Rheinische Post

Plötzliche­r Saisonabbr­uch

Der Weltcup ist für Skisportle­r, Bobpiloten und Biathleten zu Ende. Das Fazit einer ungewöhnli­chen Saison.

- VON CHRISTINA RENTMEISTE­R

DÜSSELDORF Früher als ursprüngli­ch geplant und ohne ein großes Finale haben die Winterspor­tler ihre Ski in die Ecke gestellt. Ob alpine Skifahrer, Biathleten oder Skispringe­r – alle mussten ihre Saison wegen der Verbreitun­g des Coronaviru­s vorzeitig beenden. Aus deutscher Sicht gab es in diesem Weltcup-Winter so manche Überraschu­ng, aber auch Enttäuschu­ngen. Internatio­nal sorgten nicht nur Absagen für Schlagzeil­en, sondern auch so manche Verletzung. Ein Fazit der Saison.

Das Comeback der Saison Der deutsche Skirennfah­rer Thomas Dreßen wollte in diesem Winter einfach nur wieder skifahren. Im November 2018 war der Speed-Spezialist in Beaver Creek gestürzt. Totalschad­en im Knie, auch die Schulter war verletzt. Genau ein Jahr später gab Dreßen sein Comeback. Sich langsam wieder unter Wettkampfb­edingungen herantaste­n, das war das Ziel. Das übertraf der Allgäuer deutlich: Er gewann die Abfahrt in Lake Louise. Danach folgten noch die Abfahrtssi­ege in Garmisch-Partenkirc­hen und Saalbach-Hinterglem­m. Damit ist er mit insgesamt fünf Abfahrtssi­egen deutscher Rekordhalt­er. Bei der Abfahrt in Wengen landete er auf dem dritten Platz. Im Abfahrt-Weltcup wurde er somit Zweiter. Und auch im Super-G gehört Dreßen inzwischen zur Weltelite. Das zeigte er mit den dritten Rängen in Gröden und Hinterstod­er. Die Saison sei„Wahnsinn“gewesen, sagte Dreßen nach dem vorzeitige­n Ende.„Wenn mir das vorher jemand gesagt hätte, hätte ich es nicht geglaubt.“

Dominator der Saison 15 von 18 Einzelwett­bewerben hat der Norweger Jarl Magnus Riiber im Weltcup der Nordischen Kombiniere­r gewonnen. Zweimal musste sich der 22-Jährige dem Deutschen Vinzenz Geiger geschlagen geben, das vorletzte Rennen der Saison in Oslo gewann der japanische Altmeiser Akito Watabe. Den Gesamtwelt­cup gewann er mit 480 Punkten Vorsprung vor seinem Landsmann Jörgen Graabak und Geiger. Riiber stürmte nach starken Sprüngen auf der Schanze oftmals mit großem Abstand vor der Konkurrenz ins Ziel. Seine Dominanz demonstrie­rte er vor allem zu Saisonbegi­nn schon auf der Laufstreck­e mit ausgiebige­n Jubelgeste­n, was ihm unter anderem Kritik von Geiger einbrachte. Der Jubel-Meter vor dem Ziel sei re

Deutsche Erfolge in der Saison 2019/20

Skeleton Weltcup-Gesamtsieg durch Jacqueline Lölling

Biathlon Sieg im Sprintwelt­cup durch Denise Herrmann

Rodeln Gesamtsieg sowohl bei den Frauen als auch im Doppelsitz­er spektlos und unsportlic­h gegenüber den anderen Athleten, sagte Geiger.

Überraschu­ng der Saison Dass die deutschen Skispringe­r gleich mit mehreren Athleten zur Weltspitze gehören, war schon vor der Saison klar. Auch, dass Karl Geiger zu den Top-Springern gehören kann. Der Oberstdorf­er zeigte in den Jahren zuvor aber auch immer wieder Nerven. Unter dem neuen Bundestrai­ner Stefan Horngacher wurde Geiger aber noch stärker und stieg bei derViersch­anzentourn­ee zum Favoriten auf. Am Ende reichte es zwar nur zu Platz drei, aber der 27-Jährige eroberte danach das Gelbe Trikot des Gesamtwelt­cupführend­en. In Predazzo gewann er beide Springen, und auch in Rasnow und Lahti stand er ganz oben auf dem Siegertrep­pchen. Nur der Österreich­er Stefan Kraft war noch besser und nahm Geiger die Führung im Gesamtwelt­cup ab, die sich der Deutsche durch den Ausfall der letzten drei Weltcups nicht mehr zurückhole­n konnte.

Enttäuschu­ng der Saison Jahrzehnte­lang gewannen die deutschen Rodler in Serie. Doch die Dominanz ist bei den Einsitzern dahin. Die Männer haben sogar den Anschluss an die besten Rodler der Welt verloren. Johannes Ludwig ist als Vierter bester Deutscher im Gesamtwelt­cup. Olympiasie­ger Felix Loch kam nur auf Platz sieben. Bei derWM blieben die Rodler ohne Medaille. Die Frauen mussten den Rücktritt von Tatjana Hüfner sowie die Babypausen von Natalie Geisenberg­er und Dajana Eitberger kompensier­en. Das gelang zumindest Julia Taubitz, die den Gesamtwelt­cup und WM-Silber gewann.

Rekord der Saison Bob-Pilot Franceso Friedrich hat in dieser Saison zum sechsten Mal in Folge den Weltmeiste­rtitel im Zweierbob geholt. Auf seiner Heimbahn in Altenberg war der Deutsche auch diesmal nicht zu schlagen. Die alte Bestmarke hatte der Italiener Eugenio Monti vor mehr als 60 Jahren aufgestell­t. Friedich gewann außerdem den Titel im Viererbob und sicherte sich in beiden Gefährten auch vorzeitig den Gesamtwelt­cup.

Aufreger der Saison Ob im alpinen Skisport oder im Skispringe­n, zahlreiche schwere Knieverlet­zungen sorgten für Diskussion­en. In beiden Sportarten geht es darum, dass die aktuellen Ski sowie die Skibindung­en Knieverlet­zungen im Fall eines Sturzes begünstige­n.

 ?? FOTO: MARCO TACCA/AP ?? Thomas Dreßen jubelt, nachdem er die Abfahrt in Saalbach-Hinterglem­m in Österreich gewonnen hat. Es war bereits sein dritter Saisonsieg im Comebackja­hr.
FOTO: MARCO TACCA/AP Thomas Dreßen jubelt, nachdem er die Abfahrt in Saalbach-Hinterglem­m in Österreich gewonnen hat. Es war bereits sein dritter Saisonsieg im Comebackja­hr.

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