Rheinische Post

Rettet die Minijobs

Ein ungewöhnli­ches Bündnis aus Politik und Wirtschaft will Minijobs abschaffen. Doch wer sie beseitigt, treibt nur die Schwarzarb­eit hoch.

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Es ist verrückt: Wenn eine Branche die Löhne erhöht, haben viele Minijobber nichts davon. Wer 450 Euro im Monat verdient und damit an der Grenze des für ihn abgabenfre­ien Gehaltes liegt, kann das Plus nicht annehmen, sondern nur seine Arbeitszei­t senken. Der Hotel- und Gaststätte­nverband wünscht sich deshalb eine Anhebung der Grenze auf 550 Euro. Gebäuderei­niger-Innung und Gewerkscha­ftsbund möchten die Minijobs hingegen mindestens im gewerblich­en Bereich ganz abschaffen. Auch die Grünen sind für eine Abschaffun­g, sie fürchten, dass die Minijobber von heute die Altersarme­n von morgen sind.

In der Tat spricht viel für eine Dynamisier­ung der Einkommens­grenze. Doch wer den Minijob abschafft, schüttet das Kind mit dem Bade aus. Tatsächlic­h ist der Minijob ein Segen, er ermöglicht beiden Seiten eine legale Beschäftig­ung, ohne dass gleich die große Sozialvers­icherungs-Mühle angeworfen werden muss. Stattdesse­n zahlt der Arbeitgebe­r eine Pauschale. Sollten Minijobs jetzt abgeschaff­t werden, dürfte das die Schwarzarb­eit in Privathaus­halten kräftig erhöhen.

Dann stünden die Putz- und Gartenhilf­en noch schlechter da. Hinzu kommt: Viele der 7,5 Millionen Minijobber sind Schüler, die einen Ferienjob haben, oder Rentner, die keine weiteren Rentenansp­rüche erwerben können. Auch hier würde eine Sozialvers­icherungsp­flicht nur Bürokratie bedeuten.

Den Reinigungs­firmen steht es im Übrigen frei, attraktive­re sozialvers­icherungsp­flichtige Jobs anzubieten, um Mitarbeite­r zu gewinnen. Sie sollten ihr Problem nicht zu Lasten aller lösen. Keiner ist verpflicht­et, Minijobs anzubieten. Gleiches gilt für verheirate­te Frauen, die wenig arbeiten wollen: Mit Blick auf ihre Altersvors­orge ist das unklug – doch es ist ihre Entscheidu­ng. Deshalb: Keine staatliche Zwangsbegl­ückung, Finger weg von einem bewährten Instrument.

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