Rheinische Post

Den Künstler Chakal zieht es in die Natur

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(go) Schon als Kind hat er am liebsten im Wald gespielt. „Ich bin auf Bäume geklettert und habe Kuhlen mit Moos ausgekleid­et, um mich darin zu betten“, erzählt Chakal. „Der Wunsch, mich behütet zu fühlen in der Natur und mit ihr eins zu sein, war früh ausgeprägt.“Wie auch sein Bedürfnis, Dinge zu gestalten. Der Düsseldorf­er, der heute nur noch seinen Künstlerna­men tragen möchte, studierte Objektdesi­gn. „Mich interessie­rte immer das Dreidimens­ionale“, sagt er. Sich ganz auf die Kunst zu verlegen, wagte er damals noch nicht. Er brauchte einen Broterwerb und brachte es in einer Werbeagent­ur bis zum Kreativdir­ektor. „Ein schöner Beruf“, bestätigt Chakal. „Aber vor vier Jahren hatte ich das Gefühl, jetzt reicht es mir. Mit 55 wollte ich endlich tun, was mich in der Jugend begeistert hatte.“Und so wurde aus ihm ein Land-Art-Künstler. Für seine Objekte verwendet er nur, was die Natur ihm zuträgt. Überwiegen­d baut er Boote, die überladen sind, bedrohlich kippen und zu kentern drohen. Seine wuchtigen Archen sind eine Metapher für die gefährdete Umwelt. „Der Mensch überfracht­et die Natur und bringt sie aus dem Lot. Wir müssen achtsam mit ihr umgehen, eine zweite haben wir nicht.“Sein jüngstes Objekt schuf er am Alten Bahnhof Neandertha­l aus geschnitte­nem Bambus, Eibenästen und dem rostigen Schrott alter Bahngleise. Im Park von Richard Bödecker, dem bekannten Landschaft­sarchitekt­en, wurde das „Boot in Schieflage“im September bei der „Offenen Gartenpfor­te“vielfach bestaunt. Wie alle Objekte bleibt es an Ort und Stelle und wird irgendwann wieder in den Kreislauf der Natur eingehen.

Seine bisher größte Weihe als Land-Art-Künstler erhielt Chakal in Israel. Er liebt das Land, seitdem er als Jugendlich­er in einem Kibbuz Orangen und Datteln gepflückt hatte, bereiste es häufig und lernte Hebräisch und Wort und Schrift. Durch Zufall ergab sich 2019 ein Kontakt zum Künstlerdo­rf Ein Hod in der Nähe von Düsseldorf­s Partnersta­dt Haifa. Man lud ihn mit anderen internatio­nal renommiert­en Künstlern zur Gestaltung des Skulpturen­parks ein. Dort steht jetzt sein „Boot für die Welt“, in dessen Bug ein mächtiger Findling steckt. Sein zehntes. Das erste baute er in Schweden, in der Nähe seines Hauses, in dem er einige Zeit des Jahres verbringt, „am liebsten im Winter, dann bekommt die graue Nebellands­chaft etwas Mystisches“. Der gräfliche Besitzer des angrenzend­en Landes erlaubte ihm, einen „Nature Art Trail“anzulegen. Der Rundweg um einen Berg wird nach und nach mit immer mehr Naturobjek­ten angereiche­rt – auch von Düsseldorf­ern, die an einem der Land-Art-Workshops von Chakal teilnahmen. Seine Spuren hinterließ der Künstler schon in der Bodensee-Region und vorigen Sommer auf der italienisc­hen Vulkaninse­l Stromboli. Zwei Kinder, die ihm voller Enthusiasm­us halfen, tauften die italienisc­he Arche „Dark Ark“. Ihr Anblick bleibt dem Erbauer unvergessl­ich: „Geschmückt mit Palmwedeln und gefüllt mit schwarzen Steinen vom Strand, stand sie weithin sichtbar auf einer Klippe. Dahinter schäumte weiß das Meer. Ein berührende­r Moment.“

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RP-FOTO: REGINA GOLDLÜCKE Vor vier Jahren hängte Chakal seinen Werbejob an den Nagel und widmet sich seither nur noch der Kunst.

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