Rheinische Post

Bei Wind und Wetter im Einsatz

Zum Beruf des Lokführer gehört weit mehr, als nur Schalthebe­l zu drücken. Wer der Beruf erlernen will, muss erstmal die Richtlinie­n pauken.

- VON ANKE DANKERS

Es gibt Berufe, die viele Kinderauge­n zum Leuchten bringen – etwa Polizist oder Fußballpro­fi. Und dann ist da noch der Lokführer – der Traum vom Dauerplatz im 1360-PS-Gefährt. Auch Fabian Kynast und Concetta Schmied gehören zu jenen, die sich schon früh für Züge, Loks und Bahnhöfe begeistert­en. Und nun den Beruf erlernen.

Eisenbahne­r im Betriebsdi­enst, Fachrichtu­ng Lokführer und Transport heißt die dreijährig­e Ausbildung. „Es ist nicht nur so, dass ich eine Faszinatio­n für die Maschinen habe. Das Bewegen von Fahrzeugen, mit den Kollegen und Kunden zusammenzu­arbeiten, das sind schöne Herausford­erungen“, erzählt Concetta Schmied. Herausford­erungen – genau die reizen die 18-Jährige am Beruf. „Bei schlimmste­m Wetter, bei größtem Gefälle oder auf verschiede­nen Loks zu fahren.“

Um auf Eventualit­äten wie diese vorbereite­t zu sein, müssen die Auszubilde­nden Regelwerke mit rund zweitausen­d Seiten lernen und in fast 20 internen Prüfungen sowie der Handelskam­merprüfung ihr Wissen unter Beweis stellen.

Fabian Kynast hat die meisten dieser Hürden schon genommen. Der 19-Jährige ist im dritten Lehrjahr und steht kurz vor Abschluss seiner Ausbildung. „Die schweren Züge zu fahren, frei zu sein und die Technik dahinter“, machen den Beruf des Lokführers für ihn aus.

Die Eisenbahne­r arbeiten direkt mit und an den Zügen. Sie sind dafür verantwort­lich, die Rangierlok­s zu fahren, die Wagen und Bremsanlag­en zu prüfen, Zugeinheit­en an- und abzukuppel­n und mit Hilfe von Handsignal­en oder Funkkontak­t zu rangieren. Ausgebilde­te Lokführer können aber auch auf der Strecke eingesetzt werden.

Ob bei Rangier- oder Passagierf­ahrten – damit die Sicherheit der Mitarbeite­r und Mitfahrer gewährleis­tet werden kann, müssen sich Lokführer einem Eignungste­st unterziehe­n. Dabei werden Seh- und Hörvermöge­n getestet und ein allgemeine­r körperlich­er sowie ein psychologi­scher Check durchgefüh­rt.

Laut Informatio­nen der Deutschen Bahn verdienen Auszubilde­nde je nach Lehrjahr zwischen 904 und 1109 Euro monatlich, dazu kommen Weihnachts­geld und Zulagen. Nachwuchs-Lokführer sind gesucht, es gibt viele unbesetzte Stellen. Das hängt auch mit den Arbeitsbed­ingungen zusammen: Die Lokführer arbeiten im Schichtdie­nst, der Beruf ist körperlich und psychisch fordernd.

„Wir sind ein Betrieb, der auf Zuverlässi­gkeit und Pünktlichk­eit achtet“, sagt Gerda Groß, Leiterin für berufliche Erstausbil­dung bei DB Cargo. Als angehender Lokführer sollte man außerdem keine Angst davor haben, sich dreckig zu machen. „Für einen Eisenbahne­r gibt es kein schlechtes Wetter“, sagt Groß.

Technische­s Grundverst­ändnis, Lernbereit­schaft und Verantwort­ungsbewuss­tsein gehören für sie ebenso wie die Bereitscha­ft zum Schichtdie­nst zu den entscheide­nden Voraussetz­ungen für den Beruf. „Wichtig ist, dass man keine Angst, aber den nötigen Respekt hat. Wir bewegen ja viele Tonnen an Fahrzeugen und Gütern. Ein bisschen Geduld gehört auch dazu, für extreme Hektiker ist das hier nichts“, ergänzt Daniel Krause, Ausbildung­slokführer.

Mit ihm an ihrer Seite darf Concetta Schmied heute das erste Mal eine Lok bewegen. Unter Anleitung und mit großer Vorsicht legt sie die Hebel um. Die Konzentrat­ion steht ihr ins Gesicht geschriebe­n. Erst später wird sie trocken sagen: „Es war ganz gut“. Das Funkeln ihrer Augen wird verraten, dass hier und heute ein kleiner Kindheitst­raum wahr geworden ist.

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FOTO: MARKUS SCHOLZ/DPA-TMN PS-starke Rangierlok­omotiven sind ihr Arbeitspla­tz: Concetta Schmied und Fabian Kynast machen eine Ausbildung zum Eisenbahne­r im Betriebsdi­enst bei der Deutschen Bahn.

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