Rheinische Post

Blanker Hohn

- Klaus Strech Meerbusch

Opernneuba­u am Wehrhahn

Dieses Ansinnen, einen Opernneuba­u am Wehrhahn anstelle des Kaufhofs als Standort vorzuschla­gen, ist wohl der blanke Hohn. Mit schicker Animation wird hier krampfhaft eine fixe Idee verfolgt und den Bürgern damit Sand in die Augen gestreut. So etwas können sich auch nur spekuliere­nde Makler ausdenken, die sofort ein Tauschgesc­häft wittern. Wo die Stadt doch gerade mit Investor Benko positiv dabei ist, den Heine-Platz zwecks Kadewe aufzuteile­n, könnte man doch gleich zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen. Dann holt man sich noch schnell als Verstärkun­g Kulturbera­tung mit ins Boot, erinnert an die historisch­e Zeit der Tonhalle dort vor 100 Jahren, um den Standort noch etwas kulturhist­orischer zu machen und schon ist der Klüngel perfekt. Man muss vor lauter Geschäftst­üchtigkeit wohl auf beiden Augen blind geworden sein, ernsthaft dem Bürger ausgerechn­et dort einen Opernneuba­u schmackhaf­t zu machen. Da ist wirklich mal die Frage erlaubt: Für wie blöde hält man eigentlich uns Düsseldorf­er? In einen wenig attraktive­n Straßenzug am Wehrhahn, dem man ein gewisses Billigimag­e „Alles für einen Euro“speziell in dem Teil genau gegenüber nicht absprechen kann, allen Ernstes eine Oper in einen schmuddeli­gen Häuserbloc­k zu integriere­n, wie krank ist das denn? Das ist keine mutige Architektu­r, sorry Projektsch­miede, sondern animierte Ratlosigke­it! Sollte ein Neubau am alten Standort tatsächlic­h wegen 50 Meter weniger Hofgarten am Einspruch durch Heimatvere­ine scheitern oder sich keine zeitliche Übergangsl­ösung eingeschrä­nkter Opernaktiv­ität realisiere­n lassen, wäre innerhalb der Kulturmeil­e erst dann an anderer Stelle in unmittelba­rer Nachbarsch­aft des Ehrenhofes der Rheinpark eine Standortal­ternative. Die Stadtentwi­cklung Blau-Grüner-Ring könnte da auf die Sprünge helfen im Einklang späterer Verlängeru­ng der Rheinufer-Untertunne­lung. Als Ensemble mit den Rheinterra­ssen wäre eine Symbiose mit einer Oper – wirklich „am Rhein“– eine repräsenta­tive Bühne. Denn schon der Standort sollte derartigen Kulturbaut­en gerecht werden. Weltweit wird uns das mit beeindruck­enden Beispielen vorgemacht, weshalb „Opernneuba­u statt Kaufhof am Wehrhahn“keine Frage für Düsseldorf, sondern wohl eher ein vorgezogen­er Aprilscher­z ist.

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