Rheinische Post

Urlaub wegen Corona-Chaos abgebroche­n

Die Düsseldorf­erin Desirée Henack hatte plötzlich aus Thailand nur noch einen Rückflug nach St. Petersburg statt nach Hause. Tagelang erreichte sie niemanden – nun reist sie früher über Amsterdam zurück.

- VON NICOLE LANGE

Als Desirée Henack vor mehr als zwei Wochen zu ihrem Urlaub nach Thailand aufbrach, sprach Deutschlan­d schon über Corona. Großverans­taltungen wurden verschoben, Desinfekti­onsmittel war kaum noch zu bekommen. Wie rasant die Entwicklun­g weitergehe­n würde, war da aber noch längst nicht abzusehen – und auch nicht, dass die Düsseldorf­erin nach mehrtätige­r Unsicherhe­it schließlic­h die Reise früher abbrechen würde, um irgendwie noch zurück in die Landeshaup­tstadt zu kommen.

Gefreut hatte sich die 32-Jährige jedenfalls sehr auf die Reise, die sie mit einem Flug der Gesellscha­ft Aeroflot antrat. „Ich bin nach Phuket geflogen und habe mich dort mit einer früheren Schulfreun­din getroffen, um drei Wochen im Land herumzurei­sen“, berichtet sie. Und die ersten zehn Tage seien auch tatsächlic­h super gewesen. „Das Land ist schön, und man merkt hier auch insgesamt nicht viel von Corona, die Menschen sind entspannt.“

Dass die Hotels nicht ausgelaste­t sind, bemerke man schon, normalerwe­ise sei wohl zweifellos mehr los an den gefragtere­n Touristeno­rten: „Aber es gibt nicht die geringste Panikmache.“Getrübt war die Stimmung in den vergangene­n Tagen aber doch: „Man bekommt natürlich trotzdem die Nachrichte­n von zu Hause mit, dass die Schulen und Kitas geschlosse­n werden beispielsw­eise. Und wie sich die Familie um einen sorgt und dann auch nachfragt.“

Dass die Sorge zumindest nicht ganz unberechti­gt war, habe sie dann nur auf eigene Initiative herausgefu­nden – denn es gab keine Mail, dass sich an ihrem Flug etwas geändert hätte, weder von der Airline Aeroflot – die tatsächlic­h alle Flüge zu deutschen Zielen eingestell­t hat – noch von dem Buchungspo­rtal, über das sie den Flug gebucht hatte. „Ich hatte aber gelesen, dass einige Fluggesell­schaften Deutschlan­d nicht mehr anfliegen, und habe mich dann selbständi­g auf der Seite informiert.“Dort entdeckte sie dann, dass ihr Rückflug – eigentlich geplant für den 23. März – kommentarl­os auf das Ziel St. Petersburg umgeleitet worden war. Für eine russische Airline naheliegen­d – aber eine Sackgasse für die Düsseldorf­erin, die fortan versuchte, umzubuchen oder zu stornieren. „Es gab nur den Hinweis, dass Stornierun­gen kostenpfli­chtig seien und man sich an die Fluggesell­schaft werden solle.“Die dortige Info-Hotline aber war dauerbeset­zt, auch für Freunde, die für Desirée Henack aus Deutschlan­d dort anriefen.

Das Buchungspo­rtal rief sie ebenfalls an, dort hieß es, die telefonisc­he Hilfe sei aktuell überlastet, man könne nur per Mail helfen – auch hier gab es aber zunächst keine Antwort. „Das ist einerseits natürlich verständli­ch bei dem Ansturm, aber anderersei­ts will man auch das Problem lösen und wissen, ob man sich einen ganz neuen Flug buchen muss.“Zumal es angesichts der rasanten Entwicklun­g auch nicht mehr sicher schien, welche Airlines in den kommenden Tagen Deutschlan­d überhaupt noch ansteuern werden – Emirates etwa hatte sie mit der Verbindung nach Frankfurt im Blick, von da aus wäre es mit dem Zug weitergega­ngen.„Es ist einfach ärgerlich, wenn man niemanden erreichen kann.“

Auch auf Anfrage unserer Redaktion meldete sich bis Montagaben­d niemand – weder ein Vertreter der Fluggesell­schaft noch des Flugportal­s. Von dort hieß es in einer standardis­ierten Antwortmai­l lediglich, man priorisier­e aktuell Abreisen, die innerhalb der kommenden 72 Stunden geplant seien. Dazu der Hinweis: „Bitte schauen Sie auf der Internetse­ite der von Ihnen gebuchten Fluggesell­schaft nach den aktuellste­n Informatio­nen bezüglich Ihres Fluges.“

Kurzfristi­g ergab sich dennoch eine neue Entwicklun­g. Eine Freundin der Düsseldorf­erin erreichte die Airline Aeroflot von Deutschlan­d aus telefonisc­h – und buchte den Flug kurzentsch­lossen um – sicherheit­shalber gleich auf Montag und mit dem nächstgele­genen Ziel Amsterdam. Eigentlich hatte Desirée Henack zwar erst am 19. März zurück in Phuket sein und am 23. zurückflie­gen wollen – aber nun geht es der Düsseldorf­erin schlicht darum, nach Hause zu kommen. Sie brach also von Ko Nghai nach Phuket auf (unter anderem mit zwei Fähren), um von dort eineWoche eher als geplant zurückzufl­iegen.

Bericht

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FOTO: PRIVAT Da war der Urlaub noch schön: Die Düsseldorf­erin Desirée Henack genoss ihre Rundreise durch Thailand, ehe ihr Rückflug geändert wurde.

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