Die ungleichen Abstiegskandidaten
Fortuna hat den Kampf um den Klassenerhalt im Blut, Bremen muss ihn lernen.
DÜSSELDORF Der sprichwörtliche Zeigefinger von Friedhelm Funkel ist schon so lange erhoben, dass ein Krampf unvermeidlich scheint. Der Trainer von Fortuna Düsseldorf mahnt bereits seit dem Tag, an dem der Klassenerhalt in der vergangenen Saison feststand, dass es auch in dieser Bundesliga-Spielzeit um nichts anderes gehen werde. Daran ändere auch Platz zehn 2019 nichts. Ganz anders ist die Gemengelage bei Werder Bremen. Coach Florian Kohfeldt rief im Sommer aus, diesmal dann den knapp verpassten Europapokalplatz erreichen zu wollen. Schon das 1:3 gegen Fortuna im Hinspiel war aber ein Fingerzeig, dass dieses Ziel ambitioniert scheint. Und da die Bremer in den 16 Spielen danach auch meist enttäuschten, kommen sie nun als Tabellenvorletzter zum Rückrundenauftakt (Sa., 15.30 Uhr) zur Fortuna, die einen Rang davor steht.
Lange Zeit taten sich die Bremer Verantwortlichen schwer damit, ihr Saisonziel nach unten zu korrigieren.Wer trennt sich schon gerne von schönen Träumen? Mittlerweile ist die Realität aber auch in den Köpfen angekommen. Kohfeldt sagt nun ganz klar: „Es geht um den Klassenerhalt, um nichts anderes.“Bleibt abzuwarten, ob auch die Spieler dieses neue Minimalziel schon vollständig verinnerlicht haben.Werder wäre nicht die erste Mannschaft mit Personal, das für den Kampf um den Klassenerhalt eigentlich überqualifiziert ist, die am Ende doch absteigt.
Fest steht: Den Düsseldorfern liegt der Umgang mit Rückschlägen und Negativerlebnissen sowie dasVertrauen in den langen Atem in der DNA. Bremen muss sich in der dünnen Luft im Tabellenkeller hingegen erst akklimatisieren.
Für Funkel liegt das Problem bei Werder auf der Hand: Max Kruse sei der „Fixpunkt der vergangenen Jahre gewesen, er war der Mann, der beinahe das Leben der gesamten Mannschaft bestimmt hat“, sagte Funkel dem „Weser-Kurier“. „Er fehlt überall.“Doch Kruse zog es vor der Saison nach Istanbul, wo er mit Fenerbahce derzeit um die Meisterschaft kämpft.
Bremens Geschäftsführer Sport, Frank Baumann, sah bisher allerdings keinen Nachholbedarf im Angriff. Wie Fortuna, die Offensivkraft Steven Skrzybski von Schalke 04 ausgeliehen hat, beschränken sich die Bremer im Winter zunächst auf einen Transfer: Die Hoffenheimer Leihgabe Kevin Vogt soll die wackelige Defensive stabilisieren, wird in Düsseldorf – wie Skrzybski auch – aller Voraussicht nach in der Startelf stehen.
Interessant: Ganz unterschiedliche Ansätze wählten die beiden Trainer im Trainingslager. Kohfeldt setzte etwas mehr auf Regeneration, während Funkel im Vergleich drei Einheiten und einen Lauf mehr anordnete. „Was jetzt wirklich besser ist, wird sich am Samstag zeigen“, sagt Funkel.