Gladbach ist Köln enteilt
Der 1. FC Köln und Borussia Mönchengladbach gehörten in den 70er-Jahren zu den Spitzenklubs in der Fußball-Bundesliga. In sehr vielen Bereichen sind die beiden Rivalen, die am Samstag in Köln aufeinandertreffen, aber nicht mehr auf Augenhöhe.
KÖLN/MÖNCHENGLADBACH 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach – dieses Duell steht für Bundesliga-Tradition, für große Erfolge in der Vergangenheit und für eine oft feindseelige Rivalität. Beide Klubs gehörten gerade in den 70er-Jahren zur Elite in der Bundesliga. Doch die Vorzeichen haben sich verändert. Gladbach ist den Kölnern enteilt, und das nicht erst, seitdem der„Effzeh“2018 den Gang in die Zweite Liga antreten musste. Auf vielen Ebenen sind die Niederrheiner dem großen Rivalen aus der Domstadt enteilt.
Sportlicher Erfolg Gladbach spielt in dieser Saison in der Europa League, zum fünften Mal in den vergangenen acht Spielzeiten ist Borussia international vertreten. Seit 2012 haben die Gladbacher auch jedes Mal einen einstelligen Tabellenplatz erreicht. In der gleichen Periode schaffte es Köln zwar auch 2017 nach Europa, stieg aber in der Folge-Saison ab, auch 2012 büßten die Domstädter ihre Zugehörigkeit in der Bundesliga ein, mussten dann sogar zwei Jahre in der Zweiten Liga bleiben. Auch in der laufenden Saison stehen die Borussen derzeit deutlich vor Köln.
Trainer Beide rheinische Rivalen haben einen Bundesliga-Neuling an der Linie. Und beide Trainer haben eine Red-Bull-Vergangenheit. Kölns Achim Beierlorzer (51) war Interims-, Co- und Jugendtrainer in Leipzig, Gladbachs Marco Rose (43) war Nachwuchs- und Cheftrainer in Salzburg. Beierlorzer kam als„Geheimtipp“vom Zweitligisten Jahn Regenburg, Rose ist laut Jürgen Klopp „der Gehypteste von allen“. Auch an der Linie ist Gladbachs Glanz also größer, doch der Grundansatz von Rose und Beierlorzer ist relativ gleich: aktives Spiel und Pressing predigen beide Trainer. Personal: Die Männer, die personelle Entscheidungen treffen, sind bei den Borussen schon lange dieselben. Max Eberl (Sportdirektor), Steffen Korrell (Chefscout), Stephan Schippers (Finanzchef), Rolf Königs (Präsident), Rainer Bonhof und Hans Meyer (beide Vize-Präsidenten) sind schon viele, viele Jahre in ihrem Ämtern. Beim 1. FC Köln gab es dagegen in den vergangenen Jahren viele Unruhen, auch auf höchster Ebene, und entsprechend auch eine personelle Fluktuation.
Kader Die aktuelle Mannschaft der Gladbacher hat einen Marktwert von 257 Millionen Euro, die Kölner sind insgesamt 94,80 Millionen Euro wert. Schon allein diese Summen sprechen eine deutliche Sprache, auch die Namen in den Teams haben unterschiedlichen Klang. Yann Sommer, Matthias Ginter und Christoph Kramer sind Beispiele für Spieler mit internationalem Renommee, verpflichtet wurden namhafte Leute wie Marcus Thuram oder Breel Embolo. Die bekanntesten Zugänge der Kölner sind Elyes Shkiri und Kingsley Schindler, aus dem bereits vorhandenen Spielermaterial ragen Jonas Hector und Anthony Modeste heraus – allesamt eine Kategorie niedriger anzusiedeln als die Gladbacher.
Die Borussen haben auch deutlich mehr Nationalspieler (zehn) als Köln (sechs).
Finanzen: Der 1.
FC Köln stellte in der abgelaufenen Saison einen Umsatzrekord auf. 114,6 Millionen Euro, so viel Umsatz hatte zuvor kein anderer Zweitligist.
„Der Aufstieg und ein positives Ergebnis in der Zweiten Liga sind eine fabelhafte Leistung auf allen Ebenen“, sagte FC-Geschäftsführer Alexander Wehrle zuletzt. Borussia hatte im abgelaufenen Geschäftsjahr ohne Europa-Spiele einen Umsatz von 173 Millionen Euro, das war das dritthöchste Ergebnis der Vereinsgeschichte. Erstmals seit 2011 gab es jedoch ein Minus in der Kasse (3,6 Millionen).
Infrastruktur
Ein schickes Hotel am eigenen Stadion, ein hochmodernes Rehazentrum, sogar ein eigens mobiles MRT-Gerät, dazu ein Vereinsmuseum und ein nagelneues Nachwuchszentrum mit 24 Plätzen – Borussias Infrastruktur ist außergewöhnlich, jeder neue Spieler gesteht, dass auch die Rahmenbedingungen ein Grund sind, von Gladbach überzeugt zu sein. Der 1. FC Köln hängt in Sachen Infrastruktur klar dahinter. „Wenn wir es nicht schaffen, hier ein neues Nachwuchsleistungszentrum zu bauen und bessere Bedingungen für die Profis zu schaffen, dann werden wir auf Dauer nicht konkurrenzfähig sein“, sagte Manager Armin Veh zuletzt im „Kicker“. Die Lösung ist, was Gladbach dem FC auch voraus hat: Eben die oben erwähnte sportliche Stabilität. „Unser Ziel muss es sein, keine Fahrstuhlmannschaft mehr zu sein. Nur so können wir uns Werte aufbauen und uns langfristig mit einer ganz anderen Kategorie von Spielern beschäftigen“, sagte Veh. Eins haben die Kölner den Gladbachern aber infrastrukturell noch voraus: eine Straßenbahnstation am Stadion.
Soziale Medien
Auch bei den Follower-Zahlen liegen die Gladbacher vorn. Die deutschen Online-Accounts der Niederrheiner haben auf den drei populärsten Plattformen Twitter, Facebook und Instagram insgesamt etwa 1,908 Millionen Nutzer (Twitter 490.000, Facebook 1,033 Millionen, Instagram 385.000), die Kölner „nur“1,665 Millionen Nutzer (Twitter 645.000, Facebook 743.000, Instagram 277.000).