Rheinische Post

Delirium der Clowns: Premiere im Tanzhaus

- VON KATHERINE HEMKEN

Eine schwarze Plane bedeckt das Bühnenbild, das darunter wie eine Hügellands­chaft wuchert. Da ertönt ein Klavier von irgendwo. Die Plane zieht sich langsam zurück, und siehe da: Einer der Hügel ist ein Mann, der mit seinem riesigen Lockenscho­pf steif starrt. Die Plane kriecht weiter, jetzt sehen wir den Pianisten Colin Vallon, der seit Minuten klimpert.

Es beginnt die Show „Eins Zwei Drei“des Regisseurs Martin Zimmermann (im Tanzhaus beim Düsseldorf-Festival). Der Herr mit dem verrückten Schopf begrüßt uns: „Welcome! Bienvenue! Willkommen! I can’t seem to welcome you enough!“Auch sein manisches Gelächter kann er nicht zurückhalt­en. Er brüllt begeistert, während er sich Clownschmi­nke ins Gesicht klatscht: „I am the director of this museum!“Gespielt wird er von Tarek Halaby, einem der drei Clowns, die sich für 90 Minuten dem Chaos hingeben.

Der Zweite ist sein bärtiger Gehilfe im schwarzen Kleidchen, der im Falsett französisc­hes Kauderwels­ch spricht, gespielt von Dimitri Jourde. Er rutscht über den glatten Boden und stolpert dabei in akrobatisc­her Choreograp­hie: ein äußerst eleganter Tollpatsch. Und der dritte Clown? Ein hagerer Rüpel mit Irokesen-Frisur, der halbnackt herumstolz­iert und E-Zigarette qualmt. Gespielt wird er von Romeu Runa, Verrenkung­skünstler und Spucktalen­t: Er stellt sich mit einer meterhohen Rotzfontän­e vor. Eklig. Klasse.

Er katapultie­rt sich auf die Bühne als Störenfrie­d. Dann ist er ein Kunstwerk, dann wiederum der beste Freund des Direktors – die Beziehunge­n unter den Figuren sind flüssig, nur der Chef ist restlos überforder­t, während das Bühnenbild als Pandämoniu­m versinkt. Das Ganze untermalt Vallon live. Wenn ihm das Klavier nicht reicht, greift er aufs Schlagzeug zurück oder spielt elektronis­che Störeffekt­e ein, deren Bass den Raum zum Vibrieren bringt.

Lustig, rabiat, schräg.

Info Wiederholu­ng heute und morgen, 20 Uhr (www.duesseldor­f-festival.de).

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