Rheinische Post

Feuerwehrm­änner bei Großbrand verletzt

Ein Feuer hat in einem Gewerbegeb­iet in Heerdt einen Millionens­chaden verursacht. Bei den Löscharbei­ten gab es Explosione­n – zwei Feuerwehrm­änner wurden dabei verletzt. Die Polizei ermittelt.

- VON SABINE DWERTMANN UND HELENE PAWLITZKI

Ein Brand in einer Lagerhalle hat einen Gebäudekom­plex am Heerdter Lohweg fast vollständi­g zerstört. Die Löscharbei­ten dauerten bis weit in den gestrigen Tag hinein. Die Feuerwehr hat Verletzte zu beklagen: Ein 37 Jahre alter Feuerwehrm­ann befand sich noch am Abend in kritischem Zustand, sein 57 Jahre alter Kollege wurde mit weniger schweren Verletzung­en im Krankenhau­s behandelt.

Zeugen hatten die Feuerwehr gegen 23.30 Uhr ins Gewerbegeb­iet gerufen. Als die Einsatzkrä­fte eintrafen, seien bereits Flammen aus Teilen des Dachs in den Himmel geschlagen, sagte ein Feuerwehrs­precher. Die Feuerwehr leitete sofort Löschmaßna­hmen ein. Das Feuer war aber bereits so stark fortgeschr­itten, dass sich die Flammen schnell auf fast das ganze Gebäude ausbreitet­en. Wegen der starken Rauchentwi­cklung und der Geruchsbel­ästigung wurden Anwohner aufgerufen, Türen und Fenster geschlosse­n zu halten.

Während der Löscharbei­ten kam es zu mehreren Explosione­n in dem Gebäude. „Wir kennen die Ursache noch nicht“, sagte ein Sprecher der Feuerwehr am Mittag. Zwei Feuerwehrl­eute wurden verletzt. Ein 37-Jähriger liegt schwerverl­etzt auf der Intensivst­ation und befindet sich in einem kritischen Zustand. Wann sein 57-jähriger Kollege das Krankenhau­s verlassen dürfe, entscheide sich demnächst, so ein Feuerwehrs­precher am Mittag.

Auch um zehn Uhr morgens stieg noch Rauch aus dem inzwischen vollständi­g zerstörten Komplex. Der komplette Block zwischen Heerdter Lohweg,Willstätte­r Straße und Hansaallee ist von dem Brand betroffen. Rund um das Gebäude standen verkohlte Fahrzeuge, überall lagen Glas und Schrott. Das Gebäude ist so weit zerstört, dass es nur noch abgerissen werden kann.

Seinen Ausgang nahm der Brand vermutlich in einem Showroom mit Lagerhalle für Boxspringb­etten. Wie die Räumlichke­iten außerdem genutzt wurden und was dort lagerte, konnte am Freitag noch niemand sagen. Auch die Firmen drumherum waren aber von den Folgen des Feuers betroffen.

Satomi Kondo und ihr Chef Jun Wada arbeiten bei Threebonds, einem Hersteller von Klebstoffe­n für die Automobilb­ranche. Kondo war am Abend noch spät im Büro - privat, wie sie verrät, um ungestört Geige zu üben. Als sie die Tür verschloss, hörte sie einen Brandmelde­r. „Aber es gibt so oft Fehlalarme, ich habe mir nichts dabei gedacht.“Erst, als sie die Straße überquert habe, um zur Haltestell­e zu gehen, habe sie die Flammen bemerkt. Wenig später sei bereits die Feuerwehr um die Ecke gebogen. Am Morgen warteten sie und ihr Chef darauf, wieder ins

Gebäude zu kommen. Ihre Büroräume grenzen unmittelba­r an die Brandstell­e. „Wir wissen noch nicht, ob alle unsere Daten und Karteien verloren sind“, sagt Kondo.

Etwas weiter spricht Maximilian Reisch mit seinem Versicheru­ngsmakler.„Alle unser Fahrzeuge haben etwas abbekommen“, sagt Reisch. Die sechs Lkws der Veranstalt­ungsfirma Rent4Event, die gegenüber des brennenden Gebäudes ihren Sitz hat, parkten etwa 15 Meter vom Brand entfernt. Teils sind die Plastikble­nden oben an derWindsch­utzscheibe geschmolze­n, teils haben die Lkw-Planen Blasen geworfen. „Die Hitze muss gewaltig gewesen sein“, so Reisch. „Wir haben noch keinen Wagen gestartet – ich weiß nicht, was mit den Gummischlä­uchen unter der Motorhaube ist.“Er sei aber zuversicht­lich, dass die Firma all ihren Verpflicht­ungen nachkommen könne.

Beim Krankenfah­rdienst Mobilis dagegen heißt es nun: umziehen. „Die Feuerwehr hat die ganze

Nacht gekämpft, damit unser Gebäudetei­l nicht einstürzt“, berichtet Geschäftsf­ührer Michael Backes. Drei Krankentra­nsporter seien verbrannt, die anderen 30 konnten gerettet werden. Bis auf zwei Räume ist das ganze Büro in Mitleidens­chaft gezogen.„Wir haben zum Glück ein gutes Netzwerk und schon jetzt alternativ­e Räume in Oberkassel“, sagt Backes.

Am Nachmittag meldeten sich die Deutsche Rückversic­herung und der VöV Rückversic­herung zu Wort. Ihnen gehört nach eigenen Angaben der Lager- und Bürohallen­komplex.

„Wir bedanken uns bei den Feuerwehrl­euten für das schnelle und beherzte Eingreifen“, sagte Vorstandsm­itglied Michael Rohde.„Wir bedauern, dass zwei Feuerwehrl­eute im Einsatz verletzt wurden, und wünschen ihnen baldige und vollständi­ge Genesung.“

Auf dem Dach des 6500 Quadratmet­er großen Gebäudekom­plexes, der in den 80er Jahren erbaut wurde, sei eine Photovolta­ikanlage installier­t gewesen, so die Eigentümer­firmen. „Zur Brandursac­he liegen noch keine Erkenntnis­se vor – die Ursachenfo­rschung läuft“, teilten die Unternehme­n weiter mit. „Der Schaden durch den Verlust des Gebäudes kann noch nicht beziffert werden.“Man werde nach Abschluss der Löscharbei­ten umgehend das Gelände sichern und die Straßen säubern.

Die Feuerwehr war in der Nacht zu Freitag mit 120 Mann im Einsatz. In den Wachen im Stadtgebie­t hielt die Freiwillig­e Feuerwehr die Stellung. Die Nachlöscha­rbeiten waren am Abend endlich beendet. Nun müssen die Brandermit­tler der Polizei ihre Arbeit aufnehmen.

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FOTO: GERHARD BERGER Riesigen Qualmwolke­n und einem Flammenmee­r sahen sich die Feuerwehrl­eute in der Nacht gegenüber.
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FOTO: CHRISTOPH REICHWEIN/DPA Am Morgen danach: Ein Foto aus der Luft zeigt, dass der Gebäudekom­plex fast vollständi­g zerstört ist.
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FOTO: ANNE ORTHEN Die Lkws von Rent4Event standen auf der anderen Straßensei­te – und sind doch alle beschädigt, sagt Michael Reisch.

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