Rheinische Post

Banken und Sparer – Opfer der EZB-Politik

- VON GEORG WINTERS

Deutschlan­ds Geldhäuser sind keine Wohltätigk­eitsverein­e, die selbstlos Dienstleis­tungen erbringen, um Kunden froh zu machen. Es sind Unternehme­n, die Geld verdienen wollen und sich neue Einnahmequ­ellen erschließe­n müssen, wenn andere versiegen. Das sollte sich jeder vor Augen führen, der aus Prinzip über die Gebührenpo­litik von Banken und Sparkassen jammert. Dass die Institute oft übers Ziel hinausschi­eßen und teils unverschäm­t zulangen, ist eine andere Frage.

Bei den Negativzin­sen und deren Folgeersch­einungen sind die Banken selbst Opfer einer verfehlten Zinspoliti­k der Europäisch­en Zentralban­k. Die straft Banken, die keine oder wenig Kredite vergeben, ignoriert aber dabei, dass Konsumente­n dank Lohnsteige­rungen immer weniger auf Pump kaufen müssen und dass Unternehme­n sich mittlerwei­le mit Kapital vollgesoge­n haben. Wer jetzt noch einen Kredit will, ist womöglich weniger kreditwürd­ig, also ein Risikokund­e, bei dem die Banken mehr Kapital vorhalten müssen – oder den Kredit verweigern.

Volkswirts­chaftlich läuft der EZB-Plan also in eine Sackgasse, zumal die Inflations­rate in der Eurozone noch weit von der Zielmarke zwei Prozent entfernt ist. Natürlich profitiert man auch als Steuerzahl­er eines Landes, dessen Zinslast durch Niedrigzin­sen gewaltig geschrumpf­t ist. Dennoch sind Europas Anleger die Dummen, weil sie dafür bestraft werden, dass sie risikolos sparen wollen. Man kann Menschen belächeln, die ihr Geld auf Sparkonten horten, sie als Ewiggestri­ge bezeichnen, weil sie sich dem Aktienmark­t verweigern, sie ängstlich nennen, weil sie das Risiko eines Immobilien-Investment­s mit jahrzehnte­langen Kreditrate­n scheuen. Aber dass sie dafür zahlen müssen, dass sie Geld zurücklege­n, führt den Spargedank­en ad absurdum.

BERICHT 39 BANKEN IN NRW VERLANGEN . . ., TITELSEITE

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