Delirium der Clowns: Premiere im Tanzhaus
Eine schwarze Plane bedeckt das Bühnenbild, das darunter wie eine Hügellandschaft wuchert. Da ertönt ein Klavier von irgendwo. Die Plane zieht sich langsam zurück, und siehe da: Einer der Hügel ist ein Mann, der mit seinem riesigen Lockenschopf steif starrt. Die Plane kriecht weiter, jetzt sehen wir den Pianisten Colin Vallon, der seit Minuten klimpert.
Es beginnt die Show „Eins Zwei Drei“des Regisseurs Martin Zimmermann (im Tanzhaus beim Düsseldorf-Festival). Der Herr mit dem verrückten Schopf begrüßt uns: „Welcome! Bienvenue! Willkommen! I can’t seem to welcome you enough!“Auch sein manisches Gelächter kann er nicht zurückhalten. Er brüllt begeistert, während er sich Clownschminke ins Gesicht klatscht: „I am the director of this museum!“Gespielt wird er von Tarek Halaby, einem der drei Clowns, die sich für 90 Minuten dem Chaos hingeben.
Der Zweite ist sein bärtiger Gehilfe im schwarzen Kleidchen, der im Falsett französisches Kauderwelsch spricht, gespielt von Dimitri Jourde. Er rutscht über den glatten Boden und stolpert dabei in akrobatischer Choreographie: ein äußerst eleganter Tollpatsch. Und der dritte Clown? Ein hagerer Rüpel mit Irokesen-Frisur, der halbnackt herumstolziert und E-Zigarette qualmt. Gespielt wird er von Romeu Runa, Verrenkungskünstler und Spucktalent: Er stellt sich mit einer meterhohen Rotzfontäne vor. Eklig. Klasse.
Er katapultiert sich auf die Bühne als Störenfried. Dann ist er ein Kunstwerk, dann wiederum der beste Freund des Direktors – die Beziehungen unter den Figuren sind flüssig, nur der Chef ist restlos überfordert, während das Bühnenbild als Pandämonium versinkt. Das Ganze untermalt Vallon live. Wenn ihm das Klavier nicht reicht, greift er aufs Schlagzeug zurück oder spielt elektronische Störeffekte ein, deren Bass den Raum zum Vibrieren bringt.
Lustig, rabiat, schräg.
Info Wiederholung heute und morgen, 20 Uhr (www.duesseldorf-festival.de).