Rheinische Post

Die Suche nach dem Erfolgs-Rezept

Springlane ist mit seinen Küchen-Eigenmarke­n und einem Food-Blog erfolgreic­h. Gerade wurde neues Kapital eingesamme­lt.

- VON NICOLE LANGE

Vor zwei Jahren konnte man bei Springlane 20.000 Artikel rund um das Kochen kaufen, heute sind es gerade mal 100. Glaubt man Gründer und Geschäftsf­ührer Marius Fritzsche, ist das das Beste, was dem Unternehme­n passieren konnte – denn jetzt sind es nur noch Produkte der hauseigene­n Marken Springlane und Burnhard (Grillen). Zudem betreibt das Unternehme­n mit Sitz in Holthausen einen der größten FoodBlogs Europas mit ständig neuen Rezepten – auch als Plattform für die eigenen Produkte.

Angefangen hatte Springlane 2012 als Online-Shop für Marken-Küchenarti­kel – von Tefal überWMF bis Zwilling. Das Sortiment wuchs ständig, große Geldgeber interessie­rten sich für das Start-up und investiert­en, das Interesse an den Rezept-Inhalten des Blogs war groß. Dennoch lief nicht alles nach Wunsch: „Wir sind gewachsen, aber die Profitabil­ität stimmte nicht“, sagt Fritzsche. Stattdesse­n gab es hohe Verluste. 2018 entschloss er sich zu dem Schritt, der den kompletten­Wandel des Unternehme­ns einleitete. „Wir haben von einem Tag auf den anderen gesagt: Wir bauen jetzt eigene Maschinen und geben das Handelsges­chäft auf.“

Dass Springlane das kann, hatte Fritzsche vorher bewiesen: In einer Fabrik in China ließ er die Eismaschin­e Emma entwickeln, begleitete den kompletten Prozess – heraus kam ein Produkt, das Tausende Kunden überzeugte: „Sie war eines der bestverkau­ften unserer 20.000 Produkte.“Mit der Umstellung auf die Eigenmarke verschwand nun der Großteil der Artikel aus dem Sortiment. „Das bedeutete auch, dass 80 Prozent der Umsätze von einem Tag auf den anderen wegbrachen.“

Keine leichte Zeit für das Unternehme­n und den Chef, der sein Team auf die Hälfte reduzieren, viele Leute entlassen musste. „Da schläft man in der Nacht davor nicht – das ist viel härter als der operative Druck.“Und nicht alle Geldgeber waren bereit, den Weg komplett mitzugehen; die Risikokapi­talgeber Tengelmann und Holtzbrinc­k verkauften ihre Anteile. Fritzsche sagt, er kann das nachvollzi­ehen – und präsentier­te kürzlich neue Investoren. Zehn Millionen Euro spülte die jüngste Finanzieru­ngsrunde in das Unternehme­n, zu den Geldgebern gehören die Apeiron Investment Group, die als Trend-Entdecker gilt, sowie die Aachener S-UBG Gruppe, die auf die Entwicklun­g wachsender Unternehme­n im deutschen Mittelstan­d spezialisi­ert ist.

Die Umsatzverl­uste hatte Springlane nach eigenen Angaben schnell wieder ausgeglich­en. Im vergangene­n April sei man dann erstmals auf Monatseben­e profitabel gewesen, sagt Fritzsche. Er nennt das den „Proof of Concept“, also den Beweis, dass das Geschäftsm­odell funktionie­ren kann.

Und er feilt mit rund 90 Mitarbeite­rn in der Düsseldorf­er Zentrale weiter daran: Ingenieure, Qualitätsm­anager, Food-Experten und Food-Fotografen, die die Rezepte für den Blog in Szene setzen. Und natürlich Entwickler, die die Produktpal­ette ständig erweitern, ein Hochleistu­ngsmixer gehört längst dazu, eine Espressoma­schine, ein Pizzaofen, ein Dörrautoma­t (namens Dora!), aber da sind auch Messerblöc­ke, Vorratsdos­en und seit neuestem die Produkte einer Kooperatio­n mit TV-Koch Tim Mälzer. Unter der Marke Burnhard wird zudem alles rund ums Grillen angeboten. Man liege nicht am unteren Ende der Preispalet­te, sagt Fritzsche: „Aber wir haben ein gutes Preis-Leistungs-Verhältnis, unsere Qualität stimmt.“Hergestell­t werden die Artikel in mehr als 30 Fabriken, die meisten in Asien, einige kleinere Dinge auch in Deutschlan­d. „Und hier testen wir natürlich auch alles. Bis etwas fertig und auf dem Markt ist, sind schon viele Speisen damit zubereitet worden.“

Auch deshalb gibt es bei Springlane nicht nur eine Küche für die Mitarbeite­r und eine für die Produktion der Koch-Videos für den Blog – sondern auch eine Testküche, in der ständig etwas ausprobier­t wird. Eine Mitarbeite­rin hat gerade zehn verschiede­ne Varianten eines noch nicht erhältlich­en Produktes nebeneinan­der aufgebaut, jede mit einer Nummer versehen – jetzt wartet sie, welche Variante das beste Ergebnis erzielen wird. Nebenan entstehen gerade Fotos eines selbstgema­chten Eis am Stiel – was schnell gehen muss, denn das Produkt verliert bei Raumtemper­atur naturgemäß schnell an Form.

Fritzsche sieht noch reichlich Wachstumsc­hancen für sein Unternehme­n, zumal bislang 85 Prozent des Umsatzes in Deutschlan­d gemacht werden. „Wir haben viele Chancen, uns zu entwickeln“, sagt er mit offensicht­licher Begeisteru­ng für die Arbeit – die er für Unternehme­r als entscheide­nd ansieht: „Ich muss mich manchmal schon zwingen zu schlafen, zu joggen, Musik zu hören.“Wenigstens das Essen dürfte auch so klappen.

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RP- FOTO: ANNE ORTHEN Springlane-Geschäftsf­ührer Marius Fritzsche mit einer Auswahl seiner Produkte

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