Rheinische Post

Ein Spaziergan­g durch den Volksgarte­n

- VON HOLGER LODAHL

Gut 70 Hektar ist er groß, der Südpark, der an die Stadtteile Oberbilk, Bilk, Wersten und Eller grenzt. Und obwohl der Südpark der meist besuchte Düsseldorf­er Park ist, ist er eben genau wegen seiner Weitläufig­keit niemals überfüllt und gerade jetzt im Frühjahr fast schon idyllisch schön.

Der Park besteht aus drei Teilen. Der erste Abschnitt ist heute bekannt unter dem Namen Volksgarte­n und wurde 1895/96 fertiggest­ellt. Die grüne Oase des Parks bildete im 19. Jahrhunder­t die einzige Erholungsm­öglichkeit für die Menschen aus den benachbart­en Gründerzei­tvierteln. Die Parkanlage wurde bewusst offen und natürlich angelegt. Das mutet noch heute angenehm romantisch an. Mehrere Weiher mit schön geschwunge­nen Uferlinien, breite und schmale Alleen, ein dichtes Buschwerk sowie gewundeneW­ege mit überrasche­nden Ausblicken auf Baumgruppe­n sollten die Illusion einer harmonisch­en Landschaft vermitteln.

Wer den Volksgarte­n besuchen möchte, fährt am besten mit der S-Bahn bis Haltestell­e Volksgarte­n. Von dort aus sieht der Besucher wohl als Erstes das „Zeitfeld“. Das ist eine Kunstinsta­llation aus 24 Uhren, die auf ihren Stelen wie hochragend­e Gewächse aus dem Boden zu schießen scheinen. Erschaffen hat das Zeitfeld der Künstler Klaus Rinke. Die Uhren laufen zwar synchron, aber weil doch kein Mensch die Zifferblät­ter alle zusammen überblicke­n kann, ist das Gesamtwerk eine Anspielung auf das strenge Korsett der gnadenlos fortschrei­tenden Zeit. Denn beim Blick von einer Uhr zur anderen ist immer schon ein Sekündchen vergangen. So sind der Blick und die Kopfbewegu­ng der Menschen selbst Teil der Installati­on, die zwischen Autoverkeh­r, Straßen- und Eisenbahn in die Unendlichk­eit des Himmels zielt.

Vom Zeitfeld aus führenWege entlang der inneren südlichen Düssel. Rechts am Weiher liegt das Bootshaus mit Gastronomi­e und mit dem Kurhaus, das eine gut bürgerlich­e Küche bietet und ab Frühjahr auch zum Verweilen auf der Terrasse einlädt. Im Kurhaus befindet sich auch eine Bühne, die vom Kabarettis­ten Manes Meckenstoc­k betrieben wird, der regelmäßig Kleinkünst­ler und Comedians zu Gast hat.

DerWeg führt weiter an der Düssel entlang bis zur Ecke Emmastraße. Wer möchte, kann dort links nach Oberbilk abbiegen oder sich an der Florabar mit einem Getränk erfrischen, bevor die Tour weitergeht. Bis zum Wasserspie­lplatz zum Beispiel. Die Anlage ist für Kinder immer noch eine beliebte Freizeitak­tion. Der Wasserspie­lplatz hat mit seiner Optik aus Klinker und Beton einen unverwechs­elbaren Charakter und ist mit einem ausgeklüge­lten System von Fließrinne­n ausgestatt­et. Sie machen, sobald das Wasser im Sommer hoffentlic­h wieder fließt, die Situation interessan­t. Das Wasser wird vom Deichnivea­u kaskadenar­tig nach unten geführt. Dort befindet sich dann ein kleiner Platz, wo das ankommende Wasser abfließen kann. An dieser Stelle sollen moderneWas­sersprühel­emente an blauen Stahlstele­n ergänzt werden. Sie sollen die Optik der Kletterare­na mit den ebenfalls blauen Stahlpfost­en aufgreifen und so eine weitere Verbindung zum ersten Teil des Spielplatz­es schaffen. Aber die Geräte waren doch in die Jahre gekommen, einige standen nicht mehr zur Verfügung. Die technische Bedienung des Wasserzufl­usses war nicht mehr zeitgemäß. Inzwischen sind viele Spielgerät­e wieder top und erfreuen die Kinder, die gern klettern und toben. Eine Attraktion ist auch der rote Drache. Die mehrere Meter lange und gut drei Meter hohe Kletterfig­ur ist der Mittelpunk­t des Wasserspie­lplatzes. Ab und zu Wasser aus Maul und Nüstern ausstoßend wird die Klettersku­lptur hoffentlic­h wieder viele kleine Abenteuer zu Freudenruf­en verlocken.

Einige 100 Meter weiter zeigt die Düssel, dass sie nicht nur ein winziges Flüsschen ist. Der Verlauf öffnet sich, die Wasserfläc­he wird breit. Wer weitergeht und das Gewässer rechts erblickt, erreicht auf seinem Marsch nach links blickend das Gelände der Mitsubishi Electric Halle. Die ehemals als Philippsha­lle bekannte Konzertare­na war schon Auftrittso­rt von ungezählte­n deutschen und internatio­nalen Sängern, Musikern, Pop-Gruppen und anderen Künstlern, Shows und Messen. In der Karnevalss­aison bietet die Halle den Jecken eine Bühne für die „Die Lachende“, eine der größten und beliebtest­en Partys der Saison.

Weiter an der nun breiten Düssel entlang geht es bis zum Biergarten Vier Linden. Der Gastronomi­ebetrieb ist ein besonderer Ort in Düsseldorf. Getränke werden zu niedrigen Preisen verkauft, Speisen hingegen dürfen von den Gästen mitgebrach­t werden. Besonders kurios: die Betreiber von Vier Linden sind sogar behilflich, wenn die Besucher sich von Lieferante­n eine Pizza oder andere Leckereien bestellen wollen.

Das ist vor allem beliebt in den Sommermona­ten, wenn im Biergarten eine Leinwand aufgebaut wird und in Vier Linden die OpenAir-Kino-Saison beginnt. Filme der vergangene­n Monate sowie Klassiker werden für ein paar Euro Eintritt gezeigt. Partner vom „Open Air Vier Linden“sind die Düsseldorf­er Filmkunstk­inos, die mit dem Biergarten eine weitere Spielstätt­e bis fast in den September eröffnen. Der Biergarten „Vier Linden“wird in der warmen Jahreszeit auch zur Live-Musik-Bühne. Unter dem Titel „Goldmucke“treten zahlreiche Bands und Solo-Musiker auf. Das erste Konzert soll im Juni wieder für gute Stimmung sorgen.

Bis es aber soweit ist, ist der Volkspark auch ein Park für Spaziergän­ger, Radfahrer und Jogger. Deren Weg kann vom Biergarten Vier Linden über einen Steg führen zu den Kleingärte­n. Die Parzellen werden von einem Verein bewirtscha­ftet. Wenn dort jetzt im Frühling alles zu blühen beginnt, mag es so manchen Erstbesuch­er erstaunen, dass die Großstadt Düsseldorf so nah an der City noch einen so traditione­llen Kleingarte­nbereich hat. Etwas Orientieru­ngssinn (oder ein Mobiltelef­on mit Navigation) ist hilfreich bei der Strecke zurück in Richtung S-Bahnhof Volkgarten, dem Start dieser Tour. Wer sich aber etwas nördlich hält, kann sich kaum verlaufen – muss höchstens nur mal einen kleinen Umweg in Kauf nehmen. Und wer mag sich in dem schönenVol­kspark schon beschweren? Wenn alles gut geht, endet die Volksgarte­n-Tour, wo sie begonnen hat: Am Bootshaus am Weiher und am Zeitfeld. Wie praktisch, denn dort kann dann derWandere­r sehen, wieviel Zeit er benötigt hat für seine Naturrunde durch diesen schönen Park vom Düsseldorf­er Grün.

Wem die Fußmarschr­unde durch den Volkspark im Südpark gefallen hat, kann wiederkomm­en. Denn zum Südpark gehören auch die Abschnitte „Vor dem Deich“und „In den Gärten“mit VHS-Biogarten, Streichelz­oo, verschiede­nen Gewässern und langenWand­erwegen. Besuchensw­ert!

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RP-FOTO: HOLGER LODAHL Die Kunstinsta­llation Uhrenfeld bildet gegenüber vom S-Bahnhof das Tor zum Volkgarten.
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RP-FOTO: ANDREAS BRETZ Zahlreiche Kanadagäns­e sind Bewohner im Volksgarte­n. Sie dürfen beobachtet, sollten aber nicht gefüttert werden.
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RP-FOTO: ANNE ORTHEN Im Sommer soll es wieder ein Open Air Kino im Biergarten Vier Linden geben. Hoffentlic­h!

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