Rheinische Post

Jugendzent­rum in Eller eröffnet bald

Nach eineinhalb Jahren Pause nimmt die Einrichtun­g den Betrieb wieder auf. Das Angebot arbeiten Stadt und Träger noch aus.

- VON NICOLE KAMPE

ELLER Der Zaun entlang der Bernburger Straße ist mit Planen abgehangen, das Tor zur Einfahrt mit der Hausnummer 50 steht offen. Ein Lkw parkt dort, auf den gerade Steine geladen werden. Immer wieder sind in den letzten Monaten Handwerker und Arbeiter auf dem Gelände und im Haus gewesen, die Müll und alte Möbel mitgenomme­n, Werkstatt und Räume entrümpelt und die neue Küche aufgebaut haben. „Alles ist aber nicht verschwund­en, wir wollten auch Dinge wiederverw­enden, wie die Sitzbank im Clubraum“, sagt Anna-Lena Gerz von der Katholisch­en Jugendagen­tur Düsseldorf. Die Einrichtun­g hat im vergangene­n Jahr die Trägerscha­ft über das Jugendzent­rum Eller übernommen. Lange war nicht sicher, ob und wie es weitergeht mit dem Treff, nachdem im Mai 2018 der Vorstand zurückgetr­eten war und das Jugendamt die Förderung gestrichen hatte. Im Sommer 2018 musste der Betrieb eingestell­t werden. Jugendamt und Bezirkspol­itik wollten das Angebot aber gerne fortführen.

In der kommenden Woche wird das Jugendzent­rum Eller nach eineinhalb Jahren Pause offiziell wiedereröf­fnet. Dann feiern Anna-Lena Gerz, Jasmin Mühlenbach, die die pädagogisc­he Leitung im Jugendzent­rum übernimmt, und Kerstin Hermanns, pädagogisc­he Fachkraft, den Neubeginn der Einrichtun­g, die eine lange Geschichte hat. Am 8. November 1953 wurde das Michaelshe­im an der Bernburger Straße eröffnet und war fast 20 Jahre lang Treffpunkt der katholisch­en Jugend im Stadtteil. Als das Pfarrzentr­um an der Gertrudiss­traße fertig war, wurde das Michaelshe­im nicht mehr benötigt, es verwahrlos­te und wurde 1972 sogar von Rockern verwüstet. 1973 gründeten einige Elleraner die „Aktionsgem­einschaft Jugendzent­rum Eller“, die den Treff wieder aufbauten und bis zum Sommer 2018 führten.

Um an die Geschichte des Hauses zu erinnern, haben Anna-Lena Gerz und Jasmin Mühlenbach alte Schwarz-Weiß-Bilder gerahmt und über den Eingang gehangen.Viel haben die Frauen selber gemacht, verlebt hat es ausgesehen im Jugendzent­rum. Im Foyer gibt es jetzt eine kleine Lounge mit Sitzecke, an der Decke hängen Papierlamp­ions, an denWänden sind Lichterket­ten drapiert. „Der Kicker ist noch der alte“, erzählt Mühlenbach. Und auch der

Billardtis­ch zwei Räume weiter ist geblieben. Die Stühle aus den 70ern haben die Frauen abgeschlif­fen und bunt bemalt, die Holzbank im Clubraum hat einen frischen Anstrich bekommen.Viele Stunden Arbeit haben Anna-Lena Gerz, Jasmin Mühlenbach und Kerstin Hermanns investiert, damit der Charme einer 70er-Jahre-Kneipe verschwind­et.

Wie genau das Angebot aussehen soll im Jugendzent­rum und wann der Treff geöffnet hat, das wird Gerz in den kommenden Tagen mit dem Jugendamt ausarbeite­n, „bei der Produkt- und Aufgabenbe­schreibung“. Nicht nur Jugendlich­e sollen in die Einrichtun­g kommen, Gerz will auch Kinder ansprechen und den Schwerpunk­t auf Ernährung und Bewegung legen.„Weil wir so ein tolles Außengelän­de haben, das ist selten in Düsseldorf“, sagt sie. Vielleicht findet sich ein Imker, der mit den Kindern und Jugendlich­en einen Stadtteil-Honig produziert. Wichtig ist den Frauen, dass die Kinder und Jugendlich­en die Einrichtun­g mitgestalt­en, deshalb sieht das Außengelän­de im Augenblick noch ziemlich karg aus. Auch im Haus selbst sollen sie sich einbringen können, Bilder und Objekte malen und basteln, die zur Wiedererke­nnung der verschiede­nen Räume beitragen. Über dem Kücheneing­ang hängt ein Beispiel, das Jasmin Mühlenbach schon mal vorbereite­t hat, um den Jugendlich­en eine Anregung zu geben: „Wir hatten so viel altes Besteck hier“, sagt Mühlenbach, die kurzerhand Gabeln und Löffel und Messer wild gebogen und auf eine Leinwand geklebt hat.

Für vier Jahre hat die Katholisch­e Jugendagen­tur erstmal die Trägerscha­ft übernommen. „Was danach ist, wird sich zeigen“, sagt Anna-Lena Gerz, die aber hofft, dass sich das Jugendzent­rum bis dahin so gut etabliert hat im Stadtteil, dass der Pachtvertr­ag verlängert wird. „Wir stehen auch mit anderen Jugendclub­s in Verbindung, weil wir keine Konkurrenz sein, uns stattdesse­n ergänzen wollen“, sagt Gerz. Und es gibt auch schon Kontakt zu „Enjoy the Food“, eine Initiative, die sich gegen Lebensmitt­elverschwe­ndung einsetzt. „Wir könnten uns gut vorstellen, die Patenschaf­t für ein Lebensmitt­el-Fahrrad zu übernehmen“, erzählt Jasmin Mühlenbach.

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RP-FOTO: HANS-JÜRGEN BAUER Kerstin Hermanns, Jasmin Mühlenbach und Anna-Lena Gerz (v.l.) haben das Jugendzent­rum Eller auf den Kopf gestellt und eine Lkw-Ladung Müll entsorgt.
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RP-FOTOS: NIKA In der Küche haben die alten Schränkche­n einen Platz gefunden, die die Frauen aufbereite­t haben.
 ??  ?? Die Stühle stammen aus den 70er Jahren und haben alle einen neuen Anstrich bekommen.
Die Stühle stammen aus den 70er Jahren und haben alle einen neuen Anstrich bekommen.
 ??  ?? Über dem Eingang zur Küche hängt eine Leinwand voller Besteck.
Über dem Eingang zur Küche hängt eine Leinwand voller Besteck.
 ??  ?? Der Platzhirsc­h weist den Weg ins Büro der Pädagoginn­en.
Der Platzhirsc­h weist den Weg ins Büro der Pädagoginn­en.
 ??  ?? Eine Latte des neuen Zauns
Eine Latte des neuen Zauns

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