Die Suche nach dem Erfolgs-Rezept
Springlane ist mit seinen Küchen-Eigenmarken und einem Food-Blog erfolgreich. Gerade wurde neues Kapital eingesammelt.
Vor zwei Jahren konnte man bei Springlane 20.000 Artikel rund um das Kochen kaufen, heute sind es gerade mal 100. Glaubt man Gründer und Geschäftsführer Marius Fritzsche, ist das das Beste, was dem Unternehmen passieren konnte – denn jetzt sind es nur noch Produkte der hauseigenen Marken Springlane und Burnhard (Grillen). Zudem betreibt das Unternehmen mit Sitz in Holthausen einen der größten FoodBlogs Europas mit ständig neuen Rezepten – auch als Plattform für die eigenen Produkte.
Angefangen hatte Springlane 2012 als Online-Shop für Marken-Küchenartikel – von Tefal überWMF bis Zwilling. Das Sortiment wuchs ständig, große Geldgeber interessierten sich für das Start-up und investierten, das Interesse an den Rezept-Inhalten des Blogs war groß. Dennoch lief nicht alles nach Wunsch: „Wir sind gewachsen, aber die Profitabilität stimmte nicht“, sagt Fritzsche. Stattdessen gab es hohe Verluste. 2018 entschloss er sich zu dem Schritt, der den komplettenWandel des Unternehmens einleitete. „Wir haben von einem Tag auf den anderen gesagt: Wir bauen jetzt eigene Maschinen und geben das Handelsgeschäft auf.“
Dass Springlane das kann, hatte Fritzsche vorher bewiesen: In einer Fabrik in China ließ er die Eismaschine Emma entwickeln, begleitete den kompletten Prozess – heraus kam ein Produkt, das Tausende Kunden überzeugte: „Sie war eines der bestverkauften unserer 20.000 Produkte.“Mit der Umstellung auf die Eigenmarke verschwand nun der Großteil der Artikel aus dem Sortiment. „Das bedeutete auch, dass 80 Prozent der Umsätze von einem Tag auf den anderen wegbrachen.“
Keine leichte Zeit für das Unternehmen und den Chef, der sein Team auf die Hälfte reduzieren, viele Leute entlassen musste. „Da schläft man in der Nacht davor nicht – das ist viel härter als der operative Druck.“Und nicht alle Geldgeber waren bereit, den Weg komplett mitzugehen; die Risikokapitalgeber Tengelmann und Holtzbrinck verkauften ihre Anteile. Fritzsche sagt, er kann das nachvollziehen – und präsentierte kürzlich neue Investoren. Zehn Millionen Euro spülte die jüngste Finanzierungsrunde in das Unternehmen, zu den Geldgebern gehören die Apeiron Investment Group, die als Trend-Entdecker gilt, sowie die Aachener S-UBG Gruppe, die auf die Entwicklung wachsender Unternehmen im deutschen Mittelstand spezialisiert ist.
Die Umsatzverluste hatte Springlane nach eigenen Angaben schnell wieder ausgeglichen. Im vergangenen April sei man dann erstmals auf Monatsebene profitabel gewesen, sagt Fritzsche. Er nennt das den „Proof of Concept“, also den Beweis, dass das Geschäftsmodell funktionieren kann.
Und er feilt mit rund 90 Mitarbeitern in der Düsseldorfer Zentrale weiter daran: Ingenieure, Qualitätsmanager, Food-Experten und Food-Fotografen, die die Rezepte für den Blog in Szene setzen. Und natürlich Entwickler, die die Produktpalette ständig erweitern, ein Hochleistungsmixer gehört längst dazu, eine Espressomaschine, ein Pizzaofen, ein Dörrautomat (namens Dora!), aber da sind auch Messerblöcke, Vorratsdosen und seit neuestem die Produkte einer Kooperation mit TV-Koch Tim Mälzer. Unter der Marke Burnhard wird zudem alles rund ums Grillen angeboten. Man liege nicht am unteren Ende der Preispalette, sagt Fritzsche: „Aber wir haben ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, unsere Qualität stimmt.“Hergestellt werden die Artikel in mehr als 30 Fabriken, die meisten in Asien, einige kleinere Dinge auch in Deutschland. „Und hier testen wir natürlich auch alles. Bis etwas fertig und auf dem Markt ist, sind schon viele Speisen damit zubereitet worden.“
Auch deshalb gibt es bei Springlane nicht nur eine Küche für die Mitarbeiter und eine für die Produktion der Koch-Videos für den Blog – sondern auch eine Testküche, in der ständig etwas ausprobiert wird. Eine Mitarbeiterin hat gerade zehn verschiedene Varianten eines noch nicht erhältlichen Produktes nebeneinander aufgebaut, jede mit einer Nummer versehen – jetzt wartet sie, welche Variante das beste Ergebnis erzielen wird. Nebenan entstehen gerade Fotos eines selbstgemachten Eis am Stiel – was schnell gehen muss, denn das Produkt verliert bei Raumtemperatur naturgemäß schnell an Form.
Fritzsche sieht noch reichlich Wachstumschancen für sein Unternehmen, zumal bislang 85 Prozent des Umsatzes in Deutschland gemacht werden. „Wir haben viele Chancen, uns zu entwickeln“, sagt er mit offensichtlicher Begeisterung für die Arbeit – die er für Unternehmer als entscheidend ansieht: „Ich muss mich manchmal schon zwingen zu schlafen, zu joggen, Musik zu hören.“Wenigstens das Essen dürfte auch so klappen.