Der Mann, der mit Greta um die Welt segelte
ber diese 17-Jährige redet die ganze Welt: Greta Thunberg. Profi-Segler Boris Herrmann brachte die schwedische Klimaaktivistin im vergangenen August mit der Yacht „Malizia II“von England nach New York. Jetzt kommt er zur Messe „boot“nach Düsseldorf. Nicht über den Rhein. Aber ganz umweltfreundlich reist er mit dem Zug an. „Die deutsche Segelszene kann stolz sein, die größte Fachmesse der Welt ihrer Branche vor der Haustür zu haben“, sagte Herrmann im Gespräch mit unserer Redaktion: „Mich freut besonders, dass in Düsseldorf zahlreiche Projekte für den Klima- und Meeresschutz promotet und unterstützt werden.“
Das Thema Umwelt- und Klimaschutz ist dem 38-Jährigen wichtig. Nicht erst seit seiner Reise mit Greta. Tatsächlich habe die Initiatorin von „Fridays for Future“aber das Aufsehen erregt, das es für das Thema brauche. „Durch die Umstände der Reise wurde mehr Aufmerksamkeit für die Problematiken des Klimawandels generiert und diese in den Blick einer breiteren Öffentlichkeit gestellt“, sagt Herrmann.
Thunberg wollte klimaneutral für eine Rede vor der Uno nach New York kommen – ein Flug kam für sie nicht in Frage. „ Pierre Casiraghi und ich haben Greta dann angeboten, sie über den Atlantik zu segeln, weil wir eines der wenigen Boote haben, mit dem das schnell, sicher und vollkommen emissionsfrei geht. Und natürlich, weil wir ihr Handeln und ihre Botschaft für richtig und wichtig halten, so wie sie diese lebt und vertritt.“
Die Route der „Malizia II“konnte man in Echtzeit im Internet verfolgen. Ruhige See und schwere Winde inklusive. An Bord waren außer Greta Thunberg, ihrem Vater und Boris Herrmann besagter Pierre Casiraghi – Sohn von Prinzessin Caroline von Monaco. Casiraghi hat das Team „Malizia II“gegründet. An die 14 Tage auf hoher See erinnert sich der Hamburger Herrmann gern. „Die Überfahrt war wirklich rund und reibungslos. Wir waren eine harmonische Crew an Bord und hatten ein großartiges Team an Land, das uns in allen Belangen unterstützt hat.“
Unterstützung brauchten sie, denn der Törn war rau, das Wetter spielte nicht immer mit, es gab keine richtige Toilette oder Dusche. Den Profisegler stören solche Umstände nicht. Er kennt das. Herrmann: „Es war aber auch beeindruckend, mit welcher Leichtigkeit Greta den Törn gemeistert hat. Sie ging die Herausforderung sehr zielgerichtet und fokussiert an, wurde nicht seekrank und hatte auch keinerlei Probleme mit dem kargen Komfort unter Deck der Rennyacht. Ich glaube, sie hat es genossen, weitgehend von der Außenwelt abgeschnitten und in die für sie neue, wilde Natur des Ozeans versetzt zu sein.“
Für Boris Herrmann sind solche Gefühle, die man nur auf See entwickelt, nicht neu. Ihm wurde das Segeln quasi in die Wiege gelegt: „Schon als Junge habe ich davon geträumt, die Welt zu umsegeln, habe Bücher darüber von den einstigen Segelgrößen verschlungen. Das Ziel habe ich neben meinem Studium der Wirtschaftswissenschaften nie aus den Augen verloren. Je ehrgeiziger die Projekte, desto professioneller wurden sie – und dank Partner und Sponsoren auch Realität.“
Nun segelt Herrmann häufig Törns über die Weltmeere: Einfach ist es für ihn dennoch nicht, die Emotionen und Gefühle, die man auf hoher See entwickelt, in Worte zu fassen. Herrmann: „Das hängt immer stark von der Route und den äußeren Bedingungen ab, aber auch vom Anlass und der Besatzung. Für mich ist es unter dem Strich immer ein Hochgenuss, inmitten der Elemente quasi eins mit der Natur zu sein, auch und vor allem, wenn ich das ganz allein absolviere, so wie dieses Jahr gleich zweimal.“
Trotz der Anstrengungen „durch Stürme oder Flauten, Hitze oder Kälte und Erschöpfung“überwiege das Positive: „Und die Distanz nur mit der Kraft des Windes zu überwinden, ist fraglos etwas ganz Besonderes.“
Kommendes Jahr will er mit dem Team der „Malizia II“die härteste Regatta der Welt segeln. Das ist der Höhepunkt, auf den er so viele Jahre hingearbeitet habe: Der Start der Vendée Globe am 8. November in Frankreich. Die Regatta führt solo nonstop einmal um die Welt. In 30 Jahren hat es noch nie ein Deutscher geschafft, dabei zu sein.
Für die Zeit danach hat er auch schon Pläne „Ich möchte mit einem deutsch-internationalen Team beim ‚The Ocean Race 202122` in Etappen ebenfalls um die Welt dabei sein.“Dafür sucht er noch Unterstützung durch Sponsoren.
Trotz seines vollen Terminplans hat er weiterhin einen engen Draht zu Greta Thunberg. Herrmann: „Wir stehen nach wie vor in Kontakt. Wenn du zwei Wochen lang zusammen über den Atlantik segelst, entsteht eine enge Verbundenheit untereinander. Das gilt für alle, die mit an Bord waren. Als Segler und als Team werden wir weiterhin unsere Hilfe anbieten, wo wir es können, weil wir an Greta und ihre Mission glauben.“
Christine Wolff
Termin