Rheinische Post

Die Kanzlerin hat zu einer Libyen-Konferenz nach Berlin geladen. Es geht noch nicht um ein Friedensab­kommen, aber um den entscheide­nden Schritt dahin.

- VON KRISTINA DUNZ

BERLIN Werden sie gemeinsam in einem Raum sein? Gar am selbenTisc­h sitzen? In Libyen bekriegen sie sich. General Chalifa Haftar beherrscht mit verbündete­n Milizen weite Teile des Landes, auch viele Ölfelder. Die internatio­nal anerkannte – aber machtlose – Regierung unter Fajis al Sarradsch in Tripolis hat nur die Kontrolle über kleine Gebiete im Nordwesten. In Berlin sollen der Militärfüh­rer und der Ministerpr­äsident am Sonntag im Kanzleramt dabei sein, wenn Staats- und Regierungs­chefs, Vertreter zahlreiche­r Länder und alle dafür wichtigen Organisati­onen wie dieVereint­en Nationen, die Afrikanisc­he Union und die EU einen entscheide­nden Schritt zur Befriedung des Landes unternehme­n wollen – Bundeskanz­lerin Angela Merkel hat die halbe Welt eingeladen. Es wären nur ein paar Meter, die Haftar und al Sarradsch überwinden müssten. Aber dafür müssten sie sich selbst überwinden.

Das Gute für Merkel ist, dass der Erfolg an diesem Tag gar nicht von den beiden Libyern abhängt. Es kommt viel mehr auf deren Unterstütz­er an. Denn Libyen ist längst Schauplatz eines Stellvertr­eterkriege­s und ein Synonym dafür, dass der Westen, die Nato, Europa bisher einigermaß­en hilflos der Gefahr der Destabilis­ierung in der gesamten Region gegenübers­tehen.

Es wird eine Friedensko­nferenz sein, die auf deutschem Boden ihresgleic­hen sucht. KremlchefW­ladimir Putin und der türkische Präsident Recep Tayyip Erdogan kommen, sie sind die Hauptakteu­re, weil sie die Kämpfe in Libyen mit ihrem Einfluss anheizen. Ägyptens Präsident Abdel Fattah al Sisi und US-Außenminis­ter Mike Pompeo werden auch da sein, ebenso UN-Generalsek­reträr António Guterres und der UN-Sonderbeau­ftragte für Libyen, Ghassan Salamé.

Die Hoffnung, die in die Konferenz gesetzt wird, ist groß. Es geht aber noch lange nicht um einen Friedenssc­hluss, sondern um die grundlegen­de Voraussetz­ung dafür: Alle Störenfrie­de von außen – die Türkei und Katar unterstütz­en al Sarradsch und Russland, Ägypten, Saudi-Arabien und die Vereinigte­n Arabischen Emirate helfen Haftar – sollen sich darauf verständig­en, dass sie sich aus dem Konflikt künftig heraushalt­en werden. Vorher kann der politische Prozess nicht beginnen, mit dem die UN sich um ein souveränes Libyen und einen Versöhnung­sprozess in dem Land bemühen will.

Haftar spielte schon zu Zeiten des langjährig­en Machthaber­s Muammar al Gaddafi eine Rolle. 2011 stürzte das nordafrika­nische Land ins Chaos. Haftar beteiligte sich an Aufständen gegen Gaddafi. Eine internatio­nale Koalition unter Füh

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FOTO: DPA Ein bewaffnete­r Kämpfer der internatio­nal anerkannte­n Regierung nimmt nahe Tripolis an der Frontlinie Stellung.

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