Stadtviertel der Zukunft
Laternen mit Ladestation und Photovoltaik an Fassaden: Die Stadtwerke machen Unterbilk und Friedrichstadt zum Reallabor.
Viele reden über nachhaltige Stadtentwicklung und Digitalisierung, die Stadtwerke wollen nun ernst damit machen. Nach zweijähriger Vorbereitungszeit starten sie das Projekt „Zukunftsviertel“. Friedrichstadt und Unterbilk werden zum Reallabor für die moderne Großstadt. Dort sollen Konzepte entwickelt werden, die dann auch anderswo angewendet werden. Die wichtigsten Fakten:
Die Motivation Stadtwerke und Stadt arbeiten eng zusammen, um die mit dem Wachstum der Stadt einhergehenden Herausforderungen zu meistern. Bessere Energieund Mobilitätslösungen sind Ziele, weniger Emissionen natürlich auch. „Weniger Schadstoffe, aber auch weniger Lärm“, sagt Stadtwerke-Vorstandschef Udo Brockmeier. Er hat das Unternehmen vom reinen Versorger zum Infrastrukturdienstleister entwickelt, der eine wichtige Rolle bei der Stadtentwicklung spielen will.
40.000 Menschen leben in den beiden Zukunftsvierteln. Sie sind aufgeschlossen und veränderungsbereit, so die Erfahrung aus einigen Veranstaltungen. Das ist wichtig, denn im Alleingang sind die Zukunftsviertel nicht machbar. Beispiel Ladepunkte für E-Autos: 8000 Ladepunkte sollen bis 2023 in der Landeshauptstadt installiert werden, die Autos müssen die Menschen aber selber kaufen. Oder Fernwärme: „Wir legen die Leitungen, über den Anschluss entscheidet jedoch jeder Düsseldorfer Hausbesitzer selbst“, so Brockmeier.
Das Geld DerVorstandschef rechnet damit, dass die Stadtwerke einige Millionen Euro in die Zukunftsviertel investieren, durch die Folgeinvestitionen von Privaten könnten insgesamt um die 100 Millionen Euro in das Vorhaben fließen.
Die Maßnahmen Im Projekt geht es um Mobilität, smarte Infrastruktur, klima- und umweltfreundliche
Strom- und Wärmeversorgung sowie innovative Energieberatung. Das erste Vorhaben könnten neue Laternen auf dem Fürstenwall sein. Sie haben eine „adaptive Steuerung“, die Beleuchtung passt sich dadurch den Lichtverhältnissen an. Auch eine Anti-Panikbeleuchtung ist möglich, die Straße kann in diesem Fall hell ausgeleuchtet werden.
Sensoren sollen freie Parkplätze anzeigen und Umweltdaten sammeln, die Leuchte hat zudem W-Lan und dient auch als E-Ladestation. „Das Modell ist entwickelt“, sagt Stadtwerke-Vorstand Manfred Abrahams, „wenn die Stadt es möchte, können wir die Leuchten dieses Jahr installieren“.
An der Freifläche Bach-/Elisabethstraße soll modellhaft eine Mobilitätsstation entstehen. Dort stehen den Bürgern E-Mobile, Leihräder, E-Roller und E-Scooter zur Verfügung. Die Stadt will an Verkehrsknotenpunkten die Stationen einrichten, ein Pilotprojekt gibt es bislang nicht. Wer die Stationen betreibt, ist offen. Die Stadtwerke können sich das vorstellen, aber auch die Rheinbahn kommt infrage.
Eine Offensive für die energetische Haussanierung gehört ebenso zum Maßnahmenpaket wie intelligente Stromzähler, der Ausbau der Fernwärme und mehr Photovoltaikanlagen. Da manche Dächer aus statischen Gründen diese nicht zulassen, sollen die Zellen nun auch an Hausfassaden angebracht werden. Anderswo gibt es das bereits, in der Landeshauptstadt wäre dies ein Novum.
Um den Bürgern in Friedrichstadt und Unterbilk Lust aufs Zukunftsviertel zu machen, werden neue Beratungsformen eingeführt. So ist eine neue digitale Energieberatung zur Gebäudesanierung geplant. Man kann dabei per Handy oder Tablet Daten und Fotos zu seinem Haus hochladen und kurzfristig eine Einschätzung zu Einsparpotenzialen erhalten. Die Stadtwerke sehen Bedarf: In den beiden Stadtteilen sind 70 Prozent der Gebäude älter als 59 Jahre.