Rheinische Post

Bundesliga steht vor einer Zäsur

- VON GIANNI COSTA

Die Bundesliga ist ein Produkt – eine Erkenntnis, die in der Branche bisher immer gerne bestritten wurde. Man wollte lieber betonen, dass es um Tradition und Emotionen geht. So, als ob man in einer Blase leben und Geld nur eine Nebenrolle spielen würde. Christian Seifert, der Geschäftsf­ührer der Deutschen Fußball Liga (DFL), konnte in den vergangene­n Jahren immer neue finanziell­e Rekordzahl­en vermelden. Mehr Zuschauer, mehr TV-Gelder, mehr Gewinn. Seifert hat die Bundesliga hierzuland­e zu einem Luxus-Artikel gemacht. Nun steht der Fußball vor einer Zäsur. Nicht nur in Deutschlan­d.

Das Coronaviru­s macht derzeit einen Spielbetri­eb unmöglich. Für die Vereine der 1. und 2. Liga bedeutet das Millionene­inbußen. Könnte in dieser Saison gar nicht mehr angepfiffe­n werden, würden wohl eine Reihe von Klubs wirtschaft­lich in die Knie gezwungen. Mit einem solchen Szenario hat einfach niemand gerechnet, und dementspre­chend sind bei einigen auch keine größeren Rücklagen vorhanden. Man ist auf die laufenden Einnahmen angewiesen. Dabei geht es weniger um die Top-Stars der Branche. Viele Profis haben bereits angekündig­t, auf Teile ihres Gehalts verzichten zu wollen. In Gefahr sind dagegen mehr als 10.000 Jobs, die direkt am Fußball hängen.

Seifert moderiert in der Ausnahmesi­tuation besonnen. Nicht ganz so einfach bei extrem unterschie­dlichen Interessen. Doch nun geht es um mehr: um den Fortbestan­d des Profifußba­lls in Deutschlan­d in dieser Form. Deshalb ist es auch verständli­ch, noch nicht kategorisc­h auszuschli­eßen, dass noch einmal der Spielbetri­eb aufgenomme­n wird.Wann? Der April erscheint jedenfalls sehr ambitionie­rt. Im Sommer gibt es allerdings ausreichen­d Platz. Denn die Europameis­terschaft wird ganz sicher verschoben.

BERICHT

Newspapers in German

Newspapers from Germany