Früher Kneipe, heute Café
In den Räumen der früheren Dorfwirtschaft bietet Heidi Steven heute selbstgemachte Kuchen an.
BENRATH Touristen kommen für das Schloss nach Benrath. Manche finden den Weg in die Fußgängerzone mit ihren kleinen, oft inhabergeführten Geschäften und Lokalen. Und ein paar finden sogar den Weg in den ruhigen Hinterhof an der Cäcilienstraße, wo Heidi Steven ihr Café La Corte betreibt.
Früher gehörte der Hof zur örtlichen Kneipe „Im Dorf“. Es gab ein Gesellschaftszimmer, eine Kegelbahn, alles, was zu einer urigen Wirtschaft gehört. Die Gaststätte „Im Dorf“war Anlaufstelle für Männer und Frauen aus dem Ort, um gepflegt ein paar Runden Altbier zu trinken. Zwar steht dies heute noch auf der Karte, ist allerdings eher Beiwerk. Denn Heidi Steven ist gelernte Konditormeisterin, ihre Spezialität sind Törtchen, Quiche und belegte Brote, dazu, je nach Tageszeit, Kaffee und Wein. Serviert wird das alles entweder im schicken Speisesaal mit Stuckdecke und offenem Gaskamin – oder im Freien im Hof, der noch das Ambiente eines Biergartens hat.
Die Tische und Stühle wirken von Wind und Wetter gezeichnet, wer stehen will, kann dies an zu Tischen umgebauten Fässern tun. Kleine Blumentöpfe auf den Tischen setzen farbliche Akzente, die Treppe, die hoch zum Anbau führt, ist mit Efeu bewachsen.
Diese urige Ausstattung hat Heidi Steven zum Großteil beibehalten, als sie das Café 2015 übernommen hat. „Die Speisekarte habe ich allerdings komplett umgekrempelt“, sagt die Konditorin. „Wir machen hier so gut wie alles selbst“, erklärt sie stolz und zeigt auf die Schokotörtchen in der Auslage.
Die süßen Naschereien sind allerdings vor allem im Winter beliebt, im Sommer dominiert vor allem das Eis – ebenfalls aus eigener Herstellung. „Mein Großhändler sagt immer, ich sei sein einziger Kunde, der keine Hilfsmittel aus der Tüte verwendet“, erzählt Steven. Darauf ist die gebürtige Neusserin stolz. „Berufsehre“, sagt sie lächelnd. Zu dieser Ehre gehört für sie auch der Nachhaltigkeitsgedanke: Heidi Steven bemüht sich, so wenig Lebensmittel wie möglich wegzuwerfen. „Das bedeutet natürlich auch, dass es abends vielleicht ein bestimmtes Törtchen nicht mehr gibt“, sagt sie. Dafür hätten die meisten Kunden jedoch Verständnis. Sowieso beobachtet die Chefin des La Corte einen Trend, dass die Menschen wieder mehr darauf achten, woher ihre Lebensmittel stammen. „In Benrath nochmal mehr als anderswo“, glaubt Steven. Sie werde oft gefragt, woher die Produkte denn kommen, und könne dann stolz sagen, dass sie hier vor Ort zubereitet werden. „Die Leute konsumieren bewusster, sind kritisch, und das ist auch gut so“, sagt Steven.
Der Großteil ihrer Gäste kommt bewusst ins La Corte, Laufkundschaft hält sich, auch wegen des unscheinbaren Eingangs und der Lage etwas abseits vom viel besuchten Schloss, in Grenze. „Ich habe inzwischen viele Stammkunden – dazu zählt übrigens auch der ehemalige Besitzer“, erzählt Steven.
Den habe sie über eine Freundin kennengelernt, mit der sie zusammen in Neuss gearbeitet hatte. Davor hat Steven auf verschiedenen Kreuzfahrtschiffen als Chef-Pâtissier gearbeitet. Jetzt ist sie mit eigenem Geschäft in Benrath angekommen.„Zunächst wurde ich öfter gefragt, ob ich denn nicht von hier sei“, erinnert sie sich lachend. Bei ihrer Integration hat geholfen, dass sie ihre Ausbildung bei Otto Bittner in Düsseldorf gemacht hat. Inzwischen, so erzählt sie, sei sie aber von den Einheimischen aktzeptiert. „Die Benrather sind schon ein sehr eigenesVölkchen“, sagt Steven lachend, „sie sind stolz auf ihren Stadtteil, Fremden gegenüber ein bisschen misstrauisch. Aber wenn man sie näher kennen lernt, sind sie wirklich angenehme Kunden und herzliche Menschen.“