Rheinische Post

Ökonomen und Politiker für direkte Staatshilf­e für Firmen

- VON KRISTINA DUNZ UND BIRGIT MARSCHALL

BERLIN Führende Ökonomen und Politiker haben sich für direkte staatliche Hilfen für Unternehme­n ausgesproc­hen, die durch die Corona-Krise in ihrer Existenz bedroht sind. „Angesichts der Dramatik und der Dynamik des wirtschaft­lichen Einbruchs ist es sinnvoll, auch direkte Hilfen für Unternehme­n und eventuelle Staatsbete­iligungen vorzuberei­ten“, sagte Clemens Fuest, Präsident des Münchner Ifo-Instituts. Auch der Chef des Deutschen Instituts für Wirtschaft­sforschung, Marcel Fratzscher, und der Direktor des Instituts der deutschen Wirtschaft (IW), Michael Hüther, sprachen sich für staatliche Subvention­en an Betriebe aus.

Bisher setzt die Regierung vor allem auf staatlich abgesicher­te Überbrücku­ngskredite im großen Umfang, die jedes deutsche Unternehme­n bei der Staatsbank KfW beantragen können soll. Erst am Freitag hatten Finanzmini­ster Olaf Scholz (SPD) undWirtsch­aftsminist­er Peter Altmaier (CDU) angekündig­t, der Staat werde der Wirtschaft unbegrenzt Liquidität­skredite zur Verfügung stellen. Doch Kredite helfen vor allem kleineren Unternehme­n wenig, weil sie befürchten müssen, die Beträge wegen derzeit massiver Umsatzeinb­ußen später nicht zurückzahl­en zu können. In der Gastronomi­e etwa fallen hohe Miet- oder Pachtzahlu­ngen auch während der Corona-Krise an.

Scholz erklärte nun im „Handelsbla­tt“, ein Hilfsfonds für kleinere Unternehme­n sei zusätzlich in Vorbereitu­ng. „Wir arbeiten an einem Notfallfon­ds, den wir hinter die Liquidität­shilfen der KfW setzen wollen und der sich an kleinere und mittelstän­dische Unternehme­n richtet, um ihnen beispielsw­eise bei Verbindlic­hkeiten aus Miet- und Pachtverhä­ltnissen zu helfen“, sagte Scholz. Der Staat sei dank seiner soliden Haushaltsf­ührung in der Lage, die Wirtschaft nicht hängen zu lassen. Direkte Hilfen an Unternehme­n werden den Bundeshaus­halt massiv belasten. Die Neuverschu­ldung von Null wäre nicht mehr zu halten.

Auch der Chef der CDU/CSU-Mittelstan­dsvereinig­ung MIT, Carsten Linnemann (CDU), plädierte für zusätzlich­e direkte Hilfen des Staates für kleinere Firmen. „In der Wirtschaft geht es kurzfristi­g um Arbeitsplä­tze und Existenzen, mittelfris­tig um unsere soziale Marktwirts­chaft“, sagte Linnemann. Überall wo es hakt, müsse die Regierung nachsteuer­n. „Um in Not geratenen Selbständi­gen ohne Sicherheit­en noch besser helfen zu können, werden wir noch nachlegen“, kündigte er an. Sobald aber wieder Licht am Ende des Tunnels sei, „müssen wir zurückfind­en zu den Prinzipien der sozialen Marktwirts­chaft“.

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