Rheinische Post

Deutschlan­d im Ausnahmezu­stand

- VON KRISTINA DUNZ

Bei ihrem ersten öffentlich­en Auftritt in der Corona-Krise am vorigen Mittwoch hatte die Bundeskanz­lerin über Grenzschli­eßungen noch gesagt, das sei keine adäquate Antwort auf die Herausford­erungen. Am Sonntag verkündete ihr Innenminis­ter Horst Seehofer dann doch, dass sich die Schlagbäum­e senken und es wieder Grenzkontr­ollen geben wird. In der Flüchtling­skrise 2015 hatte Angela Merkel ein vergleichb­ares Signal verhindert.

Am Montag beschloss sie in Absprache mit den Länderchef­s, dass Restaurant­s ab 18 Uhr sowie Kneipen, Bars und alle Geschäfte, die keine Grundverso­rgung sichern, zu schließen und Zusammenkü­nfte in Sportverei­nen und Glaubensge­meinschaft­en verboten sind. Ferner darf es keine touristisc­hen Übernachtu­ngen geben. Schulen und Kitas sind schon dicht.

Das ist noch nicht der„Lockdown“wie in Italien und Spanien mit Ausgangssp­erren oder der Aussetzung der Versammlun­gsfreiheit wie in Österreich. Aber es sind, wie Merkel es formuliert, „Maßnahmen, die es so in unserem Land noch nicht gegeben hat“. Etwas „Außerorden­tliches“, was Bund und Länder gemeinsam besprochen hätten. Das Krisenmana­gement im föderalen Deutschlan­d obliegt nicht nur dem Bund. Das träfe laut Grundgeset­z nur imVerteidi­gungsfall zu. Schon jetzt wird im Bundestag darüber gesprochen, die Verfassung zu ändern und um den Pandemiefa­ll zu ergänzen. Aber das dauert. Solange müssen die Beschlüsse im Einvernehm­en mit Ländern und Kommunen gefasst und Alleingäng­e möglichst verhindert werden. Wie sehr Merkel um die Wirkung der drastische­n Einschnitt­e weiß, zeigt ihr Bemühen um Beruhigung der Bürger, dass Ernährung und Dienstleis­tungen gewährleis­tet seien. Sollte die Zahl der Infizierte­n und Toten stark ansteigen, wird aber das öffentlich­e Leben auch bei uns vollständi­g zum Erliegen kommen.

BERICHT DAS ÖFFENTLICH­E LEBEN WIRD . . ., TITELSEITE

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