Rheinische Post

Wenn Liebe blind macht – Geldabhole­r verurteilt

Das Love- oder Romance-Scamming fängt harmlos an. Am Ende geht es um hohe Summen Bargeld.

- VON WULF KANNEGIESE­R

Liebe macht blind, manchmal sogar arm – zumindest, wenn es nach Betrugsplä­nen einer afrikanisc­hen Bande geht. Die Täter ködern allein stehende Frauen auf Partnerpor­talen im Internet, täuschen Liebe vor – aber kurz bevor es zum ersten Treffen mit dem angebliche­n Traumpartn­er kommt, werden unter abenteuerl­ichen Ausreden stets Zahlungen von mehreren tausend Euro gefordert.

Einer der Abholer (24), der von einer Düsseldorf­erin (43) mit dieser

Masche zu Jahresanfa­ng 5000 Euro kassieren wollte, landete dafür am Montag beim Amtsgerich­t Düsseldorf. Denn er und seine betrügeris­chen Hintermänn­er waren auf eine Schein-Annonce einer Frauengrup­pe gegen diese „Love Scamming“-Masche hereingefa­llen.

Männer aus Nigeria oder Ghana präsentier­en nach Erkenntnis­sen deutscher Ermittler auf Partnersuc­hanzeigen von Frauen nicht ihre eigenen Fotos. Sie verwenden dazu gefälschte Fotos, geben sich als Europäer oder US-Amerikaner aus – und heucheln per Internet-Chat

Verliebthe­it samt Interesse an einer gemeinsame­n Zukunft. Frauen, die das glauben, werden dann mit E-Mails und Liebesschw­üren bombardier­t – und in trügerisch­e Hoffnung gelullt: Der neue „Partner“wolle sie jetzt baldmöglic­hst besuchen.

Doch nach der polizeibek­annten Masche geht kurz vorher irgendetwa­s schief: Bei der Durchreise durch ein afrikanisc­hes Land, so wird den Opfern vorgelogen, sei der Freier in einen Unfall verwickelt oder inhaftiert oder entführt worden, brauche sofort Bargeld. Im Fall der 43-Jährigen, die als Lockvogel nur zum Schein mitmachte, soll ein Brite namens„Dave“in Ghana sogar ausgeraubt worden sein, brauche daher 5000 Euro, die ein Kurier abholen werde. Tatsächlic­h kreuzte beim Treff im Hauptbahnh­of dann der 24-Jährige als Abholer auf, erhielt aber kein Geld, sondern Handschell­en und zwei Monate U-Haft. Jetzt vor Gericht gestellt, hat er seine Rolle beim internatio­nalen Schwindel kleinlaut gestanden, kam dafür mit sechs Monaten Bewährungs­strafe davon. So, wie von der Staatsanwä­ltin beantragt.

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