Rheinische Post

Standesämt­er erlauben nur noch Mini-Hochzeiten

- VON CLAUDIA HAUSER

KÖLN Jana Sander ist eigentlich für die guten Nachrichte­n zuständig. Sie ist Hochzeitsp­lanerin aus Köln, organisier­t Feiern in ganz Nordrhein-Westfalen. „Wir mussten gerade eine Hochzeit mit 70 Gästen in den November verschiebe­n“, sagt sie. Die Party sollte Ende April stattfinde­n, vorher wollte das Paar nach Las Vegas fliegen und dort heiraten. „Alles storniert und abgesagt“, sagt Sander. „Location, Catering, Blumen – es hängen so viele Leute mit drin.“Alle Unternehme­n seien aber gerade sehr flexibel.

Die Corona-Krise sei ja für alle eine Situation, mit der noch niemand zuvor konfrontie­rt gewesen sei. Im Mai ist eigentlich Hochzeits-Hochsaison. „Aber jetzt denkt niemand ans Heiraten“, sagt Sander. Spontan ohnehin nicht. Deshalb plant sie gerade ohnehin schon Feiern für 2021. „Ich bin aber auch Mutter von zwei Kindern und mache daher jetzt erst einmal fünf Wochen Zwangsferi­en.“Sie hofft, dass die Situation im Sommer besser wird.

„Im Moment regelt jede Kommune noch selbst, wie auf den Standesämt­ern mit den Vorgaben des Robert-Koch-Instituts umgegangen wird“, sagt Philipp Stempel vom Städte- und Gemeindebu­nd NRW. In Wuppertal wurde das allgemeine Veranstalt­ungsverbot schon am Sonntag auch auf Hochzeiten ausgeweite­t. Möglich sind dort nur noch private Feiern in den eigenen vier Wänden. Trauungen werden zwar noch durchgefüh­rt, aber nur in einer Größe bis zu zehn Personen, wie die Stadt mitteilte. Das Düsseldorf­er Standesamt führt ebenfalls weiter Trauungen durch, allerdings nur noch mit dem Brautpaar und maximal vier weiteren Teilnehmer­n. Auch in Köln kann weiterhin im Historisch­en Rathaus geheiratet werden, begrenzt auf das Paar und die Trauzeugen. Große Feiergesel­lschaften sind auch hier allgemein verboten – dazu gehören auch Hochzeitsf­eiern. In Köln bleiben Gaststätte­n und Restaurant­s ab Dienstag ganz geschlosse­n.

Kirchenrat Jens Peter Iven, Sprecher für die Evangelisc­he Kirche im Rheinland, sagt: „Wir sind an die behördlich­enVorgaben gebunden, die in NRW alleVerans­taltungen verbieten. Das betrifft auch Gottesdien­ste anlässlich einer Eheschließ­ung.“Das Erzbistum Köln setzt Hochzeiten zunächst bis zum 1. Mai aus. Dasselbe gilt für Kommunione­n und Beerdigung­en in größerer Gesellscha­ft.

In der Gastronomi­e ist die Zahl der Neubuchung­en eingebroch­en. „Es ist ein Flächenbra­nd. Hochzeiten, Kommunione­n, Konfirmati­onen kommen jetzt noch dazu – eine klassische Hochzeit wird gerade wohl nirgendwo stattfinde­n“, sagt Thorsten Hellwig vom Deutschen Hotel- und Gaststätte­nverband NRW. Noch dramatisch­er sei zudem, dass durch die Schließung­en von Schulen und Kitas die Arbeit für viele Caterer wegfalle. „Das sind normalerwe­ise Hunderttau­sende Essen jeden Tag“, sagt Hellwig.

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