nicht beteiligt worden sei. „Es handelt sich um eine einsame Entscheidu­ng von Oberbürger­meister Thomas Geisel und Marketingc­hef Frank Schrader, allenfalls ist die Geschäftsf­ührung der Bädergesel­lschaft eingeschal­tet gewesen.“Der Anglizismu­s sei überflüssi­g, „da bin ich selbst nicht im Flow“, kommentier­t der CDU-Politiker spöttisch. Nur weil Düsseldorf eine internatio­nale Stadt sei, müsse nicht alles in englischer Sprache bezeichnet werden. Er fände es gut, wenn nach einem neuen Namen gesucht und ein Ideenwettb­ewerb gestartet werde, an dem sich die Bevölkerun­g beteiligt.

Auch FDP-Politiker Monika Lehmhaus kann die Wahl nicht nachvollzi­ehen. „Wir bauen doch nicht für 30 Millionen Euro ein Schwimmbad, das dann nicht so heißen darf“, sagt sie. „Das werden wir noch mal aufrollen.“Gemessen an den Quadratmet­erzahlen handele es sich zuallerers­t um ein Schwimmbad und eine Sportanlag­e – nicht um eine Event-Location. „Da passen 200 Leute rein und es gibt eine Bistroküch­e. Was für internatio­nale Gäste sollen denn da kommen?“

Auch das Echo der linksrhein­ischen Bezirksver­treter, deren Verwaltung ins neue Gebäude einziehen wird, ist verhalten. Kritisiert wird, dass die BV 4 nicht gehört wurde, wie das zum Beispiel bei der Benennung von Straßen üblich ist. Bezirksbür­germeister Rolf Tups (CDU) will beobachtet haben, dass es schon beim Richtfest keine Beifallsst­ürme für den Namen gab. Er halte „The Flow“nicht für glücklich gewählt, weil es keinen Bezug zum Stadtbezir­k gebe. Namen wie „Bad am Fluss“,„Bürgerbad“oder„Oberkassel­er Hallenbad“könne er sich eher vorstellen. Tups geht davon aus, dass noch etwas zu ändern ist. Er regt einen öffentlich­en Namenswett­bewerb an und glaubt, dass das Gebäude imVolksmun­d sowieso anders heißen wird.

Ähnlich äußern sich auch dieVertret­er anderer Parteien. Auch Markus Loh von den Grünen spricht sich für einen Wettbewerb aus. Der Name „The Flow“sei gewöhnungs­bedürftig. Karin Braun (FDP) findet den Namen„total langweilig“. Tobias Kühbacher (SPD) sagt, er könnte sich etwas Bodenständ­igeres eher vorstellen – gerade weil es sich nicht nur um ein Schwimmbad, sondern um ein Zentrum für die Bürger handele. Georg Blanchard (Die Linke) kritisiert­e, der Name passe genau zu einem Oberkassel,„das wir nicht haben wollen.“Seine Fraktion wolle rechtlich prüfen lassen, wer den Namen überhaupt vergeben darf.

Düsseldorf Marketing und Bädergesel­lschaft stehen hinter dem Namen. Es sei eine Frage der Gewöhnung, sagt Geschäftsf­ührer Schrader. „The Flow“richte sich an eine internatio­nale Klientel. „Wir hätten ja schlecht eine Kongressmö­glichkeit im Schwimmbad Heerdt anbieten können.“Die Leute wüssten schon, was „The Flow“heiße – auch wenn es englisch sei.

CDU-Politiker Wiedon hätte gern gewusst, welche Namen zugunsten von „The Flow“verworfen wurden. Seine diesbezügl­iche Anfrage wurde aber von der Bädergesel­lschaft abgelehnt. Jetzt bringt die CDU das Thema mit einer Anfrage in den Stadtrat.

Autor Uwe-Jens Ruhnau hält den Namen „The Flow“für einen Flop.

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BILD: BÄDERGESEL­LSCHAFT Der Entwurf für das neue Schwimmbad in Oberkassel

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