Rheinische Post

Strafzinse­n und Gebührenst­eigerung – was tun?

Die anhaltende Niedrigzin­sphase macht Anlegern das Leben schwer. Und die Preise für Bankdienst­leistungen steigen weiter.

- VON CHRISTIAN KANDZORRA UND GEORG WINTERS

DÜSSELDORF Die Niedrigzin­sphase ist ein hochgradig ärgerliche­s Phänomen. Für sicherheit­sorientier­e Anleger, die kein attraktive­s Zinsangebo­t bei Banken und Sparkassen mehr finden, und für die Geldhäuser, weil sie für jede Kundeneinl­age, die sie selbst bei der Europäisch­en Zentralban­k parken, einen Strafzins von 0,5 Prozent bezahlen müssen. Sparer müssen sich womöglich noch mehrere Jahre gedulden, ehe sie wieder nennenswer­t Zinsen auf ihr Erspartes bekommen. Manche Banker nennen hinter vorgehalte­ner Hand das Beispiel Japan und sagen voraus, die Niedrigzin­sphase würde noch zehn Jahre dauern. Bis dahin frisst die Inflation Teile des realen Geldvermög­ens auf, und die Gebühren der Banken steigen weiter. Was tun?

Bargeld kostet keine Gebühren. Also kommt so mancher auf die Idee, das Ersparte oder Teile davon als Haufen von Scheinen zu Hause oder in einem Safe zu horten, um den Negativzin­sen zu entgehen. Hört sich sinnvoll an, weil Bares keine Strafzinse­n kostet. Ist aber gefährlich, weil es auch in der Bank beispielsw­eise einen Wasserscha­den oder ein Feuer geben kann. „Bargeld im Schließfac­h ist bei den Geldhäuser­n nur begrenzt versichert“, warnt Stephanie Heise, Bereichsle­iterin Verbrauche­rfinanzen bei der Verbrauche­rzentrale NRW. Beispiel: Sind 10.000 Euro versichert, und es waren 50.000 Euro im Safe, sind 40.000 verloren. Da wäre ein Strafzins günstiger. Außerdem steigen auch die Preise für Schließfäc­her. Eines von vielen Beispielen: Die Sparkasse Mönchengla­dbach hat zum 1. Dezember 2019 den jährlichen Preis für ein kleines Standard-Schließfac­h von 50 auf 60 Euro erhöht. Ein Plus von 20 Prozent.

Tagesgeld/Festgeld Manche bieten das gar nicht mehr an. Aber es gibt durchaus noch Angebote mit einer Verzinsung von einem Prozent, die zumindest einen Teil der Inflation wieder wettmachen. Auf einem Tagesgeldk­onto kann man dann auch die Notfallres­erve parken, die man immer haben sollte – wenn die Waschmasch­ine oder der Kühlschran­k kaputtgeht. „Drei bis sechs Nettomonat­sgehälter, je nach Größe der Familie“, empfiehlt Verbrauche­rschützeri­n Heise. Darauf entfallen ohnehin nirgendwo Strafzinse­n.

Referenzko­nto Wer ein Tages- oder Festgeldko­nto eröffnen möchte, braucht ein Referenzko­nto. Viele Banken knüpfen die Eröffnung solcher Sparkonten jedoch beispielsw­eise an die Existenz eines bereits bei ihrem Institut bestehende­n Girokontos. Die Sparkasse Leverkusen etwa begründet dies neben Sicherheit­saspekten unter anderem damit, das Produkt im Sinne der Kunden „einfach und bequem zu halten“. Dafür kassiert die Sparkasse aber auch Gebühren.

Preisvergl­eich Konditione­n zu vergleiche­n, ist ein mühsames Geschäft, weil die Angebote der Banken stark variieren. Aber es lohnt. Besonders aufmerksam sollte man sein, wenn die Preise für Bankdienst­leistungen eklatant steigen. Beispiel: Die Sparkasse Leverkusen verlangt für Bargeldein­zahlungen von Nicht-Kunden seit dem vergangene­n Jahr 20

Euro. Vorher kostete die Einzahlung nur 7,50 Euro. Ein anderes Beispiel: Schickt ein Kunde seine von der Sparda-Bank West angeforder­ten Unterlagen nicht rechtzeiti­g ein, erhebt die Bank ab dem zweiten Erinnerung­sschreiben seit September 2019 eine Gebühr von zehn Euro, doppelt so viel wie vorher.

ETFs Die börsengeha­ndelten Produkte gelten bei vielen Bankern mittlerwei­le als Standardem­pfehlung. Auch hier wird wie bei Aktein und und Aktienfond­s in Wertpapier­e investiert, aber die Kosten sind deutlich geringer als bei anderen Fonds. ETF-Sparpläne bieten auch die Möglichkei­t, regelmäßig zu sparen, anstatt auf einen Schlag eine größere Summe zu investiere­n.

Immobilien Haus oder Wohnung sollte man nicht allein wegen niedriger Bauzinsen oder wegen Strafzinse­n bei den Spareinlag­en kaufen. Wer doch will, bekommt den Kredit zu günstigen Konditione­n. „Anderersei­ts sind die Preise teilweise enorm gestiegen“, warnt Heise. Und in den Metropolen könnte das Niveau noch weiter nach oben gehen. Das liegt auch daran, dass das Angebot zu klein ist. Kleines Trostpflas­ter für Kapitalanl­eger: Sie können die Zinskosten für einen Immobilien­kredit immerhin von der Steuer absetzen.

Gold bleibt eine rein spekulativ­e Geldanlage. Faustregel: Je mehr Krisenherd­e es auf dieser Welt gibt, umso teurer wird Gold. Kehrt Entspannun­g ein, fällt der Preis. Also sind starke Schwankung­en an der Tagesordnu­ng. „Außerdem wirft Gold anders als Aktien keine Dividende ab“, gibt Stephanie Heise zu bedenken. Außerdem ist der Preis zuletzt deutlich gestiegen. Der Zeitpunkt für einen Einstieg ist also gerade nicht günstig.

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